Wie man sich warmhält

Der Kälte keine Chance

Sport bei großer Kälte? Geht schon, meint Tobias Tattermusch, wenn man es nicht übertreibt.
Sport bei großer Kälte? Geht schon, meint Tobias Tattermusch, wenn man es nicht übertreibt. | Foto: Tattermusch2021/02/Sport-im-Schnee-Tobias-Tattermusch-bea.jpg

NÜRNBERGER LAND — Zweistellige Minusgrade nachts, auch tagsüber beständig unter null – da will es gut überlegt sein, ob man vor die Tür geht. Aber wie gehen Markthändler, Zeitungsträger oder Sportler mit der Kälte um?

Gemüse in Gefahr

Familie Ottmann aus Nürnberg ist normalerweise zweimal die Woche auf dem Laufer Wochenmarkt mit ihrem Gemüsestand vertreten. In dieser Woche muss sie eine kältebedingte Zwangspause einlegen. „Bis minus drei oder minus vier Grad geht es gerade noch, aber darunter nimmt das Gemüse Schaden“, weiß Margot Ottmann. Vor allem die Kartoffeln vertragen die eisigen Temperaturen denkbar schlecht. Dann wird die enthaltene Stärke nämlich in Zucker umgewandelt. „Das schmeckt furchtbar“, meint Margot Ottmann. Auch die Blattsalate sind anfällig, sie erfrieren innerhalb weniger Stunden.

Am Stand mit Heizlüftern zu arbeiten ist für Ottmanns, die den Großteil ihres Gemüses selbst anbauen, nur bedingt eine Option. Dafür sei die Zeitdauer, die sie am Markt verbringen, einfach zu lang. „Und wenn die Kunden das Gemüse dann im Korb nach Hause tragen, wird es auch kaputt.“

Für das Verkaufspersonal sei die Kälte dagegen kein großes Problem. Man ziehe sich eben ganz dick an, „außerdem haben wir ein sonniges Gemüt“, sagt die Chefin lachend. Morgen wird noch pausiert, am Mittwoch möchten Ottmanns ihren Stand wieder aufbauen.

Frierende Zeitungsboten

Daunenjacke, Ski-Unterhose, Mütze und Schal: Marcel Ludwig aus Lauf packt sich dick ein, wenn er in diesen Nächten bei Eiseskälte von zwei bis sieben Uhr Zeitungen austrägt. Der 28-Jährige ist nachts in Heuchling, in der Laufer Stadtmitte und Lauf links zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, um Hunderte Zeitungen und Werbemagazine in die Briefkästen zu stecken. „Ich habe mich gut ausgerüstet für die Winterzeit, sonst werde ich sehr schnell krank.“ Immer kann er das trotzdem nicht verhindern.

Marcel Ludwig trägt die Pegnitz-Zeitung aus. Dafür muss er sich momentan warm anziehen. Schlimmer als Kälte findet er allerdings Eisregen oder nicht gestreute Gehwege. | Foto: Beck2021/02/Marcel-Ludwig-Austrager-PZ-Lauf-110221-Foto-Beck-scaled.jpg

Damit er die kalten Nächte gut übersteht, macht er regelmäßige Pausen, um etwas Warmes zu trinken. „Bei Temperaturen ab minus zehn Grad wird vor allem der Wind beim Fahrradfahren unangenehm.“ Wenn es ganz eisig ist, zieht Ludwig mit einer Skihose los. Außerdem hat er sich Handschuhe gekauft, die warm halten, mit denen er aber trotzdem dünnes Papier fassen kann.

Unangenehmer als klirrende Kälte ist für Ludwig die Glätte. Bei Eisregen oder auf nicht gestreuten Gehwegen und Straßen wird sowohl Fahrradfahren als auch Gehen gefährlich. Um dem zu begegnen, hat er sich Spikes gekauft, die er über seine Schuhe zieht. „Ohne die Spikes kommt man bei Glätte zu Fuß kaum die Hügel hoch.“ Doch seine Bilanz bei Glätte ist gut. „Bisher hat es mich nur einmal hingehauen. Da lag ich dann mit der Zeitung in der Hand auf dem Rücken, aber ich hatte mir zum Glück nichts gebrochen oder gestaucht.“


Sport trotz Minusgraden

Und wie sieht es mit Sport aus bei zweistelligen Minustemperaturen? Der Laufer Fitness-Coach Tobias Tattermusch gibt Entwarnung: „Sporttreiben ist auch bei Kälte gut möglich“, weiß der 27-Jährige. Wer ein paar grundlegende Dinge beachte, habe auch bei Frost Spaß beim Auspowern. Ganz wichtig sei die passende Kleidung, sagt Tattermusch; vor allem warme Funktionsunterwäsche, die die Feuchtigkeit vom Körper ableitet. „Bloß keine Baumwollsachen, die sich dann mit Schweiß vollsaugen und nass am Körper kleben“, warnt der Coach.

Dann folgen nach dem Zwiebelprinzip weitere Kleidungsschichten je nach individuellem Kälteempfinden, die man bei Bedarf auch wegpacken kann. Der Tipp von Tattermusch: „Beim Loslaufen sollte man leicht frieren, dann liegt man richtig.“ Wichtig sei auch ein Schal oder ein Multifunktionstuch vor dem Gesicht, um nicht ungeschützt kalte Luft einzuatmen.

Wer draußen läuft, sollte sich an Strecken halten, die er gut kennt, und auf trügerischem Untergrund lieber einen Gang zurückschalten. Dafür braucht es dann vielleicht auch keine Erholungspausen. Die sollte man bei Frost ohnehin so kurz wie möglich halten, um nicht auszukühlen. Aufwärmen vor dem Sport ist Pflicht, das gilt erst recht im Winter. Ihr Warm-up sollten Sportler bei Kälte aber etwas langsamer absolvieren als sonst, damit sich der Körper an die Temperaturen gewöhnen kann.bu/abe/pb

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