Der Anteil der Briefwähler liegt in mehreren Kommunen schon über 50 Prozent

Kreuzchen lieber auf dem Sofa als in der Wahlkabine

Der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl dürfte im PZ-Gebiet bei über 50 Prozent liegen. | Foto: Marvin Heinz/Gettyimages2021/09/Briefwahl-Stockfoto-Marvin-HeinzGettyImages.jpg

Nürnberger Land — Für die Helfer in den Wahllokalen könnte die Bundestagswahl am Sonntag eine einsame Angelegenheit werden. Denn der Anteil der Briefwähler ist höher als je zuvor. In manchen Gemeinden liegt er schon bei deutlich über 50 Prozent. Da stellt sich die Frage: Kommt überhaupt noch jemand ins Wahllokal?


„Wir hoffen es natürlich, denn der Aufwand, die Wahllokale zu besetzen, ist groß“, sagt der Röthenbacher Wahlleiter Günter Holzammer. 8864 Wahlberechtigte gibt es bei der Bundestagswahl in Röthenbach insgesamt, 4094 von ihnen hatten bis Dienstagnachmittag Briefwahlunterlagen angefordert. Zum Vergleich: 2017 waren es nur 2278.


Damit das Auszählen einigermaßen schnell über die Bühne geht, hat man die Zahl der Briefwahlbezirke um zwei auf acht erhöht. Immerhin: Wer sich die Wahlzettel zuschicken lässt, wählt dann im Normalfall auch wirklich. Von den 2278 Röthenbachern, die 2017 Briefwahl beantragten, gaben 2213 die Unterlagen auch pünktlich vor „Urnenschluss“ im Rathaus ab.


„Extrem viel“ in Rückersdorf


„Von 1000 kommen im Schnitt 950 Briefwahlunterlagen ausgefüllt zurück“, hat der Rückersdorfer Geschäftsleiter Andreas Hertrich beobachtet, der sich beruflich seit 25 Jahren mit Wahlen beschäftigt. In Rückersdorf wollen diesmal bislang 62 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen per Brief machen: Von 3650 haben 2250 Briefwahl beantragt. „Extrem viel“, so Hertrich.
Deshalb gibt es auch nur noch drei Urnen-, aber vier Briefwahlbezirke.

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Mehr wird schwierig, „denn wir haben die Briefwahllokale gern hier im Rathaus auf einem Fleck und irgendwann wird es räumlich eng“, sagt Hertrich, der sich jedoch fragt, ob Wahlen, wie sie in Deutschland durchgeführt werden, organisatorisch noch zeitgemäß sind. Statt mit ehrenamtlichen Helfern zu arbeiten, die oft nur schwer zu gewinnen sind, könnte sich Hertrich vorstellen, dass Bedienstete der Kommunen komplett das Auszählen übernehmen – dann allerdings bräuchte man mehr Zeit.


Weniger als 50 Wähler im Lokal?


Im Simmelsdorfer Rathaus haben von 2620 Wahlberechtigten schon 1402 Briefwahlunterlagen angefordert. Sechs „normale“ und zwei Briefwahllokale wurden eingerichtet. Und Bürgermeister Perry Gumann hofft, dass pro Wahllokal mindestens 50 Wähler am Sonntag „leibhaftig“ vorbeikommen werden.


Sollte die Zahl niedriger liegen, dürften die Stimmzettel nicht sofort nach Schließung ausgezählt werden, sondern müssten mit einem anderen Wahllokal zusammengefasst werden. So will es das Gesetz. „Denn andernfalls ist das Wahlgeheimnis nicht mehr gewährleistet“, erklärt Gumann.

Hohe Briefwählerquote in Lauf und Schwaig


Auch in Schwaig liegt die Zahl der Briefwähler heuer sehr hoch: Von 6900 Berechtigten wollen 3658 ihr Kreuzchen lieber daheim machen oder haben es bereits gemacht. „Wir beobachten diesen Trend allgemein“, heißt es aus dem Schwaiger Rathaus. In Lauf liegt man ebenfalls über 50 Prozent: 10550 Briefwahlanträge zählte man am Dienstagnachmittag, 19727 Berechtigte gibt es hier.


Damit die beiden Stimmen auch wirklich zählen, müssen die Unterlagen am Sonntag spätestens um 18 Uhr bei den Rathäusern beziehungsweise in den dafür vorgesehenen Briefkästen abgegeben werden.

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