OFFENHAUSEN – Ein kleiner freudiger Umzug durchs Dorf mit dem Posaunenchor sollte am Sonntag jeden in Offenhausen hören lassen, dass die Kirchengemeinde nach einem halben Jahr Vakanz wieder einen eigenen Pfarrer hat. Genau genommen sind es zwei: Das Ehepaar Ann-Sophie und Martin Hoepfner teilt sich die Stelle. Die Anteilnahme an diesem Neubeginn war groß. Beim Einführungsgottesdienst war St. Nikolaus voll.
Bis zum Segen der beiden neuen Geistlichen leitete noch einmal Dekan Werner Thiessen den Gottesdienst in Offenhausen, was er seit September regelmäßig tat. Er füllte die ungeplant ein halbes Jahr nicht besetzte Pfarrstelle als Vertretung aus. Die Gemeinde hat er deshalb sehr gut kennengelernt, wie er in seiner Rede in der Nikolauskirche deutlich machte. Er lobte den Kirchenvorstand, der in dieser Zeit „weit mehr mitgedacht hat, als man erhoffen kann“. Außerdem habe er gemerkt, „dass Offenhausen ein sehr musikalisches Dorf ist“.
Das zeigte sich auch beim Einführungsgottesdienst, den die Kindergottesdienstkinder mit einem Lied begannen und zu dem der Frauensingkreis mit „Wagt euch zu den Ufern“ und der Posaunenchor mit „Highland Cathedral“ musikalisch zwei stimmige Höhepunkte beisteuerten. Die Frauen unter der Leitung von Birgit Marschner-Hupfer forderten in dem Lied dazu auf: „Geht auf Gottes Spuren, stellt euch gegen den Strom“. Und die Blechbläser unter Christiane Polster, die auch mit der Orgel begleitete, zelebrierten zwischen dem Segen für das Pfarrerpaar und dessen erster Predigt stimmig die Feierlichkeit des Augenblicks.
Der Dekan lobte aber nicht nur die Musik im Dorf, sondern auch die rührige Kirchengemeinde, das lebendige Vereinswesen und „die Gabe, richtig feiern zu können“. Da habe er sogar überlegt, sich selbst auf die Stelle zu bewerben, sagte er im Scherz und erntete dankbare Lacher in der Kirche.
Dann ging er auf die Pfarrer ein: Martin Hoepfner kenne Offenhausen ja schon, als Vikar war er in der Nachbargemeinde in Engelthal. Seine Frau Ann-Sophie aber müsse sich umstellen von der Augsburger Innenstadt aufs Land. „Das wird Ihnen gut tun hier“, meinte Thiessen, denn auch das Menschliche passe und er habe die gute Nachricht, dass das mit PCP und Lindan belastete Pfarrhaus bereits im Mai fertig saniert sein wird. Er erinnerte daran, dass dies jetzt ein ersehnter „Neuanfang“ in der Gemeinde sei. „Offenhausen ist jetzt wieder komplett“, sagte der Dekan. Das sehen auch viele Dorfbewohner Offenhausens so, wie vielfach zu hören war.
Als dann die beiden Pfarrer gemeinsam auf die Kanzel stiegen, stellte ein schmunzelnder Kirchenbesucher hörbar fest: „Des hat mer a no net“. Von dort oben sprach das Paar abwechselnd und beleuchtete seine und die Situation der Gemeinde gleichermaßen. „Auf zu neuen Ufern“ gelte für beide. Sie selbst hätten viel erlebt, Abschiede, Enttäuschungen, aber sie hätten immer Beistand gefunden, die Zuversicht behalten und die Erfahrung gemacht, „dass Gott uns nicht verlassen hat“. Und jetzt hätten sie es „geschafft – wir sind hier“, sagte Martin Hoepfner und drückte damit die eigene und auch die Hoffnung der Gemeinde aus, dass der 34-Jährige und seine 28-jährige Frau nun am rechten Fleck und angekommen sind.
Die Ermunterung, offen mitein- ander umzugehen, die deutliche Handreichung in der Predigt und die Einladung zum anschließenden geselligen Empfang mit Grußreden im Hupfer-Saal nahmen jedenfalls schon einmal viele Offenhausener gerne an.
Am Tag davor hatte Regionalbischof Stefan Ark Nitsche das Pfarrerpaar in Osternohe zusammen mit der neuen Schnaittacher Pfarrerin Dorothee Mann ordiniert. Der Schnaittacher Pfarrer Wilfried Römischer begrüßte als „Hausherr“ viele Ehrengäste wie etwa die stellvertretende Landrätin Cornelia Trinkel, die den Vergleich der kleinsten Einheit, Kirchengemeinde – Marktgemeinde, aufzeigte.
Die Schriftlesung an diesem Tag übernahm der Dekan bevor der Regionalbischof seine sehr lebendige und lebensnahe Predigt hielt. „Vertrauen haben auf Gott“ dies war seine Kernaussage. Er fand aber auch immer wieder den Bezug zum alltäglichen Leben. „Zweifel gehört zum Glauben“ und „ja, wir vertrauen Dir dieses Amt an“ sagte er mit Blick zu den neuen Geistlichen im Landkreis, bemerkte dabei aber auch „Pfarrer sein ist nichts Heiliges“.
Dann war es soweit, der große Moment für die jungen Pfarrer stand bevor: Regionalbischof Stefan Ark Nitsche legte zusammen mit den Assistenten die Hand auf und führte die Ordinationshandlung durch. Die Feierlichkeit dieses Augenblicks wurde unmittelbar danach mit „Jubilate Deo“, einem Kanongesang des Kirchenchors, hervorgehoben.
Michael Scholz und Udo Schuster