Was für ein Schauspiel um Ego und Macht! Wenn wir nicht gerade in einer Zeit leben würden, in der Zusammenhalt gefragt wäre und keine Pandemie herrschen würde, könnte man sich den Poker um die K-Frage zwischen Markus Söder und Armin Laschet ja fast schon als Daily Soap belustigt ansehen. Doch aktuell ist diese Scharade einfach fehl am Platz.
Noch im Herbst betonte Söder mantra-artig: „Mein Platz ist in Bayern.“ Und man glaubte ihm, so wie er sich beispielsweise in der Pandemiebekämpfung für seinen Freistaat einsetzte. Oder war auch das schon reines Kalkül, um allen anderen und vor allem der CDU zu zeigen, er, Söder, kann es besser? Ob so oder so: Söder bereitete mit Hilfe der Corona-Krise nach und nach – und für den Bürger zunächst unauffällig – das Feld für seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur vor.
Wort gebrochen?
Dass er sich nun vor einigen Wochen selbst ins Spiel brachte, mag im Vergleich zum Herbst wie ein Wortbruch erscheinen, macht den starken, verlässlichen Franken unglaubwürdig. Söder selbst wird das anders sehen: Er glaubt scheinbar, dass er gerade auch mit seiner Corona-Politik so viel Zustimmung und Sympathie in der ganzen Republik gesammelt hat, dass nur er der richtige und machtvolle Kanzlerkandidat für die Union sein kann. Söder als Retter, der sein Bayern für Deutschland großzügig verlassen würde.
Dass er dabei die Spaltung und Selbstzerlegung der Unionsparteien (ein schlechtes Beispiel für die Gesellschaft, von der ein gemeinsamer Kraftakt gegen Corona gefordert wird) vorantreibt, nimmt er in Kauf. Manch einer fürchtet gar, dass dieser Machtkampf das Feld für die AfD bereitet, dass Wähler abwandern. Von seinen Parteikollegen ist kein kritisches Wort zu hören, niemand bremste Söder ein, sondern ließ es zur Abstimmung im CDU-Präsidium kommen. Das entschied nun 31:9 für Laschet – und Söder zog zurück, verpackte seine Ambitionen in ein „Angebot“, das die CSU gemacht habe.
Erfolg im Nachgang
Eine Niederlage? Vielleicht. Aber Söder kann im Herbst dennoch zum Sieger werden – wenn Laschet scheitert und Söder sagen kann: „Mit mir wäre das nicht passiert.“ Dass man schwere Entscheidungen auch anders treffen und Gemeinwohl vor Eigenambitionen stellen kann, haben die Grünen mit einer klaren Vorgehensweise ohne Spielchen bewiesen. Auch so kann Politik also gehen.