NÜRNBERGER LAND – Jetzt scheint es richtig loszugehen: Trotz des vielen Regens in den vergangenen Monaten konnte sich der Borkenkäfer vermehren und bedroht nun Fichtenbestände. „Der Borkenkäfer macht keine Sommerferien, im Gegenteil, der legt jetzt so richtig los“, betont Evelyn Singer, Försterin des Reviers Oberes Pegnitztal vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg (AELF).
Singer appelliert an alle Waldbesitzer, ihre Wälder jetzt regelmäßig auf frischen Borkenkäferbefall hin zu kontrollieren. Diesen kann man gut am braunen, schnupftabakähnlichen Bohrmehl auf den Rindenschuppen oder auf der Bodenvegetation in unmittelbarer Umgebung befallener Bäume erkennen.
Bohrmehl wird weggewaschen
Durch den aktuell häufigen Regen wird das frische Bohrmehl jedoch weggewaschen und ist dann nur noch schwer zu erkennen. Ein weiterer Hinweis sind abgefallene grüne Nadeln auf dem Waldboden. Falls die Baumkronen sich rot verfärben oder die Rinde abfällt, ist es häufig schon zu spät.
Der Försterin zufolge ist es jetzt entscheidend, durch rasche Bekämpfung die Käferpopulation einzudämmen: „Wenn Waldbesitzer die frisch befallenen Fichten konsequent entnehmen, können sie die Ausbreitung abschwächen und die benachbarten Fichten schützen“, betont Singer. Dafür muss das Käferholz zügig vor dem Ausfliegen der Käfer abgefahren und mit einem Mindestabstand von 500 Metern zum nächsten Fichtenbestand gelagert werden.
Bayernweit werden von den Forstbehörden im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich erhöhte Anflugzahlen an den Borkenkäferfallen verzeichnet. Doch warum sind die Fichten bei so viel Regen immer noch anfällig für den Borkenkäfer? „Das Problem ist, dass der Borkenkäfer in den letzten Jahren eine hohe Population aufbauen konnte. Durch die Hitze und Trockenheit der letzten Jahre sind die Bäume zudem geschwächt. Die Fichte gehört zu den Verlierern im Klimawandel“, sagt Singer.
Chancenlos gegen zu viele Käfer
Die Försterin erläutert, dass eine gesunde Fichte mit einzelnen Käfern gut zurechtkommt. Sie verklebt die einbohrenden Käfer mit Harz. Befallen aber sehr viele Käfer einen Baum, kann er nicht mehr standhalten und stirbt ab. Darum kann auch der für den Wald wichtige und viele Regen in diesem Jahr die Ausbreitung des Borkenkäfers nicht verhindern.
Info: Professionelle Beratung und Hilfe finden betroffene Waldbesitzer bei den Forstrevieren des AELF unter www.försterfinder.de und bei den Forstbetriebsgemeinschaften. Details zum Borkenkäfer und einen aktuellen Überblick über die Gefährdungslage unter www.borkenkaefer.org.