NÜRNBERGER LAND – Zahlreiche Besucher nutzten gestern den Tag des offenen Denkmals, um Blicke hinter sonst verschlossene Mauern im Landkreis zu werfen. Erstmals dabei waren die Kapelle des Salvatorfriedhofes in Lauf, das Schnaittacher Rathaus und das Atelier von Bildhauer Bernd Wagner.
Ikonen und orthodoxe Reliquien in einer evangelischen Kirche? In der Kapelle des Salvatorfriedhofes in Lauf ist dies seit über 25 Jahren so – die 1659 eingeweihte Kapelle wird nämlich von der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Lauf genutzt, die mit über 900 Mitgliedern eine der großen orthodoxen Gemeinden in der Region ist.
Dies und noch vieles mehr erfuhren die zahlreichen Besucher, die es auf den idyllischen Friedhof an der Nürnberger Straße zog, von Pfarrer Jan-Peter Hanstein und Mitarbeitern des Historischen Vereins Ottensoos, die zum Tag des offenen Denkmals durch die Anlage führten. Das Flair der kleinen Kirche als einem Schatzkästchen historischer Kirchenkunst und Musterbeispiel ökumenischen Alltags begeisterte die Besucher, nicht zuletzt, weil sie das Miteinander der Religionen symbolisiert.
Auf dem Friedhof werden seit zwei Jahren nämlich wieder christliche Bestattungen angeboten, und zwar unter Bäumen. Rund 30 bis 40 sind es mittlerweile im Jahr, schätzt Hanstein, „das wird sehr gut angenommen“. Sonntags zelebrieren die orthodoxen Christen in der Kapelle ihre Gottesdienste. Gelebte Ökumene.
Trumpeln durch Amerika
Auch ein paar Straßen entfernt hat sich die Welt weitergedreht: In Bernd Wagners Atelier in der Spitalstraße locken großformatige historische Weltkarten auf Boden und Wänden dazu, den Blick auf Veränderungen zu richten und die Welt nicht mehr in 80 Tagen, sondern mit ein paar Schritten zu umrunden. Betreten erwünscht, hat Wagner extra dazugeschrieben, verbunden mit dem direkten Hinweis: „Trumpeln Sie durch Amerika!“
Denkmalschutz und tägliche Nutzung Hand in Hand- das Schnaittacher Rathaus macht vor, wie das geht. Am Nachmittag fand dort im Rahmen des Denkmaltages ein Architektenvortrag statt, der die Frage aufwarf, wie Denkmalschutz und neuzeitliche Architektur eine gute Verbindung eingehen können.
Ein Rathaus nach dem anderen
Bevor der Renaissancebau an seinen jetzigen Platz entstand, hatte es in Schnaittach bereits verschiedene Rathausgebäude am Unteren Marktplatz gegeben. 1892 wurde der heutige Rathausbau mit dem Torhaus errichtet. In den 1970er Jahren erwarb die Gemeinde Gebäude und angrenzende Grundstücke und schuf nach und nach ein vorbildlich gestaltetes Areal in der Ortsmitte des Marktes.
Weitere Artikel zum Thema
In den Jahren von 1988 bis 1992 wurde das Rathausareal mit einem modernen Anbau unter Einbindung eines Büchereigebäudes sowie einer Ladenzeile und einer Tiefgarage erweitert.
Bürgermeister Frank Pitterlein lobt den Weitblick der damaligen Bürgermeister. Sie hätten Mut bewiesen, denn das Projekt war bei den Bürgern nicht unumstritten. Längst vergessen ist die große finanzielle Investition des Markt Schnaittach für den Rathauskomplex: Die Gesamtkosten lagen damals bei 11.300.000 Mark .