NÜRNBERGER LAND – Wo in den letzten Jahren kleine Schwalben pfeilschnell an Felsen entlang jagten und in luftiger Höhe ihre Nester bauten, herrscht in diesem Frühjahr auffällige Stille. Der bayerische Naturschutzverband Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) zeigt sich alarmiert über einen möglichen Bestandseinbruch der Felsenschwalbe in Deutschland.
Jüngste Daten weisen auf einen dramatischen Rückgang in diesem Jahr hin: „Über die Meldeplattform ornitho.de sind heuer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger als ein Drittel der Beobachtungen von Felsenschwalben eingegangen“, erklärt LBV-Gebietsbetreuer Felix Steinmeyer. In Zusammenhang damit stehen könnte ein Starkregenereignis im vergangenen September, aufgrund dessen zahlreiche Schwalben verendeten.
Wetterextreme mit Folgen
Die wärmeliebende Felsenschwalbe galt bislang als Gewinnerin des Klimawandels. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sie in den letzten Jahrzehnten begonnen, sich auch im bayerischen Alpenraum und Schwarzwald anzusiedeln, wo sie von den zunehmenden warmen und trocknen Sommern profitiert. Dort nutzt sie Felswände, Kirchen und Brücken als Nistplätze. Ihr Bestand wurde zuletzt auf bundesweit etwa 100 Brutpaare geschätzt – mit steigender Tendenz.
Doch 2025 scheint sich der Aufwärtstrend nicht fortzusetzen. In Bayern gingen im Frühling nur ein Drittel der Sichtungen aus dem Vorjahr auf der Plattform ornitho.de. Diese ist ein Meldeportal für Vogelbeobachter.
Auch bei den Nachbarn in Österreich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. „Dieser plötzliche Rückgang zeigt, wie schnell sich scheinbar stabile Entwicklungen umkehren können“, sagt Steinmeyer.
Die genaue Ursache für den Bestandseinbruch lässt sich noch nicht sicher benennen. Doch vieles deutet darauf hin, dass Extremwetterereignisse die Vögel stark getroffen haben. Im vergangenen September sorgte ein anhaltender Starkregen verbunden mit einem plötzlichen Kälteeinbruch dafür, dass viele Schwalben verhungerten oder erfroren, die bereits auf dem Weg in ihre Winterquartiere waren – neben Mehl- und Rauchschwalben waren davon möglicherweise auch die seltenen Felsenschwalben betroffen.
„Die jüngste Entwicklung bei den Felsenschwalben zeigt, wie trügerisch die Klimakrise sein kann: Durch die wärmeren Temperaturen hat die Art zuerst profitiert und ihren Lebensraum erweitert – doch Wetterextreme treffen sie am Rand ihres Verbreitungsgebietes nun besonders hart“, sagt der Gebietsbetreuer.
LBV bittet um Mithilfe
An erfahrene Vogelbeobachter richtet der LBV einen Aufruf: Sie sollen auf der Plattform ornitho.de auch das Ausbleiben von Felsenschwalben dokumentieren. Wer ehemalige Brutplätze kennt, kann durch eine gezielte Kontrolle helfen, das Ausmaß des Rückgangs besser einzuschätzen.