LAUF — Geplant war es als Open-Air im Garten des Industriemuseums, aber aufgrund des wechselhaften Wetters fand der Abend im PZ-Kulturraum statt: Und mit ihm das Beste aus den fünf Programmen von Stefan Eichner aus Kulmbach, bekannt als „das Eich“.
Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, bereits mit seinem Einstiegssong mit fränkischer Narrenkappe brachte der „entspannte Franke“ das Publikum auf seine Seite.
Beim Refrain „Lachet“ forderte er die Zuhörer auf, sich euphorisch einzubringen. Dieses fällt dem Franken, wie allgemein bekannt, besonders schwer. Eichner unterscheidet fünf Lach- und Begeisterungsstufen, in Franken sei es ein voller Erfolg, wenn Stufe zwei erreicht werde.
Denn eigentlich fühlt sich der Franke bei Stufe 0 als stiller und unbewegter Genießer sehr wohl, Stufe 1 als „Zwergfellhopser“ zeigt bereits kleine Laute und leichte Körperzuckungen und bei Stufe 2 kommt es dann tatsächlich schon zu Lachern.
Stefan Eichner hat den Aufstieg in den Kabaretthimmel geschafft. Schon als Kind war er fasziniert von Astrid Lindgrens Lebensmotto: „Sei frech und wild und wunderbar“. Karlson vom Dach oder Pippi haben ihm Mut gemacht, das Leben humorvoll zu nehmen.
Zunächst lernte er Industriekaufmann, dann schloss er eine Ausbildung zum Rundfunkjournalisten an, baute ein Haus, wurde Vater von drei Kindern und machte mit beim Gaudi-Brettla. Seine Frau überraschte ihn mit der Vorbereitung eines ersten Soloprogramms – und ist seine Managerin geblieben.
Am 28. April dieses Jahres präsentierte er bereits sein fünftes Programm in der Stadthalle Kulmbach, er war schon in bayerischen und deutschlandweiten Fernseh-Kabaretts präsent, in diesem Jahr ist er auf der Aida unterwegs.
Es ist harte Arbeit so kreativ zu sein
Neben der Gaudi überzeugt er auch mit seinen Reinhard Mey-Abenden, denn er spielt auch talentiert Gitarre und Klavier und hat eine gute Stimme. Stefan Eichner ist glücklich, dass das alles gelungen ist, aber es ist natürlich harte Arbeit, so kreativ zu sein und die Texte parat zu haben.
„Du machst etz nur des, ärbern doust du nix?“ wird er in der Heimat freundlich auf seinen Erfolg angesprochen und antwortet „Na, ich ärber nix, ich mach nur Scheiß und die ganzen Gags die fliegn mir nur einfach zu (du blöde Kuh).“ Er könne das ja jetzt mal ausprobieren und zwei Stunden nichts tun und das Publikum könne ihn dabei beobachten, meint er scherzhaft.
Außerhalb Frankens, wo er seine Sprache dann dem Hochdeutschen etwas anpasst, wird die Frage ganz anders an ihn herangetragen: „Du machst das jetzt hauptberuflich? Chapeau!“ Das seien eben die regionalen Besonderheiten, übrigens schlafe er auf seiner Tour überall in Gästezimmern, nur in Franken hießen die dann häufig „Fremdenzimmer“.
Die Realität liefert die besten Gags
Tatsächlich sei die Vorbereitung seiner Programme so, dass er einfach die Menschen beobachte, denn die Realität liefere die besten Gags. Er erzählt dann von seiner Zivildienstzeit im Klinikum Kulmbach, wo sie schon mal Fanta in den Urinbeutel und Gulasch in die Bettpfanne gefüllt und vor den Augen der erstaunten Schwestern verzehrt hätten oder sich im Fasching als Engel mit Harfe verkleidet in den Aufwachraum gestellt hätten. Sein Song darüber endet dann mit einem Aufruf für Respekt für das Pflegepersonal, das immer für die Patienten da sei.
„Das Eich“ wechselt dann zum Keyboard und spielt das Klagelied eines gescheiterten Graffitikünstlers für seinen Neffen Kevin, das endet „er verlor sein Hobby ganz wegen Laktose-Intoleranz“. Ja, überhaupt habe er mit seinen Programmen ja nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern er möchte auch zu mehr Verständnis in den Paarbeziehungen anregen, dazu sein Lied über die Schwäche des starken Geschlechts „Männer können nicht schnell kacken“. Immer wieder sehe er von der Bühne Frauen zustimmend nicken, wenn er davon singt. Im letzten Konzert sei sogar eine Frau aufgesprungen und habe gerufen „Genau so iss es!“
Helikopter-Eltern seien eine Katastrophe, deshalb bekommen sie von ihm eine ganze Strophe. Er gehe gerne in Eltern-Plattformen und stelle dann Fragen wie „Bekommen eure Kinder auch Dünnschiss vom Kellerbier?“ oder „Wie großzügig entfernt ihr Schimmel vom Pausenbrot?“ Die Reaktionen seien einfach wunderbar für seine Lachmuskeln. Über Jahre habe er falsch verwendete Fremdwörter gesammelt und daraus ein Lied gemacht. So sei es lustig, wenn in Griechenland am Morgen ein „Kalamari“ statt eines „Kalimera“ gewünscht werde, man danach am Strand flambiere und damit so niemand imprägniere.
Höhepunkt ist ein Programm am Klavier mit Parodien auf Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, die Prinzen, Helene Fischer unter dem Motto „Leichenschmauss“. „Jetzt eichts oder habt ihr noch zehn Minuten Zeit?“ fragt er nach dem anhaltenden Schluss-Applaus und gibt dann noch die Ballade vom langen Abend und sein Lied „Fragen über Fragen“ zu.
Ja, es macht Spaß, einen Abend mit Pippi respektive Stefan Eichner und seinen Gags zu verbringen.