NÜRNBERGER LAND – Der Landkreis liegt im Trend: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – im Nürnberger Land gab es im vergangenen Jahr rund 301.900 Übernachtungen. Das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 1,7 Tage im Nürnberger Land. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik.
„Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben das Nürnberger Land auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft. Die Branche braucht Fachkräfte. Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen“, sagt Regina Schleser von der NGG Nürnberg-Fürth.
„Das geht auf Dauer nicht gut“
Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Nürnberger Land deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche längst noch nicht erholt. „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, betont NGG-Geschäftsführerin Schleser. Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Regina Schleser.
Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, sagt Schleser. Deshalb müsse sich für die Beschäftigten der Gastro-Branche im Nürnberger Land beim Lohn dringend etwas ändern. Die NGG Bayern werde am 13. Mai mit den Arbeitgebern vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bayern) über einen neuen Tarifvertrag verhandeln. Die Forderung dazu liege bereits auf dem Tisch.
3000 Euro für Fachkräfte
„Fachkräfte brauchen einen Einstiegslohn von 3000 Euro. Außerdem müssen Zuschläge für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen gezahlt werden. Nur so kann es überhaupt klappen, die Gastro-Branche wieder attraktiver zu machen, insbesondere für den Nachwuchs“, sagt Schleser.
Generell sei es notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Regina Schleser. Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Bayern liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. „Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben“, sagt die Gewerkschafterin.
Die Branche werde auch im Nürnberger Land weiter Konjunktur haben – und gute Leute brauchen. „Denn der Trend zum Reisen wird nicht abreißen“, so die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth.