NÜRNBERGER LAND – Die Konzepte für den Wechselunterricht lagen schon fix und fertig in den Schreibtischschubladen, aber nach dem Kabinettsbeschluss am Sonntag müssen die weiterführenden Schulen im „Corona-Hotspot“ Nürnberger Land ihre Schüler, zumindest die ab Jahrgangsstufe acht, ab Mittwoch wohl komplett ins Homeschooling schicken.
Lediglich die Unterstufe und die Abschlussklassen haben dann noch „Präsenzunterricht“. Ein Hin und Her, das Schulleitern, Lehrern und Eltern viel abverlangt.
„Wir haben am Samstag um 9.30 Uhr ein Schreiben des Gesundheitsamts erhalten und uns getroffen, um zu besprechen, wie wir vorgehen“, erzählt Peter Müller, Leiter der Realschule am Fränkischen Dünenweg in Röthenbach. Da hatte der Landkreis die 200er-Inzidenz „gerissen“. Auf den „Hybridunterricht“ in den insgesamt neun betroffenen achten und neunten Klassen sei man gut vorbereitet gewesen, hatte geplant, diese im täglichen Wechsel zu beschulen. Doch gestern dann die Kehrtwende.
Turnhalle war schon bestuhlt
„Wir haben jetzt den Distanzunterricht ab Mittwoch im Blick“, meint Müller vorsichtig. Denn genauere Informationen hatten er und seine Schulleiterkollegen bis heute, 7. Dezember, nicht. Unklar ist zum Beispiel, wie mit Schulaufgaben verfahren wird, in der eigentlich „heißen“ Proben-Zeit vor den Weihnachtsferien. „Ich hatte schon die Turnhalle bestuhlen lassen, da wären Leistungsnachweise mit genug Abstand möglich gewesen“, sagt der Rektor. Jetzt müssten Schulaufgaben vermutlich verschoben werden.
Ein weiteres Problem an der Röthenbacher Realschule ist die relativ schlechte Internetanbindung. Zwar hat die Schule – anders als andere – die Microsoft-Teams-Software selbst gekauft und somit nicht das Problem der auslaufenden Lizenz am Jahresende. Allerdings sind die Computer in den Klassenzimmern nicht für Videounterricht geeignet. Lehrer müssen sich laut Peter Müller oft mit ihren Privatgeräten einloggen.
Schulen müssen auf den Landtag warten
„Flexibilität ist in diesen Zeiten gefordert“, meint Clemens Berthold, Leiter des Röthenbacher Geschwister-Scholl-Gymnasiums, mit einem Anflug von Ironie in der Stimme. Er hatte die Eltern am Samstag über den Wechselunterricht ab Montag informiert, die betroffenen Klassen wurden halbiert.
„Gruppe A“ hätte diese Woche in die Schule kommen sollen, „Gruppe B“ ab nächster Woche. „Jetzt müssen die Schüler von Gruppe B am Dienstag nochmal rein, damit sie zumindest ihre Bücher holen können, wenn wirklich Distanzunterricht kommt“, sagt Berthold. Allerdings könne er ja nicht der Entscheidung des Landtags vorgreifen.
Weiterer Unsicherheitsfaktor: Bis Montag gab es laut Berthold keine schlüssige Bestimmung, ob an Gymnasien nur die Q12 unter den Begriff „Abschlussklasse“ fällt oder auch schon die Q11. Für die Lehrer bedeutet die Kombination aus Klassen im Präsenz- und im Heimunterricht auf jeden Fall eine Umstellung.
Konkret könnte es so aussehen, dass Lehrkräfte, nachdem sie eine Klasse im Schulgebäude „live“ unterrichtet haben, das Zimmer wechseln und sich dort ins Internet einloggen, um mit den anderen zu Hause zu lernen. „Geräte dafür gibt es bei uns genug“, so Berthold.
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Unklar, ob Schüler aufpassen
Videokonferenzen aus den leeren Klassenzimmern strebt man auch an der Laufer Oskar-Sembach-Realschule an, wo zehn achte und neunte Klassen ins Homeschooling müssen. „Wir dürfen die Schüler aus Datenschutzgründen allerdings nicht zwingen, ihre Kameras einzuschalten“, erklärt Schulleiter Günter Heid die Tücken.
Außerdem soll der Datenverkehr möglichst gering gehalten werden. Ob die Schüler wirklich den Unterricht verfolgen oder sich eher mit dem Handy beschäftigen, könne die Lehrkraft dann nicht überprüfen.
Für die Schüler sei es natürlich wichtig, in der Schule zu sein. Prinzipiell sei kompletter Distanzunterricht für die Schule jedoch leichter zu organisieren als Wechselunterricht, räumt Heid ein. Auch weil zurzeit an der Oskar-Sembach-Realschule wieder eine Klasse plus einige weitere Schüler in Quarantäne sind. „Das größte Problem ist die Kurzfristigkeit der Entscheidungen“, betont der Rektor.
Das sieht Roger Brix, Rektor an der Laufer Bertlein-Mittelschule ähnlich. „Über zu wenig Arbeit kann ich mich im Moment nicht beschweren.“ Er muss „nur“ eine achte Klasse ab Mittwoch ins Homeschooling schicken, bei den neunten handelt es sich allesamt um Abschlussklassen. Auch an der Bertleinschule ist aber aktuell wieder eine Klasse in Quarantäne, außerdem zwei Lehrkräfte.