Vorzeigeprojekt

Ein Biohof setzt auf erneuerbare Energien

Axel Lämmermann denkt mit dem Nahwärmenetz auch an seine Kinder.
Axel Lämmermann denkt mit dem Nahwärmenetz auch an seine Kinder. | Foto: privat2023/05/Biohof.jpeg

DECKERSBERG – Nie wieder von steigenden Energiekosten abhängig sein. Nie wieder darüber nachdenken müssen, ob das Öl oder Gas im Winter für alle ausreicht. Den eigenen Kindern und Enkeln eine zukunftsfähige Umwelt hinterlassen. Diese Gedanken bewegten Axel Lämmermann vom Biohof Lämmermann dazu, sich um eine alternative Lösung zur Wärmegewinnung zu kümmern.

Seit Jahren bewirtschaftet die Familie Lämmermann den Hof ökologisch gemäß den Bioland-Richtlinien. Da liegt es nahe, dass auch die Wärme aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.

Ein Jagdkamerad aus Vorderhaslach gab Lämmermann den entscheidenden Anstoß, denn dort ist schon seit Jahren ein Nahwärmenetz erfolgreich in Betrieb. Im März 2020 fiel der Startschuss für die Nahwärme Deckersberg mit Betreiber Axel Lämmermann.

Ein nagelneues Heizhaus steht am Rande der kleinen Ortschaft. Darin befindet sich das Herzstück des Wärmenetzes – ein Hackschnitzelkessel mit 400 kW, der jährlich eine Wärmemenge von über einer Million kWh erzeugt. Direkt daneben entsteht eine Werkstatt und darüber eine Trocknungsanlage für das biozertifizierte Getreide und die besonderen Du-Puy-Linsen, die der Landwirt exklusiv anbaut. Damit wird die Abwärme des Heizkessels im Sommer für die Getreidetrocknung effizient genutzt.

Im Herbst und Winter fließt die Wärme zu den Anschlusshäusern im Dorf. Kleine Pufferspeicher mit Übergabestationen in den Gebäuden sichern die Spitzenlasten, die meist morgens entstehen, wenn alle Bewohner Warmwasser abrufen. Ein 15.000 Litern Pufferspeicher im Heizhaus garantiert zusätzlich die Versorgungssicherheit, heißt es in der Pressemeldung.

Über 40 Prozent der Hackschnitzel liefert der Betreiber selbst aus seinem Wald. Der Rest kommt aus der näheren Umgebung oder von den Netzmitgliedern.

An das Wärmenetz sind 35 Gebäude angeschlossen, darunter das Dorfgemeinschaftshaus. Die Verlegearbeiten haben Vater und Sohn Lämmermann mithilfe der Firma Rancher Forstbetrieb geleistet.

Dabei nutzten sie die Synergien, indem die Leerrohre für Glasfaser direkt mitverlegt wurden, damit der Breitbandausbau im Dorf vorangetrieben wird. Die finanzielle Verantwortung für den Netzbetreiber Axel Lämmermann ist nicht zu unterschätzen. Das Netz profitiert zwar zu 35 Prozent von den staatlichen Förderungen, dennoch musste der junge Landwirt einen hohen Kredit beantragen, verrät er.

Die Klimabilanz in Deckersberg, wo sich über 60 Prozent der Bürger an das Nahwärmenetz angeschlossen haben, kann sich sehen lassen: pro Jahr wird nun der CO2-Ausstoß um 420.000 Kilo verringert.

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