RÖTHENBACH/SCHWAIG — Am kommenden Montag befasst sich der Planungsausschuss der Industrieregion Mittelfranken in seiner Sitzung im Heroldsberg (Beginn: 10 Uhr) mit den Plänen der Firma Zapf, die nördlich des Birkensees Sand abbauen möchte. Der Bund Naturschutz machte gestern bei einem Ortstermin gegen das Vorhaben mobil.
Wie bereits mehrfach in der PZ berichtet, sieht der Behringersdorfer Kalksandstein-Hersteller keine Alternative zu dem rund zehn Hektar großen Abbau-Areal „Geißlach“ im Lorenzer Reichswald, zwischen dem Parkplatz an der Straße Schwaig-Diepersdorf und dem Birkensee. Es ist bereits der zweite Vorstoß von Zapf innerhalb von wenigen Jahren: 2010 hatte sich allerdings der Planungsverband der Industrieregion Mittelfranken dagegen ausgesprochen, die „Geißlach“ als Vorbehalt- beziehungsweise Vorrangfläche für Sandgewinnung auszuweisen.
Völlig zu Recht, meint der Bund Naturschutz, denn gleich mehrere gewichtige Argumente würden dagegen sprechen. So handelt es sich bei dem Areal sowohl um Bannwald, als auch um ein Vogelschutzgebiet. Zudem sind die Flechtenkiefernwälder, die sich hier angesiedelt haben, gesetzlich geschützt. BN-Regionalreferent Tom Konopka und Heide Frobel von der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land erläuterten beim Ortstermin, warum: „Diese Wälder wachsen nur auf extrem nährstoffarmen Böden, und die sind bei uns selten.“ Der sandige, eigentlich lebensfeindliche Untergrund, der Albtraum jedes Bauern, biete Lebensraum für 14 verschiedene Flechten, sieben davon stehen auf der „Roten Liste“.
Alternativflächen
Nicht gelten lässt der Bund Naturschutz das Argument der Firma Zapf, es gebe keine Alternativen. „Allein im Lorenzer Reichwald sind 524 Hektar als Vorrang- und 366 Hektar als Vorbehaltsfläche für Sandabbau ausgewiesen“, rechnete Claus Bößenecker vom Fränkischen Albverein vor, einige davon im südlichen Landkreis, andere zum Beispiel bei Lauf und bei Schnaittach. Freilich sei die Sanddüne am Birkensee „verlockender“: Beim Untergrund handelt es sich laut Tom Konopka um reinsten Quarzsand, der nicht einmal mehr gewaschen oder gesiebt werden müsste. „Statt Hunderttausende von Euro für Gutachten auszugeben und Raubbau an der Natur zu betreiben, sollte das Zapf lieber in Baustoffrecycling investieren“, meinte der BN-Regionalreferent.
Was den BN-Vertretern ebenfalls sauer aufstößt: Nicht der Planungsverband der Industrieregion Mittelfranken hat diesmal das letzte Wort. Selbst wenn sich dessen Mitglieder am Montag gegen den Sandabbau aussprechen, kann das Bergamt Bayreuth, bei dem Zapf einen entsprechenden Antrag gestellt hat, wohl anders entscheiden.
Falsch, das allerletzte Wort hat immer noch unser Landrat 😉
Bei allem Respekt vor dem BN, dessen Arbeit ich vielerorts schätze – muss doch die Natur in der Tat häufig vor der gefräsigen Industrie geschützt werden. Aber in diesem Fall scheint die Haltung des BN doch mehr von Ideologie als von abwägenden Argumenten geprägt zu sein. Wir sprechen hier über den Abbau von Sand, einem Rohstoff (in unserem rohstoffarmen Land), wie er harmloser nicht sein kann. Und über Abbauverfahren, die keine Schneisen der Verwüstung hinterlassen sondern Kulturlandschaften (siehe Birkensee und Zapfweiher). Und über Arbeitsbedingungen, die, verglichen mit anderen Abbauverfahren, nahezu himmlisch sind – zudem werden die Arbeitskräfte tariflich bezahlt und abgesichert (was bei Rohstoffgewinnung bekanntermaßen nicht immer der Fall ist). Und über ein Unternehmen, das sich seiner Verantwortung bewusst ist und diese übernimmt. Zugegeben, eine aktive Sandgrube gehört auch in meinem Landschaftsbild nicht zu den Lieblingsanblicken. Aber eine Sandgrube ist ja „nur“ ein Eingriff auf Zeit – den sollten wir verschmerzen können. Die Alternative kann nicht sein, dass wir auf einen regionalen Rohstoff – mit den damit verbundenen extrem kurzen Lieferwegen – verzichten, um Ersatzrohstoffe von weit her anzukarren, wo sie unter Umständen unter weit schlechteren Bedingungen für Mensch und Umwelt gewonnen werden. Auch der BN kann/sollte das nicht wollen.