LAUF – „Es ist furchtbar, man ist in einer Art Zwischenstadium gefangen, weiß nicht, wohin mit seiner Traurigkeit“, sagt Marion Touma. Vor sechs Wochen – Ende März – ist die Mutter der Lauferin gestorben, „nicht an Corona, aber während Corona“. Kommunen gestatteten Beisetzungen seit Mitte März nicht – für Angehörige eine grausame Wartezeit.
Für Touma bedeutet das: Auf eine Beisetzung der Urne wartet sie bis heute. Ihr wichtigster Wunsch: „Wir möchten Mama gerne beerdigen.“
Erdbestattungen konnten in den vergangenen Wochen weiterhin stattfinden, wenn auch nur mit maximal 15 Trauergästen. Doch viele Kommunen im PZ-Verbreitungsgebiet setzten Urnenbeisetzungen aus Infektionsschutzgründen vollständig aus. Sie galten als aufschiebbar.
Keine vorgegebene Frist
Juristisch stimmt das: Die Bestattungsverordnung des Freistaats schreibt nach der Einäscherung, die spätestens 96 Stunden nach dem Tod erfolgen muss, keine Frist mehr vor, binnen derer die Asche beigesetzt werden muss. Doch emotional ist die Beisetzung für viele Angehörige enorm wichtig. Sie fühlen sich hingehalten und ungerecht behandelt.
Touma: „Nach den ersten Lockerungen der Corona-Verordnungen wurde es schwer nachzuvollziehen. Wir hätten uns gerne verabschiedet.“ Versammlungen und Gottesdienste seien wieder möglich, die Spielplätze geöffnet, „soll ich die Asche meiner Mutter etwa im Sandkasten vergraben?“.
Viele können nicht abschließen
„Für viele“, sagt Thomas Danner vom Bestattungsinstitut Birkmann aus Lauf, „ist diese Situation schwierig, weil sie nicht abschließen können.“ Die Beisetzung führe den Angehörigen „bildlich vor Augen“, dass das Leben ihres Verwandten nun vorbei sei. „Die meisten Kommunen erlauben Urnenbeisetzungen wieder“, so Danner.
In Nürnberg sind diese seit Ende April wieder möglich, Röthenbach gestattete vergangene Woche erstmals solche Beisetzungen. Auch in Rückersdorf, Schwaig und Neunkirchen finden sie inzwischen wieder statt. Mehrmals habe er in den vergangenen Wochen deshalb bei der Stadt Lauf angefragt, doch stets eine negative Auskunft bekommen.
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Kommune reagierte
Die Kommune reagierte nachdem Touma ihre Kritik auf Facebook öffentlich gemacht hatte: „Seit dem heutigen Tag werden Urnenbestattungen wieder durchgeführt“, so Bürgermeister Thomas Lang am Montagnachmittag zur Pegnitz-Zeitung.
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Lang bittet um Verständnis: „Ich kann die Kritik hundertprozentig nachvollziehen, will aber niemandem in der Verwaltung einen Vorwurf machen. Derzeit fahren wir alle auf Sicht.“ Mit den Lockerungen der Corona-Auflagen, die der Freistaat nun Schritt für Schritt vornimmt, könne man auch auf dem Friedhof wieder ein Stück weit zur Normalität zurückkehren. Auch Aussegnungsfeiern seien wieder möglich.
Lauf will nun mehrere Urnenbeisetzungen am Tag ermöglichen, Röthenbach mindestens eine täglich. Hintergrund ist, dass sich die Urnen buchstäblich in den Regalen stapeln. Laut Stephan Ertl vom Röthenbacher Rathaus stehen derzeit noch zehn Bestattungen aus, die Laufer Stadtverwaltung spricht von 20 zu bestattenden Urnen.
„Wirklich grausam“
Eine ähnliche Situation, sagt Danner, habe er noch nicht erlebt. „Im Winter gibt es das schon einmal, dass Pause ist, weil der Boden gefroren ist. Aber das dauert dann zwei oder drei Wochen“, so der Bestatter. „Für die Betroffenen ist das wirklich grausam, das verstehen wir auch“, sagt der Röthenbacher Hauptamtschef Ertl.
Touma ist trotz des langen Wartens bei ihrer Entscheidung für eine Feuerbestattung geblieben. Leicht sei das nicht gewesen, sagt sie, denn hätte sie ihre Mutter im Sarg beerdigen lassen, so wäre sie längst begraben. „Aber sie wollte eingeäschert werden und ich muss den Willen meiner Mutter respektieren“, so die Lauferin.