DIEPERSDORF – Nach dem großen Regen am Freitagabend hatte Petrus ein Einsehen: Wie maßgeschneidert war das Wetter in Diepersdorf für den Kraftakt Baumaufstellen und die vielfältigen Programmpunkte bis zum Abschluss am Montag.
Schon seit Donnerstag standen in Diepersdorf die Zeichen auf Feiern. Die Kirchweihboum und -madla, insgesamt stattliche 13 Paare, hatten bereits umfangreiche Vorarbeit geleistet: Kränze waren gebunden und Kirwaliedler geprobt, die beim Kirwa-Einleiten am Donnerstag um 0.00 Uhr beim Zug durch den Ort gesungen wurden. Und alles lief völlig entspannt und zur Zufriedenheit aller Beteiligter.
Den Freitag hatten die Kirwaboum damit verbracht, das große Loch auszuheben, das den Baum aufnehmen sollte, am Abend gab es für alle flotte Musik mit der Band „Baglin“ und am Samstagnachmittag war es dann so weit: Das Baumaufstellen wurde wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis.
30 gut gebaute junge Männer – die Kirwaboum und fleißige Helfer – machten sich an die schweißtreibende Aufgabe, den 35 Meter hohen Baum in die Senkrechte zu wuchten.
Dabei waren viel Kraft, sorgfältige Abstimmung, genaue Kommandos und vor allem auch Gefühl nötig. Kurzzeitige Schieflage glichen sie mit den jeweils drei oder vier „Schwalben“, die im Einsatz waren, souverän aus und nach einer rekordverdächtigen Zeit von etwas über zwei Stunden stand der Baum wie die sprichwörtliche Eins. Das Zentrum der Kirchweih hatte seinen Schmuck und das Baumaustanzen am Sonntag war gesichert.
Karussel für Klein und Groß
Aber auch für die Kleinen gab es Grund zur Freude. Die jüngsten Kirchweihgäste hatten zu dieser Zeit bereits das Kinderkarussell entdeckt und drehten begeistert ihre Runden. Musik für jeden Geschmack gab es am Samstag- und Sonntagabend für die Erwachsenen und natürlich nicht nur Bier, sondern auch Deftiges zu essen.

Höhepunkt Baumaustanzen
Weiterer Höhepunkt war das Baumaustanzen am Sonntag, das bei so manchem am Montagvormittag noch Spätfolgen zeigte. Doch der Programmplan kannte keine Gnade: Am Montag waren alle wieder am „längsten Frühschoppen der Welt“ im Einsatz, ehe am Spätnachmittag das traditionelle Eilwagenfahren zum Kirchweihende als spektakuläre Schlussveranstaltung noch seinen eigenen Akzent setzte.
Bei diesem Brauch, der schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist, wird schräg an einem Holzstamm, der von einem Traktor gezogen wird, ein Holzrad befestigt und zwar genau so, dass es sich während der Fahrt dreht. Jeweils zwei mutige Kirwaboum sitzen sich dabei auf dem Rad gegenüber und kämpfen damit, trotz Umdrehungen ihr Gleichgewicht zu halten.
Zu welchem Zweck oder Anlass auch immer diese besondere Form des Transportes entstanden ist – ursprünglich soll es sich um ein Paar gehandelt haben und demzufolge als Symbol für Fruchtbarkeit – erhalten hat sie sich nur in ganz wenigen Orten.

Dass die Diepersdorfer diese Tradition pflegen und lebendig erhalten, ist deshalb umso löblicher. Für die Kirwaburschen ist dies darüber hinaus auch eine kleine Möglichkeit, Spenden zu sammeln, denn ihr Einsatz für die Kirchweih ist nicht nur zeit- und kraftraubend. Es sind auch erhebliche Kosten damit verbunden, die dadurch minimiert werden können. Das war dann die letzte Herausforderung für die Beteiligten – jetzt haben sie ein Jahr Zeit zum Ausruhen und zur Vorbereitung auf das nächste Jahr.