Wälder werden naturnäher

Bundeswaldinventur: Experten beobachten positive Entwicklung in der Region

Hitze und Trockenheit setzen dem heimischen Nadelholz weiter zu. An dieser Fichte hat der Borkenkäfer seine Spuren hinterlassen.
Hitze und Trockenheit setzen dem heimischen Nadelholz weiter zu. An dieser Fichte hat der Borkenkäfer seine Spuren hinterlassen. | Foto: Christian Geist2025/09/d7b298c8f8a319fe66a24df73ee3a783b48a2804_max1024x.jpg

NÜRNBERGER LAND – Die Wälder in Mittelfranken werden vielfältiger, naturnäher und reicher an Laubbäumen. Dies ist ein Ergebnis der regionalisierten Auswertung aus der aktuellen Bundeswaldinventur (BWI), die Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), zusammen mit Kerstin Engelhardt-Blum, Regierungspräsidentin der Regierung von Mittelfranken, vor kurzem vorstellte.

Der Waldumbau in Mittelfranken macht demnach deutliche Fortschritte. Der Anteil von Laubholz ist in den vergangenen zehn Jahren weiter gewachsen. Vor allem die Fläche der Eiche hat deutlich zugenommen. „Dies ist eine großartige Leistung unserer Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Mittelfranken. Die Bilanz zeigt: Unsere Wälder sind in guten Händen“, unterstrich Engelhardt-Blum. Denn die positive Entwicklung sei das Ergebnis nachhaltiger und vorausschauender Arbeit. Waldbesitzer und Förster leisteten einen wertvollen Beitrag für Mensch, Natur und Klima, da Wälder wichtige Funktionen etwa für Trinkwasserschutz, Erholung und Biodiversität haben und den nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoff Holz liefern.

„Die mittelfränkischen Wälder entwickeln sich damit weiter in Richtung mehr Naturnähe und Klimatoleranz“, stellte Pröbstle heraus. „Allerdings zwingt uns der rasante Klimawandel, diesen Waldumbau noch weiter zu verstärken. Wir müssen unsere Baumartenvielfalt noch weiter erhöhen.“ Mit den trockenen, sauren und oft nährstoffarmen Waldböden und den steigenden Temperaturen kommen nur wenige Baumarten gut zurecht: In den vergangenen Jahren hat die Ausdehnung der Fichten und Kiefernwälder stark abgenommen.

Die zunehmende Hitze und Trockenheit führen zu vermehrtem Borkenkäferbefall bei der Fichte und Schäden bei der Kiefer durch Prachtkäfer, Mistel und neuartige Pilzerkrankungen. Dennoch ist die Kiefer weiterhin die häufigste Baumart in der Region. Ihr Anteil liegt mit 42,3 Prozent weit über dem bayerischen Durchschnitt von 16,8 Prozent.

Der Holzvorrat wächst

Die Holzvorräte in Mittelfranken haben insgesamt leicht zugelegt, auf nunmehr 95 Millionen Festmeter – ein Plus von rund 1,5 Prozent seit der letzten Inventur 2012. Nur Fichte und Kiefer weisen Vorratsrückgänge auf. Jährlich wachsen durchschnittlich rund 2,2 Mio. Festmeter Holz im Regierungsbezirk nach. Dies ist etwas weniger als in der letzten Inventurperiode. „Wir sehen, dass infolge des Klimawandels die Zuwächse bei allen Baumarten zurückgehen, aber sie sinken auch, weil der Anteil der zuwachsstarken Fichte abnimmt“, so Pröbstle.

Die durchschnittliche jährliche Holznutzung liegt jedoch nur bei rund 1,8 Mio. Festmeter und damit weiter unter dem Zuwachs. Pröbstle rief die Waldbesitzer daher dazu auf, ihre Wälder schneller umzubauen und diese auch entsprechend zu nutzen, da Waldpflege und rechtzeitige Verjüngung hin zu naturnahen Wäldern aktive Zukunftsvorsorge seien.

Auch für die nächste Waldgeneration zeigt die Bundeswaldinventur für Mittelfranken positive Trends, heißt es in der Pressemitteilung der Regierung – sowohl in Bezug auf die Stabilität der Wälder als auch in Bezug auf den Naturschutz: Auf gut einem Drittel der Waldfläche wachsen schon junge Bäume unter dem Schutz des Altbestandes. Diese Verjüngung besteht zu 76 Prozent aus Laubbäumen. Angepasste Wildbestände sind jedoch die Voraussetzung.

Mehr Totholz im Wald

Die Totholzvorräte haben merklich zugenommen. Sie liegen aber mit rund 18,2 Festmeter pro Hektar noch immer deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt. Beim ökologisch besonders wertvollen Eichen-Totholz liegt Mittelfranken jedoch in Bayern an der zweiten Stelle: Dieses ist wichtiger Lebensraum für zahlreiche seltene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und ein wichtiger Weiser für naturnahe Wälder.

Die Bundeswaldinventur liefert im zehnjährigen Turnus fundierte Daten zur Entwicklung und zum Zustand der Wälder in ganz Deutschland. Für die aktuelle Erhebung haben Försterinnen und Förster in Bayern an rund 8000 Aufnahmepunkten rund 100.000 Bäume vermessen. 

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