Anton Hofreiter war in Schnaittach

„Es geht um unsere Rettung“

Gleich nach seiner Ankunft im Badsaal verewigte sich Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter im Goldenen Buch der Marktgemeinde Schnaittach. | Foto: Beck2020/01/Anton-Hofreiter-Schnaittach-Goldenes-Buch-Badsaal-220120-Beck.jpg

SCHNAITTACH – Es hat etwas von dem Auftritt eines Popstars, als der Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, am Mittwochabend den Schnaittacher Badsaal betritt. Er unterstützt mit seinem Besuch die Ortsgruppe der Grünen und der Andrang ist groß. Noch während der Begrüßungsrede von Bürgermeister Frank Pitterlein tragen die Organisatoren zusätzliche Stühle in den Saal, um rund 200 Zuhörern einen Platz zu bieten.

Nach Veranstaltungen in Hirschaid und Erlangen ist Schnaittach Hofreiters dritte Station an diesem Tag. Trotzdem wirkt er motiviert, steht nach seiner Rede für persönliche Fragen und Selfies zur Verfügung. Bis zu den Wahlen im März wird Hofreiter weiter durch Bayern reisen und die immer gleichen Fragen zu Energiewende und tatsächlicher Existenz des Klimawandels hören. „Ich bin offen für alle Fragen. Im schlimmsten Fall kann ich sie nur nicht beantworten“, verkündet er seinem Publikum.

Die Unterstützung ländlicher Gemeinden wie Schnaittach hält der Fraktionschef für wichtig. „Ich selbst war Gemeinderat in der 6000-Einwohner-Gemeinde Sauerlach bei München und ich weiß, dass kleine Orte andere Probleme haben als die Städte. „Der ländliche Raum wird von der Bundespolitik oft vergessen“, sagt Hofreiter.

Ein immer präsentes Problem im ländlichen Raum, auch in Schnaittach, ist die Mobilität. Sie ist das Hauptthema am Mittwochabend und die Landratskandidatin der Grünen, Gabriele Drechsler, nennt den Ausbau des öffentlichen Verkehrs als eines der wichtigsten Ziele der Grünen im Nürnberger Land. Diesen Faden nimmt Hofreiter gerne auf. Er redet in einem kompakten Vortrag über die Deutsche Bahn, über synthetische Kraftstoffe, eine Versorgung des Netzes mit ausschließlich erneuerbaren Energien und über die ehrgeizigen Pläne der Grünen. „Unser Ziel ist ein Gesetz, das ab 2030 in Deutschland die Produktion von Verbrennungsmotoren verbietet“, sagt Hofreiter.

Es wird deutlich, dass der 49-Jährige für die Themen der Grünen brennt. Die Gäste im Badsaal erhalten einen Grundkurs über Industrie und Energieversorgung der Zukunft. „Selbst bei einem starken Ausbau des öffentlichen Verkehrs werden nie alle kleinen Ortschaften erschlossen werden. Außerdem arbeiten in Deutschland aktuell über 800 000 Menschen in der Autoindustrie, es existiert also auch ein sozialer Aspekt. Deswegen müssen Autos zukünftig emissionsfrei fahren“, sagt Hofreiter. In der Auswahl der alternativen Antriebe belege die Batterie aktuell den ersten Platz. „Sie hat eine Energieeffizienz von 80 Prozent. Ein Antrieb mit Wasserstoff dagegen nur 30 Prozent“, sagt Hofreiter. Eine Batterie trage allerdings kein Flugzeug über den Atlantik. „Dafür brauchen wir synthetische Kraftstoffe. Die Zeit von Kohle und fossilen Brennstoffen ist vorbei“, so Hofreiter.

Der Fraktionschef erklärt, was die Grünen wollen, welche Ideen in Sachen ertüchtigte Stromnetze existieren und wie viel billiger eine Zugfahrt werden soll. Die Frage des „Wie“ bleibt, wie so oft im Wahlkampf, auch am Mittwochabend offen. Welches Geld im Haushalt in Nachtzüge und den Ausbau des Netzes für mehr Güterzüge wandern soll und ob sich dafür Mehrheiten im Bundestag finden, kann Hofreiter nicht sagen. Stattdessen betont er mehrmals die Relevanz eines schnellen Wandels. „Der Erde ist die Geschichte des Menschen egal, sie hat bereits fünf Aussterbekatastrophen hinter sich. Es geht um die Rettung von uns selbst, und was wir verursachen, können wir auch verändern“, sagt Hofreiter und erntet dafür viel Applaus.

Nach seinem Vortrag hagelt es Fragen aus dem Publikum. Hofreiter weiß immer eine Antwort und beruhigt erhitzte Gemüter. Diese Diskussionen ist er gewohnt und die Fragen ähneln sich.

Sie handeln vom Zweifel an einer vollständigen Emissionsfreiheit bis 2050 und dem Verantwortungsgefühl der deutschen Bevölkerung. Hofreiter fordert seine Zuhörer zu Optimismus auf. „Obwohl die Tickets teuer und die Bahnhöfe heruntergekommen sind, sitze ich in überfüllten Zügen. Die Menschen wollen den Wandel, aber es kann nicht jeder selbst ein Windrad bauen. Es ist Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Bürgern die Veränderung zu erleichtern“, so Hofreiter.

Nach unzähligen Selfies und einer langen Schlange von Fans, die einmal ihren Standpunkt mitteilen wollen, hat der Wahlkämpfer endlich Feierabend. Hofreiter nimmt seinen Rucksack und verlässt mit seiner Assistentin zügig den Badsaal. Ein großer Teil der Zuhörer diskutiert einfach weiter und der Grünen-Ortschef Paul Raab strahlt vor Freude. Die Einladung von Hofreiter nach Schnaittach war eine gute Idee.

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