HARTENSTEIN — Rund 70 Zuhörer verfolgten die jüngste Sitzung des Gemeinderates in Hartenstein im brechend vollen Sitzungssaal des Rathauses. Hauptgrund des regen Interesses der Bürger: der Tagesordnungspunkt „Errichtung eines Einkaufsmarktes mit Kulturhalle“. Mit einer deutlichen Mehrheit von 10:2 Stimmen vergab das Gremium den Planungsauftrag für das zuvor ausführlich und teils kontrovers diskutierte Großprojekt der Kommune. Geschätzte Kosten: rund 2,3 Mio Euro netto.
Bürgermeister Werner Wolter stellte den vom Ingenieurbüro Cordula Breitenfellner aus Berngau angefertigten Entwurf des Gebäudes vor. Der neun Meter hohe, aber um 1,5 Meter tiefer versetzte, große Komplex mit Gründach mit einer Größe von 18 mal 30 Metern soll im Erdgeschoss einen „Einkaufsmarkt“ mit Bäcker- und Fleischertheke sowie Lebensmittel des täglichen Bedarf enthalten. Integriert sei zudem ein Stehcafé und Warenlager. Die verfügbarenToiletten seien auch von außen zugänglich, sagte Wolter. Im hinteren Bereich sind zusätzlich drei Räume geplant, allerdings vorerst nur im Rohbau, die für eine Arztpraxis im Bedarfsfall zur Verfügung stehen.
Im Obergeschoss soll eine „Kulturhalle“ mit 196 Sitzplätzen entstehen. Sie enthält eine eingebaute Bühne, Klapptische und Garderobe, eine kleine Küche, Sanitärräume sowie ein abtrennbares Foyer. „Der Bereich wäre auch für die Nutzung als Klassenzimmer denkbar, für das die Grundschule bereits Bedarf angemeldet hat“, so Wolter. Eventuell sei auch ein zweiter Raum möglich. Das gesamte Gebäude soll in Holzbauweise als Passivbau mit einer lichtaktiven Holz-Glas-Fassade errichtet werden. Entsprechende Einrichtungen bei Rosenheim hatte der Gemeinderat einige Tage zuvor bereits besichtigt.
Als Standort sei der Spielplatz und Außenbereich direkt im Anschluss der Grundschule im Bereich des maroden Hartplatzes vorgesehen. „Die Spielgeräte werden versetzt, Laufbahn und Sprunggrube bleiben an ihrem Platz. Im Anschluss an das Gebäude kommt ein neuer Hartplatz bzw. ein Kunstrasenfeld“, erläuterte der Rathaus chef. Im Rahmen der Erneuerung der Außenhaut der Turnhallenwand wäre auch das Anbringen einer Kletterwand denkbar. „Spielplätze bleiben also ausreichend erhalten“, meinte er. Zudem werde der Pausenhof größer und begradigt, im Sommer sei deshalb auch eine Bestuhlung möglich. Im Rahmen des Bauprojekts sollen im Bereich der Höf laser Straße zusätzlich 20 bis 23 Parkplätze neu entstehen, mit einem Gehweg vor dem Gebäude und den Stellplätzen.
Als Kosten wurden für das Erdgeschoss 1,2 Mio Euro und für das Obergeschoss 1,1 Mio Euro veranschlagt, zuzüglich Mehrwertsteuer. „Weil es sich um ein innovatives Projekt handelt, werden wir auch Förderungsmöglichkeiten prüfen“, so Wolter. Für die Kulturhalle rechnet er mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent, für die gewerbliche Nutzung sieht er allerdings kaum Chancen auf finanzielle Unterstützung. Sein Fazit: „Wir erhalten ein neues Areal, modern und großzügig für alle Bedürfnisse, vom Kleinkind bis hin zum Rentner.“
Das sah Gemeinderat Norbert Kraus (CSU/WG) allerdings anders. Er hätte sich gerne ein Alternativkonzept gewünscht. Kraus sprach sich gegen den Standort aus. Für ihn wäre ein Einkaufsmarkt im Wohngebiet am Weinberg idealer gewesen: „Ein großer Platz, der auch der Gemeinde gehört und seit Jahren leer steht.“ Zudem befürchtet er eine zusätzliche Verkehrsbelastung im Bereich Schule und Kindergarten und sorgt sich um die Sicherheit der Kinder.
„Bei Großveranstaltungen werden viele Autos rundherum parken“, meinte Kraus. Zustimmung dafür erhielt er von Andreas Theinert (CSU/ WG). Anstatt Kulturhalle wäre für ihn und seinen Fraktionskollegen ein Umbau der Turnhalle in eine Mehrzweckhalle und zudem der Ausbau der Garage der Feuerwehr zur Nutzung für die Vereine sinnvoller gewesen.
„Das Baugebiet am Weinberg ist ein reines Wohngebiet, das sollten wir uns nicht zerstören. Im Gegensatz zum Schulgelände, das als Sonderbaufläche ausgewiesen ist. Und die Turnhalle ist jetzt schon überbelegt“, ließ Bürgermeister Wolter die Einwände nicht gelten. Eine Garage als Nutzung für Vereine und Schule fand er „unmöglich“. Einen „größeren Verkehrsdruck“ sieht er nicht: „Die Einkaufsmöglichkeit ist für die örtliche Bevölkerung und darf nicht mit einem Einkaufscenter verwechselt werden.“ Der geplante Standort dafür sei ideal, die gegenüberliegende Wiese könne nach Absprach mit dem Eigentümer als Parkplatz mit ausgewiesen werden.
Dem Vorschlag des Bürgermeis ters folgte die Mehrheit des Gemeinderats und segnete die Vergabe der Planung „des zukunftsweisenden Baus“ gegen die Stimmen von Kraus und Theinert ab.
Unter den vielen Zuhörern gab es nach der öffentlichen Sitzung vor dem Rathaus noch regen Gesprächsstoff und unterschiedliche Meinungen zu dem Großprojekt im Burgdorf.
na ja …
wenn halt der faktor geld keine rolle spielt…