SCHNAITTACH (mz) — Der Seehofer-Besuch Anfang Januar in Schnaittach hat ein Nachspiel: Bei der Überprüfung der Mittelschule als Veranstaltungsort hatte das Landratsamt bemerkt, dass für den ersten Stock der vorgeschriebene zweite Fluchtweg fehlt. Seit dieser Woche steht ein provisorisches Gerüst.
Die Schnaittacher Mittelschule bekommt keine neue Fassade mitten im Winter und auch keine neuen Fenster – das Gerüst, das seit Mittwoch die Gebäude „ziert“, ersetzt den fehlenden zweiten Fluchtweg aus dem ersten Stockwerk. Sechs Klassenzimmer sowie Fach- und Gruppenräume befinden sich dort oben. Bisher hatte sich niemand daran gestört, dass sich die Schüler im Brandfall nur über das zentrale, offene Treppenhaus ins Freie retten konnten.
Bis zur ersten Januarwoche. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte sich angekündigt. Weil der übliche repräsentative Saal der Marktgemeinde, das „Tausendschön“, belegt war, wich die CSU als Veranstalter in die Mittelschulaula aus. Zu rechnen war mit mehr als 200 Menschen, weshalb die Versammlungsstättenverordnung griff und das Landratsamt das Gebäude auf Sicherheit überprüfte.
Der Empfang konnte unter bestimmten Auflagen über die Bühne gehen, der Schulbetrieb aber nicht mehr. Das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung forderte Schnaittach auf, sofort ein Gerüst als Fluchtweg aufzustellen. Nach Ende der Frist bis gestern wäre das Obergeschoss für den Schulbetrieb gesperrt worden.
Für Bürgermeister Georg Brandmüller ist nicht die Sache selbst – die Gemeinde ist als Sachaufwandsträger verantwortlich für die Sicherheit –, sondern die Art und Weise unverständlich. Alle Schulen der Gemeinde hätten bereits neue Fluchtbalkone erhalten, außer die Mittelschule. „Wir haben das zurückgestellt, weil wir lange nicht wussten, wie es mit unserer Hauptschule weitergeht“, sagt Brandmüller.
„Uns jetzt so das Messer auf die Brust zu setzen“, meint er, es müsse doch wenigstens Zeit sein, das günstigste Angebot auszuwählen. 25 000 Euro hat Schnaittach jetzt ausgegeben, Ende des Jahres werden es mit der Gerüstmiete zusammen 100 000 Euro sein. In eine Dauerlösung ist da noch kein Cent investiert. Am 9. Februar soll der Bauausschuss eine Konzeption in Auftrag geben.
Franz Bezold, zuständig für die öffentliche Sicherheit im Landkreis, erklärt klar, dass es keinen Spielraum gegeben habe. Das Baugesetzbuch schreibe zwei Fluchtwege vor. Deshalb habe eine latente „Gefahr für Leib und Leben der Schüler“ bestanden und deshalb dürfen auch „wirtschaftliche Aspekte keine Rolle spielen“. Das Argument, die Schule bestehe weitgehend aus Stein, lässt er nicht gelten: „Die meisten Opfer sterben wegen Rauch und Qualm, nicht durch Flammen.“ Auch die Eile sei berechtigt: „Lassen Sie etwas passieren in der Zwischenzeit und die Gemeinde und das Landratsamt wussten bereits, dass der Fluchtweg fehlt – wer möchte da verantwortlich sein?“
Interessanter Artikel.
Hoffentlich wird verstanden, was eine latente Gefahr ist.
War vielleicht eine „abstrakte“ Gefahr gemeint?
Naa, Don Alfredo, hör ner auf, sonst verstehts kanner mehr.
Nothingforungood
Hier sollte sich das Landratsamt an den Kosten mindestens zu 50% mit beteiligen den hat das Bauamt dies nicht vorher wissen müssen oder anders gefragt wie oberflächlich wird hier gearbeitet?
Was soll die Aufregung ? Steht im Artikel nicht, dass der Markt Schnaittach Bescheid wusste und die Sache (einfach) zurückgestellt hat ?
Siehste Branmüllers Schorsch hättest als alter Sozi nett nen Schwarzen Mann aus Bayern eingeladen. So ist es halt mal.
Keinen schlafenden Löwen wecken. Etzertle hast de gschiss mit dem Landratsamt, die lassen da nicht locker.
Etzerle gehst heut Abend zur Mama Lubjana und ärger dich nett.
Trink er Seidler mit auf den Huber Schorsch.
Jou werkli
Schnaittach tickt mal wieder anders.
Langjährige Markträte berichten: „das Problem des fehlenden Fluchtweges ist dem Marktrat, dem Bürgermeister und Verwaltung seit mehr als 10 Jahren bekannt“. Also auch länger als die ungewisse Zukunft der damaligen Hauptschule. Mehr als 10 Jahre haben der Verwaltung nicht gereicht die Sicherheit der Schüler zu gewährleisten. 10 Jahre haben noch nicht einmal gereicht bei einem Architekten oder einer einheimischen Firma nachzufragen, wie diese Aufgabe Kostengünstig zu erledigen wäre. In Schnaittach haben wir Treppenbauer, Metallfirmen und natürlich auch Zimmereien, deren Inhaber und Familien auch noch alle ehrenamtlich in und für Schnaittach aktiv sind. In Schnaittach dürfen Unternehmer Steuern zahlen, sich ehrenamtlich engagieren, junge Menschen ausbilden, aber sie dürfen anscheinend immer noch keine Aufträge von der Gemeinde erhalten.
Gestern habe ich nun die Mitteschule besucht und mir die mehr als 100.000,-€ teure Zwischenlösung angeschaut. Bilder hierzu finden Sie ab Samstag unter: http://www.fw-schnaittach.de
Natürlich steht die Baustelle mal wieder still. Die Etagen der Gerüste schließen kaum mit den Fenstersimsen ab; es ist also Klettern angesagt. Zwischenverbindungen mit Leitern und Sicherungen auf den Etagen sind nicht zu erkennen. Besonders skurril ist allerdings ein Gerüst im Innenhof. Die ursprübgliche Fensterhöhe beträgt ca. 1,5 Meter. Nun steht ein Gerüst vor den Fenstern und die Schüler müssen nun erst 50 cm. auf das Gerüst klettern um dann mehr als 2 Meter auf den Boden zu springen. Laut Bürgermeister dürfen die Bauarbeiter wegen der Kälte nicht weiterarbeiten. Durften sie auch die Baustelle nicht sichern? Die schweren Metallstreben stehen überall an den Gerüsten gelehnt. Sollten Schüler am Gerüst rütteln, besteht große Gefahr, dass sie von den Metallstreben erschlagen werden.
Vor 10 Jahren war die Hauptschule noch gut besucht. Heute hätte man laut Aussage von Lehrern durchaus den ersten Stock zeitweise stillegen können. Statt 6-stellige Beträge für Gerüste auszugeben hätte man vielleicht lieber einige Laptops kaufen sollen um den EDV Raum im ersten Stock nicht benutzen zu müssen. Seitens der Schüler hätte es sicher Lob gegeben.
Die Bürger dieser hochverschuldeten Gemeinde treibt der Marktrat und die Verwaltung immer wieder in die Verzweiflung. Fast möchte man sich wünschen, dass, die Gremien und das Bauamt ihre Arbeit auf ein Mindestmaß reduzieren um weiteren Schaden zu verhindern.