HERSBRUCK – Seit 16. Dezember heißt es auch für die Schüler in der Umgebung wieder: Unterricht zu Hause. Die Einrichtungen in Hersbruck sehen sich gut gewappnet, auch, weil sie Erfahrungen und Lehren aus dem ersten Lockdown ziehen können. Bei der technischen Ausstattung gibt es an manchen Stellen aber noch Verbesserungsbedarf.
„Wir können vom einen auf den anderen Tag umstellen“, sagt Klaus Neunhoeffer, Schulleiter am Paul-Pfinzing-Gymnasium. Nicht nur sei man nun technisch besser aufgestellt als im ersten Lockdown, man wisse zudem, dass die Schüler auch zu Hause eine klare Struktur bräuchten, damit der Schulalltag gelingt. „Im Frühjahr haben wir noch mehr auf Eigenbetrieb gesetzt“, verrät Neunhoeffer.
Es sei aber auch klar geworden, dass man Kinder und Jugendliche nicht sechs Stunden am Tag vor den Bildschirm setzen und dort unterrichten könne. Deshalb gebe es am PPG einen Wochenplan für Arbeitsaufträge und zu bestimmten Zeiten Videosequenzen. Damit werde ein Stück weit auch neuer Lernstoff vermittelt – aber ersetzen könne das Homeschooling den Unterricht vor Ort nicht. Im ersten Lockdown habe man die Erfahrung gemacht, dass nicht nur beim Lernen, sondern auch im Austausch untereinander Verluste entstehen. „Jeder Tag Präsenz ist ein guter Tag“, sagt Neunhoeffer deshalb.
Nicht viel neuer Stoff
Auch an der Johannes-Scharrer-Realschule geht die Umstellung „nicht unvorbereitet“ vonstatten, erzählt Schulleiter Thomas Zankl: „Die größeren Schüler haben bereits Übung im Homeschooling, bei den Fünft- und Sechstklässlern muss es sich erst noch einspielen. Da ist es super, wenn die Eltern zu Hause helfen können.“ Vermittelt werde ein „Mix“ aus neuen Inhalten und Wiederholungen. Zu viel neuen Stoff digital zu lehren sei schwierig, sagt Zankl – die Erfahrung zeige, dass einiges im Präsenzunterricht noch mal aufgearbeitet werden müsse.
Durch die Erfahrungen im Frühjahr habe man mittlerweile ein Gespür dafür, was im Homeschooling machbar sei und was nicht. Die Umstellung auf Microsoft Teams als Kommunikationsplattform habe beispielsweise sehr geholfen, weil der Zugriff besser funktioniere. Für die Lehrer sei es außerdem eine Erleichterung, komplett von zu Hause zu unterrichten: Zum einen müssten sie nun nicht mehr zwischen digitalem und Präsenzunterricht wechseln. Die Vorbereitung dafür sei sehr aufwendig gewesen, so Zankl. Zudem habe der digitale Unterricht aus dem Schulhaus heraus mit der vorhandenen 16 MBit-Leitung einfach nicht funktioniert. Aber natürlich bleibe online auch einiges auf der Stecke, vor allem, was den Austausch untereinander angehe.
Beim Thema Notbetreuung sei der Bedarf an der JSR nicht sehr groß. Für den 21. und 22. Dezember sei diese bereits organisiert. Wie es im neuen Jahr weitergehe, sei dagegen noch offen: „Dann müssen wir kurzfristig reagieren“, sagt Zankl. Genauso vage ist, ob es für die Abschlussklassen andere Regelungen geben wird. „Wir wissen nichts Konkretes.“ Bisher hätten die aber „nicht leiden“ müssen, sagt der Schulleiter – im Gegenteil, der Unterricht sei teilweise sogar mehr gewesen, weil zum Beispiel Ausflüge nicht stattfinden konnten.
Auf Nummer sicher
An der Grete-Schickedanz-Mittelschule werden alle Schüler schon seit vergangenem Montag zu Hause unterrichtet: „Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und dem Schulamt haben wir uns dazu entschlossen“, sagt Schulleiter Franz Altmann. Damit auch technisch alles klappt, wurden vergangene Woche Tablets verliehen, mit denen sich die Schüler testweise in die Systeme einwählen sollten. „Das klappt schon ganz gut“, so Altmann.
Vor allem für Schüler, die zu Hause nur ein Handy als Endgerät haben, habe der Schulverbund Leih-Tablets angeschafft. Mit dem sogenannten Schulmanager und Microsoft Teams kommunizieren die Jugendlichen mit ihren Lehrern, fotografieren zum Beispiel Hausaufgaben ab und schicken sie zur Korrektur an die Pädagogen.
Klare Struktur
Pro Tag gibt es drei 60-minütige Unterrichtseinheiten, in denen vor allem die Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch vermittelt werden, erklärt Altmann. Danach folgt eine Hausaufgaben-Sprechstunde. Doch trotz aller Organisation gebe es immer wieder Schüler, die daheim nicht im gleichen Maße lernen können wie vor Ort – sei es aus Gründen der Technik, der Sprache oder der Motivation. Das habe vor allem der erste Lockdown gezeigt, so der Rektor. Nach Rücksprache mit den Eltern gehe die Mittelschule deshalb gezielt auf diese Schüler zu und biete ihnen Präsenzunterricht an.
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Von den Erfahrungen des Frühjahrs profitiert auch die Grete-Schickedanz-Grundschule: „Damals konnten wir uns das alles nicht richtig vorstellen, aber nun sind auch die Eltern darauf eingestellt“, weiß Rektorin Ruth Schneider. Neben Videokonferenzen bekämen die Kinder Materialpakete und einen Plan mit nach Hause. Vor allem für Erstklässler sei gutes Material wichtig, denn die Kleinen könnten ohne Hilfe eines Erwachsenen noch nicht arbeiten. Onlineunterricht stehe da eher an zweiter Stelle. Die Einrichtung hat deshalb Arbeitshefte angeschafft, in denen die Seiten immer gleich aufgebaut sind und die Kinder ohne viel Erklärung wissen, was zu tun ist.
Ohne die Unterstützung der Eltern gehe es in der ersten und zweiten Klasse aber trotzdem nicht, sagt Schneider. Deshalb ist vor allem in der Grundschule die Notbetreuung ein Thema. Die meisten Hersbrucker Kinder, deren Eltern nicht zu Hause bleiben können, hätten aber einen Hortplatz.
Etwas schwierig gestaltet sich dagegen das Thema Technik. „Wir haben schon lange Geräte bestellt, aber noch nichts bekommen“, beschreibt Schneider die Lieferengpässe. Bisher seien nicht alle Schüler mit den notwendigen Geräten ausgestattet. Vieles, wie Videochats oder Erklärvideos, laufe deshalb übers Handy.