Corona-Pandemie

Freiwillige Tests für Schüler

HERSBRUCK (jg) – Seit Montag dürfen bayernweit die Schulen unter strengen Regeln wieder öffnen. Pünktlich dazu hat das Schulamt Nürnberger Land einen Informationsbrief an die Schulleiter verschickt. Darin geht es um die freiwilligen Testungen von Schülerinnen und Schülern in den Zentren in Hersbruck und Altdorf. Manche Eltern fühlen sich alleingelassen, während Schulen und Behörden mit Personalmangel und der Gesetzeslage argumentieren.

„Ich sehe absolut keinen Sinn darin“, erzählt Karin Holzinger aus Happurg. Ihre Enkelin besucht eine Schule im Nürnberger Land, und der Brief sei ohne Erklärung oder Kommentar bei der Familie angekommen. Sie fühlt sich, wie so oft in der Corona-Krise, alleingelassen mit Entscheidungen, die ihr niemand wirklich erklären könne.

Mehrere Punkte seien ihrer Meinung nach zu kritisieren. Zum einen seien die zwei Testzentren in Hersbruck und Altdorf nicht ausreichend und nur vormittags geöffnet. Es fehle an Kapazitäten, um das ganze Nürnberger Land abzudecken. Zum anderen könne man mit freiwilligen Tests keine Sicherheit in den Klassenzimmern gewährleisten. „Es wird keine Strategie vorgestellt, keine Hilfe angeboten, es heißt einfach: Friss oder stirb!“

Enge Zusammenarbeit

Diese Sorgen seien laut Jörg Baldamus, Direktor des Staatlichen Schulamts im Nürnberger Land, nur beschränkt gerechtfertigt: „Die Kapazitäten sind begrenzt, aber zum jetzigen Zeitpunkt bei Weitem nicht ausgelastet.“ Das eigentliche Problem sehe er darin, dass die Staatsregierung viele Regelungen sehr kurzfristig mitteile. Allerdings arbeite das Schulamt Nürnberger Land sehr eng mit dem Gesundheitsamt zusammen, um schnelle und zufriedenstellende Lösungen zu finden. „Die Behörden machen in dieser Zeit einen großartigen Job“, erklärt Baldamus.

Das sehe man auch bei der Koordination der Reintestungen der Lehrkräfte im Nürnberger Land vor dem Schulstart. „Das hat super geklappt, wäre aber für die große Menge an Schülern nicht möglich“, erzählt er. Dies sei zu personal- und zeitintensiv. Daher ruft das Schulamt dazu auf, das Angebot der freiwilligen Tests in Hersbruck und Altdorf wahrzunehmen, um möglichst viele Schüler durchzutesten.

Schnell spucken

Trotzdem hält Jörg Baldamus ein Verfahren, das in Österreich seit Kurzem praktiziert wird, für am sinnvollsten. Dort greife man an Schulen auf verpflichtende Vor-Ort-Tests mehrmals die Woche zurück. Das habe viele Vorteile, vor allem bei der Akzeptanz und der Logistik. Einen ähnlichen Weg geht die Grundschule Altdorf. Dort werde zweimal die Woche ein Spucktest von den Schülern eingereicht. „Der zuständige Apotheker holt die Röhrchen ab und führt diese für jede Klasse getrennt zusammen“, erklärt die Rektorin Carola Stöhr. So könne man anhand des Klassenpools sehen, ob Schüler betroffen sind und gegebenenfalls die Klasse in Quarantäne schicken. „Eltern erhalten einen QR-Code, um den Status abzufragen“, erzählt Stöhr. Die Kosten für den Test übernehme die Stadt Altdorf. Der Spucktest sei freiwillig und habe unter den Schülern eine Beteiligung von etwa 80 Prozent erreicht.

„Vor-Ort-Tests wären bei uns auch wünschenswert, leider fehlt das medizinische Personal für die Durchführung“, erklärt Ruth Schneider, Rektorin der Grete-Schickedanz-Grundschule in Hersbruck. Vor allem, wenn man die Tests vor der Anreise der Schüler durchführen könne, wäre mehr Sicherheit für Schüler, deren Eltern und auch Lehrkräfte gewährleistet. Der Schulstart sei dank des großen Engagements der Eltern dennoch sehr gut abgelaufen.


Andere Schulen verfolgen auch andere Konzepte. „Bei uns gibt es eine besondere Situation“, erklärt Klaus Neunhoeffer, Schulleiter des Paul-Pfinzing-Gymnasiums in Hersbruck. Nur der Abschlussjahrgang sei zurzeit im Präsenzunterricht. „Selbstverständlich würden Vor-Ort-Schnelltests den sowieso vorhandenen Druck des Abi-Jahrgangs etwas mildern“, erklärt er. Jedoch fehle auch hier die entsprechende Ausstattung. Wünschenswert sei diese Methode aber, wenn auch die restlichen Schüler wieder aus dem Distanzunterricht kommen.

Schritt zur Sicherheit

Während sich besorgte Eltern und Großeltern alleingelassen fühlen, sei die freiwillige Testung von Schülern in den Zentren laut Schulamt und Schulleitern im Nürnberger Land ein wichtiger Schritt in Richtung Sicherheit. Eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Schulamt, Gesundheitsamt und den Schulen sei in dieser Zeit das Wichtigste. So könne man Unklarheiten möglichst aus dem Weg räumen und gemeinsam Konzepte entwickeln, erklärt Jörg Baldamus. „Selbst wenn die Termine in den Testzentren ausgebucht wären, kann man sich im Webportal des Landratsamts auch an Hausärzte weiterleiten lassen.“

Anmeldung bei den Testzentren Hersbruck oder Altdorf unter: https://landkreis.nuernberger-land.de/index.php?id=6457

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