OBERFERRIEDEN – Die Sonne brennt, es weht kein Lüftchen und die Apfelbäume in Oberferrieden stehen stoisch in der Sonne, voll beladen mit kleinen rot-grünen Äpfeln – viel dichter als im vergangenen Jahr. Und das Ganze nun bereits vor der eigentlichen Erntezeit. Die Hitze hat die diesjährige Apfelernte maßgeblich beeinflusst. Von einem Rekordjahr wollen Experten aber noch nicht sprechen.
Die Ernte ist mindestens 14 Tage zu früh dran und die Trockenheit setzt den Bäumen natürlich zu, erklären Sozialpädagoge Stefan Igelhaut und Wolfgang Lahm, Vorsitzender des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Nürnberger Land. Zwar sind die Witterungsverhältnisse in diesem Jahr schuld an der verfrühten Reife der Äpfel, doch für die Menge spielen sie eher eine geringe Rolle.
„Die Sonne bringt die Süße, aber die Trockenheit führt dazu, dass sie kleiner sind als in den letzten Jahren“, erläutert Igelhaut. An der geschmacklichen Qualität der Äpfel gibt es also nichts auszusetzen und die Menge ist groß, da alte Bäume reichlich behangen sind. Die Hitze bringt jedoch für junge Bäume Probleme, da deren Wurzelwerk noch nicht groß genug ist, um genügend Wasser aufzunehmen.
Keine Druckstellen oder Stiche
„Die Statik der Bäume wird bei diesem Ertragsgewicht natürlich auch strapaziert, dafür ist die richtige Pflege wichtig, um zu vermeiden, dass die Äste brechen“, erklärt Lahm. Der Schaden durch zu viel Gewicht am Baum hält sich in Grenzen, da Igelhaut und Lahm sowie die Mitglieder des Oberferriedener Gartenbauvereins sich darum bemühen, die Bäume so zu schneiden, dass sie stabile Äste bekommen, die auch viel Gewicht tragen können.
Wer seine Äpfel einlagern möchte, kann die diesjährige Ernte, trotz eines früheren Zeitpunktes, genau wie die Ernten im vergangenen Jahr handhaben. „Für eine erfolgreiche Lagerung müssen die Äpfel gepflückt und nicht geschüttelt werden, sie dürfen keine Druckstellen oder Stiche haben. Wenn das der Fall ist, können die diesjährigen Äpfel ganz normal über längere Zeit eingelagert werden“, erklärt Obstbaumpfleger Igelhaut.
„Bei dieser Menge an Äpfeln kann man aber nicht alle als Tafelobst verwenden, man sollte die meisten weiterverarbeiten“, schließt sich Lahm an. 3,5 Tonnen Obst sind dieses Jahr im Verein für Freunde der Gartenkultur und Landespflege Oberferrieden angefallen, ein enormes Mehr im Vergleich zu den vergangenen Jahren.
„Wir bitten unsere Vereinsmitglieder dieses Jahr auch darum, unsere Äpfel mit abzuernten, alleine wäre das gar nicht möglich bei dieser Menge“, erzählt Lahm und hat mit dem Oberferriedener Gartenbau Verein tatkräftige Unterstützung an seiner Seite.
Rekordjahr für die Apfelernte?
„Für die, die junge Bäume gepflanzt haben und für die Mostsaison ist es ein wirklich gutes Jahr“, erklärt Igelhaut und Lahm stimmt zu: „So viel Ertrag hatten wir lange nicht mehr.“ Dennoch sprechen beide nicht direkt von einem Rekordjahr in der Apfelernte. Größe und Gewicht der Äpfel lassen daran zweifeln und stellen für Obstbauern, die das Obst als Tafelobst verkaufen wollen, eine mittelschwere Katastrophe dar.
Die Äpfel würden dem Anspruch der Käufer nicht genügen: Mit ein bisschen Bedauern erklären beide, dass die Verbraucher das Obst nur noch nach Optik und Süße beurteilen. Für Farbveränderungen oder intensivere Geschmacksnoten sei kein Platz mehr im Einzelhandel. Die Äpfel sollen perfekt aussehen, glänzen und süß schmecken, sie müssen auch knackig und nicht mehlig sein. Wenn ein Apfel diesen Kriterien nicht standhalten kann, werde abgelehnt.
Ideal für Plantagenobst
Während es für die einen im Bereich der Ernte nicht rosig aussieht, ist der Sommer für Plantagenobst ideal, da durch viel Sonne und eine geregelte Wasserzufuhr sowohl süße als auch große Äpfel geerntet werden können.
Das Gleiche gilt für die Besitzer von jungen Bäumen, die diese noch mit einer Gießkanne bewässern können. Sie haben die Möglichkeit eine ausreichende Wasserzufuhr zu bieten.
Lahm und Igelhaut erklären auch, dass die Menge der Äpfel für 2019 bereits vorhergesagt werden kann. Aufgrund der Alternanz, einer Schwankung des Fruchtertrags im zweijährigen Rhythmus, ist anzunehmen, dass das Jahr 2019 eher ein maues Apfeljahr wird. Aufgrund dessen sind die Apfelbegeisterten auch nicht überrascht, dass nach der Pleite im vergangenen Jahr nun ein wahrer Apfelboom ansteht.
Um der Alternanz entgegenzuwirken und den Ertrag auf zwei Jahre aufzuteilen wird ein so genannter Sommerschnitt vollzogen, dieser soll auch die Qualität und Größe der Früchte steigern. Auch können vor der Sonnwende im Juni kleiner unreife Früchte gepflückt werden, um den Baum auszudünnen.