SIMMELSDORF – Simmelsdorf will bis zum Sommer in allen Ortsteilen DSL anbieten. Zugleich ist es die erste Gemeinde in Deutschland, in der die neuartige IFC-Technologie zum Einsatz kommt, zusätzlich werden auch neue Glasfaserkabel verlegt. Dies beschloss der Gemeinderat einhellig. Der Freistaat fördert das mit 320000 Euro veranschlagte Pilotprojekt mit 200000 Euro aus dem Budget der Breitbandinitiative.
«Wir sind stolz, der Vorreiter zu sein», sagt Bürgermeister Perry Gumann. «Wir profitieren von der Pilotförderung und geben ein Beispiel für weitere Gemeinden.» Erklärtes Ziel ist, bis Sommer 2010 die gesamte Gemeinde mit Breitband zu bestücken. Der Beschluss im Gemeinderat fiel einstimmig, dennoch gab es auch kritische Töne. Es sei kaum verständlich, warum eine Gemeinde überhaupt in Telekommunikation investieren muss. Es überwog aber die Überzeugung, etwas tun zu müssen, um im Ganzen für junge Familien attraktiv zu sein.
Im Simmelsdorfer Gemeindegebiet kommt «IFC (Interference Cancellation Technologie) Interconnect für SHDSL» zum Einsatz. Grundlage ist ein Vertrag mit dem Nürnberger Internetprovider «ecore», der als «Voxacom» Internet anbietet. Die schnelle Verbindung bekommt aber nur, wer Kunde dieses Anbieters wird.
In den Gemeindeteilen Simmelsdorf und Hüttenbach werden zudem weiterhin ADSL-Anschlüsse zur Verfügung stehen. Die Datenraten reichen von einem bis 16 Megabit pro Sekunde. In anderen Ortsteilen ist bislang aber lediglich das sogenannte «DSL light» mit etwa 0,384 oder ISDN mit 0,128 Megabit verfügbar.
Das jetzt vom Gemeinderat bewilligte, von «ecore» entwickelte Breitbandkonzept basiert auf mehreren Säulen: «Einige Ortsteile erreichen wir mit einer Kombination aus zwischen den Ortsteilen neu zu verlegenden Glasfaserkabeln und IFC-optimierter SHDSL-Technik für die letzten Meter zu den Haushalten», erklärt «ecore»-Geschäftsführer Christian Kuhlmann. Darüber hinaus stellt ein Mobilfunkbetreiber für die im Vorwahlgebiet der Nachbargemeinde Betzenstein gelegenen Ortsteile Wildenfels und Strahlenfels die Breitbandversorgung per UMTS sicher.
Die IFC-Technik reduziert Störungen auf bestehenden Kupferleitungen, sodass sich SHDSL über große Entfernungen übertragen lässt. Simmelsdorf hat fast 3200 Einwohner, die sich über rund 41 Quadratkilometer auf 26 Dörfer und Weiler verteilen. Ihre Größe liegt jeweils zwischen einem und wenigen 100 Haushalten.
«Wegen der weitläufigen Gliederung unserer Gemeinde gab es bisher keine flächendeckende Breitbandversorgung», sagt Thomas Schmidt, Leiter der Bauverwaltung. Die Ortsteile sind meist durch kilometerlange Kupferleitungen an den zentralen Hauptverteiler in Simmelsdorf angeschlossen. Diese Leitungen sind in der Regel viele Jahrzehnte alt und sehr dicht mit Telefon- und DSL-Anschlüssen belegt. Dies verursacht Störungen, die die Reichweite von DSL erheblich reduzieren.
Mit IFC optimiertes SHDSL wird im Simmelsdorfer Gemeindegebiet dort eingesetzt, wo neue Glasfaserleitungen nicht unbedingt nötig sind, da sich die bestehenden Kupferleitungen mit IFC ausreichend entstören lassen. Kuhlmann kündigt an, dass alle Haushalte der Gemeinde Simmelsdorf abhängig von der Leitungslänge Breitbandanschlüsse zwischen einem und 50 Megabit pro Sekunde bekommen.