Frühling lockt ins Freie

Idyllisch ist es in der Einöde Krönhof
Idyllisch ist es in der Einöde Krönhof2012/05/42621_reisemoritzhenfenfeldkroenhof_0001_New_1336291264.jpg

HENFENFELD — Der Frühling präsentiert sich zurzeit von seiner schönsten Seite und lockt ins Freie – perfekt für eine Wanderung. Reiseautorin Christa Moritz beschreibt dieses Mal einen etwa zweistündigen Rundgang um Henfenfeld.

Wieder einmal habe ich festgestellt, dass es nicht unbedingt Bildungsreisen in ferne Länder sein müssen, um dazuzulernen, sondern dass dies ebenso in nächster Nähe möglich ist. So wie ich jetzt beim Lesen einer der Infotafeln entlang des „Mühlenwegs Hammerbachtal“ erfahren habe, wo der Begriff „Abstauben“ herrührt.

Es geht um Unehrlichkeit beim Mahlbetrieb. Einerseits wurden den Müllern immer wieder Sand und andere Dinge in die Säcke gemischt, um das Gewicht zu manipulieren, andererseits sorgte der Wohlstand in den Mühlen für neidvolles und missgünstiges Gerede, wobei der eine oder andere Müller tatsächlich seine Zulieferer betrog. Ein beliebter Trick war, für Löcher oder Klüfte im Mahlgang zu sorgen, sodass Mehl des Kunden auf abseitige Nischen fiel, die man später heimlich „abstaubte“ .

Geparkt habe ich oben vor Schloss Henfenfeld. Ein einziger Frühlingstraum, das zarte Grün der Bäume, die bunten Blumenrabatten. Ich atme den Duft der erwachten Natur während ich langsam im Schlosspark herumspaziere, einen Blick zur wieder eröffneten Schloss-Schenke werfe und mich in den Innenhof des Schlosses begebe. Mit viel Liebe ist gerade jemand dabei, die zahlreichen Töpfe zu bepflanzen. Das wird eine schöne Kulisse für die hier bei gutem Wetter stattfindenden Konzerte.

Interessiert lese ich auf einer Tafel die Geschichte der Kleinadelsburg: Die im Kern mittelalterliche Anlage wurde um 800 als Grenzburg des Karolinger-Reichs gebaut. Im 13. und 14. Jahrhundert war sie Stammsitz der „Herren von Henfenfeld“ und von 1530 bis 1764 waren die Nürnberger Patrizier Pfinzing die Schlossherren, deren bekanntester war der Kartograph Paul Pfinzing (1554–1599).

Ich schlendere hinunter zur Hauptstraße und lasse mich mit Gelbkreuz zum Ortsende und vor der Brücke nach links am Bach entlangführen. Tief und in vielen Windungen ist sein Bett eingegraben. Das Wasser plätschert, gurgelt, rauscht über Steine oder bildet kleine Strudel. Beim Anblick der gelben Löwenzahnwiesen und blühenden Obstbäume kommt mir das Gedicht Goethes in den Sinn: „Wie herrlich leuchtet mir die Natur, wie glänzt die Sonne, wie lacht die Flur!“

In einer guten halben Stunde erreiche ich Engelthal. Durch das im 14. Jahrhundert als Teil der Klostermauer errichtete Nordtor betrete ich den Ort. Es ist immer wieder schön, hier zu bummeln und die Reste alter Klosterherrlichkeit zu betrachten. 1240 wurde das Dominikanerinnenkloster von Ulrich II. von Königstein gegründet. Viele Jahre galt Engelthal als Ort göttlichen Gnadenwirkens. Die bekanntesten Nonnen waren Christine Ebner und Adelheid Langmann. Nach der Reformation übergab die letzte Priorin, Anna Tucher, das Kloster mit all seinen Besitzungen der Stadt Nürnberg.

Die Traditionsgaststätte „Goldner Engel“ steht immer noch zum Verkauf und die Kirche hat heute leider geschlossen.

Auf der Hauptstraße wandere ich vorbei an der „Gaststätte Grüner Baum“ aus dem Ort heraus. Nach der Raiffeisenbank biege ich mit mehreren Markierungen links ab, dem Hammerbach zu. Der Fahrweg windet sich allmählich zum Wald empor. Von der gegenüberliegenden Hangseite lugt die Frankenalb-Klinik. Bei der Wegkreuzung trennen sich die Markierungen und ich entscheide mich für das blaue Kreuz geradeaus. Bald erreiche ich eine freie Fläche. Auch hier färbt der gelbe Löwenzahn die Wiesen mit seiner flüchtigen Schönheit.

Sobald Blaukreuz auf Blaupunkt trifft, wähle ich diesen für das letzte Stück des Rückwegs. Kurz vor der Einöde Krönhof durchquert der Weg einen wunderschönen Eichenanger. Wohl über viele Jahrhunderte hat man ihn als Hutanger genutzt, gepflegt und immer wieder neu bepflanzt, denn neben jüngeren Eichen stehen uralte Baumriesen. Ihre eindrucksvolle Erscheinung und die knorrigen Äste ragen in den blauen Himmel.

Beim Sendelbacher Sträßchen wechsle ich auf die andere Seite, denn Blaupunkt schickt mich nach links am einsamen Krönhof vorbei. Jetzt einen Feldweg entlang hinab zum Krönhofer Anger. Auch hier bewundere ich wiederum die prächtigen Bäume. Ich kann gut verstehen, warum so viele Maler der Romantik immer wieder Eichen auf ihre Leinwand bannten, vor allem Caspar David Friedrich, der unzählige Male diesen majestätischen Baum auf seinen Bildern verewigte. An einem dicken Ast baumelt eine Schaukel und wartet auf ein fröhliches Kind. Nach dem Anger ein schöner Blick auf Henfenfeld, der Turm der Nikolauskirche und das Schloss heben sich ganz deutlich über dem Häusermeer ab.

Es geht weiter flott bergab und der parallel zur Straße verlaufende Fuß- und Radweg bringt mich bald zum Ausgangspunkt zurück.

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