Stromtrassengegner stellen sich neu auf

Alles auf Anfang

E.T.? Da Vinci? An wen Klaus-Dieter Wenzel und Helga Freier mit ihrer Pose erinnern wollen, ist nicht ganz klar. Nichtsdestotrotz haben die beiden BI-Sprecher ein klares Ziel: neue Stromtrassen verhindern. | Foto: Christian Geist2020/09/Feucht-BI-Stromtrasse-Klaus-Dieter-Wenzel-Helga-Freier-online.jpg

FEUCHT – Jetzt hat Feucht offiziell zwei Bürgerinitiativen, die sich gegen Stromtrassen wehren. Helga Freier und Klaus-Dieter Wenzel führen die neue BI „Ja zum Reichswald – Nein zur Juratrasse“ an.

Nach den Personaldebatten der vergangenen Wochen haben sich die Verhältnisse um die Feuchter Stromtrassengegner geordnet. Fortan kämpfen zwei Bürgerinitiativen gegen die Juraleitung P 53. In der Reichswaldhalle gründete sich am Donnerstagabend die BI „Ja zum Reichswald – Nein zur Juratrasse“. Bereits jetzt zählt sie rund 90 Unterstützer.

„Die letzten Wochen waren etwas turbulent, das war kein guter Start für eine so wichtige Sache“, blickte Bürgermeister Jörg Kotzur in einem kurzen Grußwort auf die jüngsten Geschehnisse zurück und kritisierte – wenn auch nicht namentlich – die Freie-Wähler-Fraktionssprecherin Birgit Ruder, „eine Bürgerinitiative aus politischen Gründen an sich zu ziehen, das halte ich nicht für sinnvoll“. Kotzur berichtete ferner von bevorstehenden Gesprächen mit verschiedenen Behörden, Bürgermeistern, Landespolitikern und auch mit Netzbetreiber Tennet. Den Trassengegnern wünschte er abschließend „viel Erfolg bei dem Vorhaben, die Trasse ganz zu stoppen. Halten Sie zusammen. Dann bewegen Sie auch was“.

Ja zum Aktionskonsens

Noch bevor die Versammlung ihre Sprecher wählte, legte sie die Ziele der neu zu gründenden Bürgerinitiative fest. Diese möchte den Reichswald, Natur und Menschen schützen und die Juraleitung verhindern. Deshalb stellt sie sich „gegen einen überdimensionierten Netzausbau in Feucht oder anderswo“, wie es Versammlungsleiter Jörg Wendefeuer formulierte. Ferner will man eine dezentrale Energiewende herbeiführen, mit anderen Bürgerintiativen zusammenarbeiten und man erkennt den sogenannten Aktionskonsens an. Diesen befolgen im Grunde alle Bürgerinitiativen, die Trassen nicht nur verschieben, sondern in jedem Fall verhindern wollen.

Erfahren im Widerstand

Zu ihren Sprechern wählte die BI schließlich mit deutlicher Mehrheit Klaus-Dieter Wenzel (vorgeschlagen von SPD-Marktgemeinderat Hannes Schönfelder) und Helga Freier (vorgeschlagen von Grünen-Marktgemeinderätin Pia Hoffmann-Heinze). Die Wahl des Feuchter Architekten war wenig überraschend, da Wenzel vor Wochen bereits zum Sprecher der BI „Rettet den Reichswald – Stoppt die Stromtrasse“ gewählt worden war und die Veranstaltung am Donnerstag organisiert hatte.


Für Freier ist es das erste Mal, dass sie in leitender Funktion Protest übt. Als Bewohnerin der Weißenseesiedlung ist sie politische Auseinandersetzungen allerdings gewohnt. Anfang der 70er Jahre kämpfte die heute 69-Jährige gegen die Ansiedlung des Truppenübungsplatzes auf dem MUNA-Gelände, später gegen eine Mülldeponie und die ICE-Trasse. Nicht verhindern konnte die selbstständige Schneidermeisterin nur das letztgenannte Projekt. „Doch da wurde bei weitem nicht so viel Natur zerstört, wie jetzt auf dem Spiel steht“, sagt sie und spricht beim Trassenbau von einem Projekt, das nur wegen des Profits durchgezogen werden soll. „Dabei hat uns Corona doch gezeigt, dass wir radikal umdenken müssen.“

Unter Wenzels und Freiers Führung agieren künftig fünf Gruppen, die mit unterschiedlichen Aufgaben betraut sind. Hinzu kommen Bürger, die per Unterschrift den Einsatz der BI unterstützen. Ziel ist nun, möglichst viele Unterschriften zu sammeln und damit Druck auf die Politik auszuüben. „Es gibt viele Beispiele, in denen der Kleinere den Größeren besiegt hat“, sagte Wenzel zum Ende des Abends, „es ist nur die Frage, wohin man zielt“.

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