Keine Ausflüchte für Mittelschule

Schulleiterin Gabriela Scheicher und Bürgermeister Georg Brandmüller inspizieren den vorläufigen Fluchtweg. F.: Scholz
Schulleiterin Gabriela Scheicher und Bürgermeister Georg Brandmüller inspizieren den vorläufigen Fluchtweg. F.: Scholz2012/02/37713_MittelschuleSchnaittFluchtwegScheicherBrandmueller_New_1328290864.jpg

SCHNAITTACH (mz) — Der Seehofer-Besuch Anfang Januar in Schnaittach hat ein Nachspiel: Bei der Überprüfung der Mittelschule als Veranstaltungsort hatte das Landratsamt bemerkt, dass für den ersten Stock der vorgeschriebene zweite Fluchtweg fehlt. Seit dieser Woche steht ein provisorisches Gerüst.

Die Schnaittacher Mittelschule bekommt keine neue Fassade mitten im Winter und auch keine neuen Fenster – das Gerüst, das seit Mittwoch die Gebäude „ziert“, ersetzt den fehlenden zweiten Fluchtweg aus dem ersten Stockwerk. Sechs Klassenzimmer sowie Fach- und Gruppenräume befinden sich dort oben. Bisher hatte sich niemand daran gestört, dass sich die Schüler im Brandfall nur über das zentrale, offene Treppenhaus ins Freie retten konnten.

Bis zur ersten Januarwoche. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte sich angekündigt. Weil der übliche repräsentative Saal der Marktgemeinde, das „Tausendschön“, belegt war, wich die CSU als Veranstalter in die Mittelschulaula aus. Zu rechnen war mit mehr als 200 Menschen, weshalb die Versammlungsstättenverordnung griff und das Landratsamt das Gebäude auf Sicherheit überprüfte.

Der Empfang konnte unter bestimmten Auflagen über die Bühne gehen, der Schulbetrieb aber nicht mehr. Das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung forderte Schnait­tach auf, sofort ein Gerüst als Fluchtweg aufzustellen. Nach Ende der Frist bis gestern wäre das Obergeschoss für den Schulbetrieb gesperrt worden.

Für Bürgermeister Georg Brandmüller ist nicht die Sache selbst – die Gemeinde ist als Sachaufwandsträger verantwortlich für die Sicherheit –, sondern die Art und Weise unverständlich. Alle Schulen der Gemeinde hätten bereits neue Fluchtbalkone erhalten, außer die Mittelschule. „Wir haben das zurückgestellt, weil wir lange nicht wussten, wie es mit unserer Hauptschule weitergeht“, sagt Brandmüller.

„Uns jetzt so das Messer auf die Brust zu setzen“, meint er, es müsse doch wenigstens Zeit sein, das günstigste Angebot auszuwählen. 25 000 Euro hat Schnaittach jetzt ausgegeben, Ende des Jahres werden es mit der Gerüstmiete zusammen 100 000 Euro sein. In eine Dauerlösung ist da noch kein Cent investiert. Am 9. Februar soll der Bauausschuss eine Konzeption in Auftrag geben.

Franz Bezold, zuständig für die öffentliche Sicherheit im Landkreis, erklärt klar, dass es keinen Spielraum gegeben habe. Das Baugesetzbuch schreibe zwei Fluchtwege vor. Deshalb habe eine latente „Gefahr für Leib und Leben der Schüler“ bestanden und deshalb dürfen auch „wirtschaftliche Aspekte keine Rolle spielen“. Das Argument, die Schule bestehe weitgehend aus Stein, lässt er nicht gelten: „Die meisten Opfer sterben wegen Rauch und Qualm, nicht durch Flammen.“ Auch die Eile sei berechtigt: „Lassen Sie etwas passieren in der Zwischenzeit und die Gemeinde und das Landratsamt wussten bereits, dass der Fluchtweg fehlt – wer möchte da verantwortlich sein?“

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