RÜCKERSDORF — Hat der Pausenhof der Waldschule in Rückersdorf den „Charme eines lieblosen Plattenbauhinterhofs in Ostberlin“? Der Elternbeirat hat das in einem Schreiben ans Rathaus so formuliert – und stößt damit auf heftige Kritik aus dem Gemeinderat. Trotzdem machen sich Politik und Schule nun gemeinsam Gedanken über einen Umbau der Fläche.
Ein wenig erstaunt war Peter Wiesner schon, als sich plötzlich im Rathaus eine Landschaftsplanerin vorstellte. Sie würde gerne Vorschläge für die Umgestaltung des Pausenhofs erarbeiten, habe die Frau gesagt und dann gleich ihre Honorarvorstellungen genannt, so die Erinnerung des Rückersdorfer Bürgermeisters. Wiesner hat abgelehnt.
Zwar sind sich Elternbeirat und Gemeinde schon seit Dezember einig darüber, dass der Pausenhof umgestaltet werden soll, nur über das Ausmaß gibt es Streit. Einen Planer jedenfalls, wie es der Wunsch der Eltern ist, wird Rückersdorf nicht beauftragen. Das steht nach der letzten Sitzung des Gemeinderats fest. „Wir brauchen dort nichts Hochgestochenes“, sagt Wiesner – eine Ansicht, bei der ihm alle Fraktionen zustimmen.
Dem Bürgermeister ist ein Brief vom 29. März sauer aufgestoßen, den der Elternbeirat an die Gemeinde gerichtet hat. Der Pausenhof habe den „Charme eines lieblosen Plattenbauhinterhofs in Ostberlin“, heißt es darin. Die Gemeinderäte würden wohl schon mit der Schließung der Waldschule planen.
„Sehr stark überzeichnet“ sei das Schreiben, sagt der Bürgermeister. „Wahnsinnig geärgert“ hat sich auch die SPD. Ähnliche Äußerungen kommen aus den Reihen von CSU und RUW. „Aus unserer Sicht ist eine Planung gar nicht erforderlich, weil kein Raum für eine massive Umgestaltung ist“, bringt Wiesner die Meinung der Lokalpolitiker auf den Punkt.
Nimmt man Rücksicht auf alle Rettungswege, die durch den Pausenhof führen, so bleiben tatsächlich gerade einmal rund 300 Quadratmeter vor dem Lehrerzimmer und zwischen Haupteingang und Turnhalle frei. Hier könne der Bauhof ja ein Hochbeet anlegen, meint der Rathaus-Chef. Außerdem sei eine farbige Bemalung der Rettungswege denkbar, etwa mit Hüpfspielen. „Nur kann ich dort keinen Kies oder Rindenmulch hinmachen“, sagt Wiesner. Die Feuerwehr würde wohl nicht mehr durchkommen.
Die Auseinandersetzung hat noch einen anderen Hintergrund: Bis in die neunziger Jahre hat es auf dem Pausenhof schon einmal eine „Grünzone“ gegeben. Dann, so der Bürgermeister, sei diese auf Wunsch des damaligen Elternbeirats entfernt worden: „Denen war das Laub zu rutschig.“
Gespräch ist geplant
Bei aller Polemik scheint eine gütliche Einigung in Sicht. Jetzt ist ein Treffen von Eltern, Gemeinderäten, Lehrer und einigen Schülern geplant. Die Kinder sollen ihre Wünsche für einen neu gestalteten Pausenhof anbringen, der Bauhof wird diese dann umsetzen.
Trotz mehrerer Kontaktversuche hat die Pegnitz-Zeitung keinen Vertreter des Elternbeirats der Waldschule erreicht.
Liebe Redaktion,
leider gibt der Artikel nur und ausschließlich die Meinung der Gemeinde Rückersdorf wieder. Stimmen der Eltern, des Elternbeirates (auch wenn dieser scheinbar schwer erreichbar war – auch Elternbeiratsmitglieder gehen einer geregelten Arbeit nach) und vor allem der Schule selbst kommen mit keiner Silbe zu Wort.
Der Elternbeirat gilt seit Jahren als sehr agil und aktiv und hat allein in den letzten Jahren mit eigener Kraft viele Projekte – auch massive Investitionen – möglich gemacht, die die Gemeinde selbst nicht aufbringen konnte oder wollte. Zusätzlich betreibt der Elternbeirat gemeinsam mit den Eltern die Schulbibliothek – auch diese würde es sonst nicht geben.
Das alles ist erreicht worden durch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Schulleitung und dem Lehrerkollegium – ganz ohne Gemeinde. Wo blieb z.B. die geförderte (!) energetische Sanierung der Schule? Auf der Rückseite kann man z.B. seit langem die nicht fertiggestellte Außenisolierung bewundern. Es gab gesperrte Toiletten wegen abfallender Wandfließen, der Sportplatz ist teilweise nicht nutzbar. Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen.
Gemeinsam mit der Schulleitung schaffen wir einen MEHRWERT für Rückersdorf, das – gerade wenn man die demografische Entwicklung kennt – auf Zuzug junger Familien angewiesen ist. Das wäre eigentlich die ureigenste Aufgabe der Gemeinde.
Der Pausenhof – als kleiner Baustein der Arbeit des Elternbeirates – ist in der Tat schon länger ein Thema – aber anders als im Artikel erwähnt nicht erst seit Herbst, sondern seit inzwischen über vier Jahren – so nachzulesen in den Protokollen des Elternbeirats. Es wurde sogar schon ein kompletter Entwurf – entstanden ausschließlich in privater Arbeit des Elternbeirates abgegeben – und – wen wundert’s – verworfen. Es gab auch schon einen perfekt und ehrenamtlich ausgearbeiteten Entwurf des Elternbeirates für die Nutzung des alten Theaterraumes – klar: nicht umgesetzt. Der wievielte Anlauf das nun ist, vermag ich spontan gar nicht zu sagen. Aber die ehrenamtlich erbrachte Arbeitszeit dürfte nicht unerheblich gewesen sein und wurde von Eltern und deren Bekannten erbracht, die sich mit der Materie auskennen – ohne externe Berater und kostenpflichtige Planung!
Am Ende stellt sich mir ganz persönlich die Frage, ob unseren Kindern mit diesem durch die Gemeinde Rückersdorf lancierten einseitigen Bericht und der Kommunikation der Gemeinde mit dem Elternbeirat über die Presse ein Gefallen getan wurde – ich meine nicht.
Was mich wundert: warum ist denn unser Bürgermeister, seit Jahren der Regungslosigkeit in Sachen Waldschule auf einmal für ein gemeinsames Gespräch bereit? Oh: im Sommer sind ja Wahlen angesetzt – ach so. Na dann…
Gruß von einem Papa aus Rückersdorf, der zwar auch im Elternbeirat ist, aber hier nur für sich und NICHT im Namen des Elternbeirates spricht.
Jörg Lengenfelder
Das Thema „Unser Schulhof soll schöner werden“ ist in Rückersdorf nicht neu – und einfach nur naheliegend. Das veröffentlichte Foto spricht dabei für sich. Eine ununterbrochene Betonfläche von 1000 qm bietet weder den 170 Schülern noch ihren Lehrern den nötigen Spiel- und Erholungswert. Einziger Lichtblick im tristen Betongrau ist eine „Lümmelbank“ im angrenzenden Stückchen Wald, das auf Drängen des Elternbeirats überhaupt erst für die Schüler geöffnet wurde (Lümmelbank: Sitzgelegenheit und Klettergerüst zugleich, initiiert und finanziert durch den Elternbeirat 2008).
Diese „Lümmelbank“ sollte der Anfang der Umgestaltung des Pausenhofs sein. Bis heute ist es die einzige Maßnahme geblieben.
Statt etwas zu unternehmen zu können, diskutieren Elternbeirat und Schulleitung mit der Gemeinde Rückersdorf seit dem Abriss des letzten Stückchens Grün im Jahr 2007 um die Neugestaltung des Schulhofs. Kinder, Eltern und Lehrer wurden befragt. Ihre Wünsche, 2008 so aktuell wie heute: Mehr Grün durch Wiesen und Bäumen, Schatten im Sommer, weniger Beton, interessante Spielräume, aber auch Rückzugsmöglichkeiten und Ruhezonen. Was ist daran „hochgestochen“?
Doch immer gab es seitens der Gemeinde neue Gründe gegen die Schulhofgestaltung, zuletzt die angedachte, dann doch verworfene Schulhaussanierung (Anm.: Mit den gezahlten Architektenhonoraren hätte man den Schulhof gleich zweimal gestalten können!).
Dabei bietet sich das Gelände rund um die Waldschule geradezu an für eine naturnahe und nachhaltige Umgestaltung. Andere Schulen im Landkreis, wie die Bertleinschule in Lauf, das Sonderpädagogische Förderzentrum im Schwabach oder die Schule Neunkirchen, gehen mit besten Beispielen und funktionierenden Konzepten voran. Etwas „Hochgestochenes“ ist das nicht, im Gegenteil. Mit erstaunlich geringen Kosten entstehen ergiebige Grün- und Spielräume, mit Aufforderungscharakter und Erholungswert. Die Realisierung in Eigenarbeit von Eltern und Kindern fördert die Auseinandersetzung und die Identifikation mit „ihrem“ Lebensraum Schule. Selbstgeschaffenes wird ganz anders geschätzt und bewahrt,
als teure, aber phantasielose Spielgeräte! Das werden die o.g. Schulen gerne bestätigen.
Mit dieser Idee sprachen Elternbeirat und Schulleitung im Herbst 2010 erneut im Rückersdorfer Gemeinderat vor – und stießen parteiübergreifend auf großes Interesse. Das Angebot des Elternbeirats: Umsetzung eines Gesamtplanes in mehreren Bauabschnitten, verwirklicht in Elterninitiative, in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bauhof, finanziert durch Spendengelder und die Gemeinde Rückersdorf.
Ein Angebot, dass nur dank großem Interesse und Engagement der Rückersdorfer Elternschaft überhaupt machbar ist!
Doch leider erfährt dieses Engagement in Rückersdorf weder Wertschätzung noch Rückhalt seitens der Gemeinde. Das bekamen Schule und Elternbeirat einmal mehr zu spüren, als es um die Kosten für die Begleitung des Schulhof-Projekts durch eine ortsansässige Landschaftsarchitektin ging. Sie stand von Anfang an mit ihrem Fachwissen zu Seite, bis zu diesem Zeitpunkt auch ohne Honorar. Wie mit Herrn Bürgermeister Wiesner abgesprochen (!), machte sie ihm ein Angebot für Entwurfsplanung, Realisierungsmöglichkeiten durch Eltern/Bauhof und eine realistische Kostenschätzung. Ohne fachliche Begleitung ist die Realisierung eines solchen Projekts unmöglich. Mitarbeitende Eltern und Kinder brauchen klare Arbeitsanweisungen, sämtliche Maßnahmen müssen fachlich durchdacht, koordiniert und überwacht sein (Bauleitung) – und am Ende den Sicherheitsvorschriften entsprechen.
Nun war das Ganze plötzlich nicht mehr umsonst, ein Elternbeirat besteht nicht selbstverständlich aus den passenden Fachleuten. Das Angebot der Landschaftsarchitektin wurde als Zumutung empfunden (obwohl realistisch) – und von Herrn Bürgermeister Wiesner kurzerhand vom Tisch gefegt, mitsamt der schönen Idee einer naturnahen Schulhof-Neugestaltung. Die Absage kam per e-mail.
So einfach kann das sein.
Über Angebote kann man verhandeln, über Wertschätzung, Loyalität und respektvollen zwischenmenschlichen Umgang nicht.
Nach jahrelangen Bemühungen, den vielfältigsten Ideen, Angeboten und Lösungsmöglichkeiten – in Unmengen kostenloser Arbeitsstunden erdacht – ist die erneute Absage mehr als enttäuschend. Wo sind plötzlich all die Fürsprecher im Gemeinderat, die von der Idee eines naturnahen Schulhofs im Dezember 2010 noch genauso begeistert waren wie wir? Wer macht sich für die Belange der Kinder stark?
Mit welchem Recht werden denkende, engagierte Menschen beschäftigt, um sie dann doch wieder vor den Kopf zu stossen? Wo bleiben Wertschätzung, Respekt und Aufrichtigkeit?
Viele Fragen… Die Reaktion des Elternbeirats war ein deutlicher Brief an alle Mitglieder des Gemeinderats auf der Suche nach Antworten. Die Antwort fanden wir am Freitag in der Zeitung. Auch eine Art der Kommunikation.
Geschätzter Gemeinderat Rückersdorfs,
eine Treffen wie im oben genannten Artikel vorgeschlagen, halte ich für wenig ergiebig. Geredet wird schon viel zu lange. Schüler, Lehrer und Eltern Rückersdorfs beschäftigen sich seit Jahren mit ihrem Traum-Schulhof, in Umfragen, Zeichnungen und Modellen. Alles ist gesagt. Es wäre an der Zeit, etwas zu tun. Mit einer politisch wirksamen Minimallösung zur Besänftigung der aufgewühlten Gemüter ist es dabei nicht getan. 300 qm Grün und eine bunt bemalte Feuerwehrzufahrt sind dagegen eine ganze Menge – und 100 % Verbesserung zum Jetzt.
So viel von der anderen Seite.
Für Fragen und Meinungen zu diesem Thema stehe ich gerne zur Verfügung. Namen und Adressen der Elternbeiratsmitglieder sind öffentlich. Sie können uns jederzeit erreichen. Bitte bedenken Sie dabei, dass engagierte Eltern im wirklichen Leben auch noch mit vielen anderen guten Dinge beschäftigt sind – und probieren Sie es notfalls ein zweites Mal. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Silke Glöckner, Elternbeiratsvorsitzende der Waldschule Rückersdorf
(Dies ist meine persönliche Meinung, die auch gerne als Leserbrief veröffentlicht werden kann.)
Unerträglich wie der Elternbeirat in Rückersdorf mit Begriffen um sich werfen, von denen sie vermutlich weder aus eigener Anschauuung noch aufgrund ihres sozialen Umfelds überhaupt keine Ahnung haben.
Als gebürtiger Kreuzberger und jetzt Rückersdorfer kann ich ob dieser Polemik seitens des Elternbeirats nur mit dem Kopf schütteln und solche Verbalinjurien gegenüber der Kommune verurteilen.
Wer keine Ahnung hat, wie es in Berlin wirklich aussieht, sollte weniger polemisch agitieren.
Den Pausenhof mit der Platte in Marzahn oder Hohenschönhausen zu vergleichen zeigt, wie realitätsfremd der Elternbeirat ist.
Wir haben uns die Schule angeschaut, da unsere Tochter in wenigen Jahren auch dort zur Schule gehen wird und waren sehr angetan. Sicherlich kann man den Hof ansprechender gestalten, doch wenn man dieses Ziel auch erreichen will, sollte man auf unpassende Vergleiche verzichten, denn das schadet nur den eigenen Zielen.
Ansonsten empfehle ich dem Elternbeirat: Weniger fordern, mehr selber machen! In Berlin haben wir es damals durchgesetzt, dass die Schulräume nach den Vorstellungen und durch die Schüler gestaltet wurden.
Für mich zeugen die Formulierungen des Elternbeirats 1. von sozialer Arroganz, 2. von Überheblichkeit und 3. von fehlendem Umgangsformen, die normalerweise im Elternhaus vermittelt werden sollten.
„Das bekamen Schule und Elternbeirat einmal mehr zu spüren, als es um die Kosten für die Begleitung des Schulhof-Projekts durch eine ortsansässige Landschaftsarchitektin ging.“
Ein solches Projekt, für das auch die Kommune Geld zahlen soll, muss ausgeschrieben werden, alles andere hat Geschmäckle, vor allem wenn Mitglieder des Eltenbeirates selber aus dem Architekturumfeld entstammen.
Gegen eine ordentliche Ausschreibung ist sicherlich Nichts einzuwenden.
Verkürzte Entscheidungswege, nur weil es angeblich günstiger sein soll ist rechtlich fragwürdig, vor allem, wenn es bei einer Gemeinderatsitzung sofort um Honorarforderungen geht.
Dem Elternbeirat sollte zu denken geben, dass sich alle im Gemeinderat vertretenen Parteien vor dem Kopf gestoßen fühlen.
@Jörg Lengenfelder
Als junge, zugezogene Familien wenden wir uns gegen die politische Instrumentalisierung durch Vertreter des Elternbeirates.
Auch junge Familien können anders denken, als der Elternbeirat der Waldschule. Das nennt sich Pluralismus. Danke!
Zusammenfassend kann ich nur feststellen:
Wenn der Elternbeirat sich nicht beachtet fühlt, dann sollte er seine Energie lieber in alternative Projekte stecken, die unabhängig von staatlichen oder kommunalen Stellen realisiert werden können.
Es gäbe viel zu tun, auch in Rückersdorf. Nicht alles muss immer nur „erdacht“ werden, vieles kann auch einfach unabhängig von Ämtern und Behörden realisiert werden.
Rückersdorf bietet dazu genug Möglichkeiten und vor allem auch pekuniäre Potenz.