Nürnberger Bläserensemble „Noris Brass“ in Hersbruck

Von Bach bis Michael Jackson

Große Männer an kleinen Instrumenten: Werner Schmidbauer und Peter Gunreben an den Piccolo-Trompeten. Foto: U. Scharrer
Große Männer an kleinen Instrumenten: Werner Schmidbauer und Peter Gunreben an den Piccolo-Trompeten. Foto: U. Scharrer2014/04/5_2_3_2_20140404_MUSIK.jpg

HERSBRUCK – „Zwar nehmen wir unsere Musik ernst – unsere Konzerte sind es aber nicht!“ diese Einleitung von Conférencier und Trompeter Dr. Helmut Schmidt stand als Motto über einem ebenso vergnüglichen wie hochkarätigen Blechbläserkonzert in der Stadtkirche Hersbruck. „Noris Brass“ aus Nürnberg war bereits zum dritten Mal zu Gast und lockte mehr Publikum an denn je.

Einen großen Reiz des Programms machen dabei die musikalischen Grenzüberschreitungen aus: Bach-Bearbeitungen neben einer Michael-Jackson-Komposition, Gershwin neben Vivaldi, das zeigt die pure Lust am Musizieren – und die springt als gute Laune über. Auch erweist sich Noris Brass als eine Combo zum Anfassen.

Nach dem vielbewunderten Einsatz des „Vogelhorns“, dem alphornähnlichen Eigenbau des ehemaligen Hersbrucker Jugendblaskapellenmitglieds Robert Vogel, darf dieses Kuriosum in der Pause bestaunt, angefasst und sogar ausprobiert werden. Viele Konzertbesucher nutzen diese Gelegenheit und Jonna, Erik und David, Jungbläser vom Posaunenchor Henfenfeld, sind die ersten, die dem mannshohen Fichteninstrument sofort Töne entlocken.

Ganz nah am Publikum auch die in ihrer Schlichtheit hinreißende Darbietung des Volkslieds „O Täler weit, o Höhen“, einer musikalischen Bearbeitung des Eichendorff-Gedichts durch Mendelssohn Bartholdy. Doch da sind wir schon mitten in den drei Zugaben, die die begeisterten Zuhörer den Bläsern abschmeicheln. Vorher hat Dirigent Susumu Kakizoe mit bemerkenswertem Körpereinsatz Bläser und ein unterstützendes Schlagzeug durch einen weiten Musikreigen gesteuert. Großer Einsatz von Axel Dinkelmeyer an „allem, was sich mit Schlägen traktieren lässt“, ist bereits das Eingangsstück.

Die Wucht, mit der Aaron Coplands „Fanfare For The Common Man“ im Chorraum einschlägt, lässt selbst die vorbereiteten Bandmitglieder zusammenzucken. Schon viel sanfter „Swing Low“ und „Joshua Fit The Battle Of Jericho“, die die Musiker der „Gospelhochburg Hersbruck“ kredenzen. Helmut Schmidt hat für jedes Stück eine gleichermaßen launige wie informative Einleitung.

Bevor für Vivaldis glitzerndes „Konzert für zwei Trompeten“ Peter Gunreben und Werner Schmidbauer sich mit ihren Piccolotrompeten aufbauen, die fast in den Musikerhänden verschwinden, erzählt Schmidt von seinen Kindheitserlebnissen mit der Maurice-André-Aufnahme des Stücks auf Langspielplatte, die ihn bereits in den sechziger Jahren begeisterte. Und den perfekten Rausschmeißer für das „Gratiskonzert“ hat er auch parat: „Der Eintritt ist frei, der Austritt nicht! Geben Sie viel, wenn es Ihnen gut gefallen hat, geben Sie genauso viel, wenn es Ihnen nicht gefallen hat, denn dann sind Sie ja dankbar, dass Sie gehen dürfen!“

Eigentlich schade, dass die auf so hohem Niveau musizierende Gruppe so beim Kassensturz nicht recht ermitteln kann, wie die Resonanz beim Publikum denn nun eigentlich war. Der für ein perfektes Frühlingsabendkonzert dankbare Applaus hat es ihnen hoffentlich gezeigt.

Ute Scharrer

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren