Prototyp soll in absehbarer Zeit präsentiert werden

Wasserstoffantrieb aus Altdorf

Die EU fördert die Entwicklung von Wasserstoffantrieben mit Millionen von Euro. Deshalb hatten sich ZSI-Geschäftsführerin Angela Werbick und ihre Ingenieure erhofft, bei der Förderung zum Zuge zu kommen. Die Gelder aus Brüssel flossen aber zum großen Teil an BMW und Toyota. | Foto: Stock57/stock.adobe.com2021/11/Wasserstoff-scaled.jpg

ALTDORF – Die Firma ZSI Technology arbeitet an einem Projekt für Fahrzeuge und Boote. Bei der Vergabe von EU-Fördergeldern ging der Mittelständler allerdings leer aus.

Mit Hochdruck arbeiten Ingenieure der Altdorfer Firma ZSI derzeit an der Entwicklung eines Wasserstoffantriebs für Fahrzeuge und Boote. Mit dem Projekt könnten die Altdorfer schon sehr viel weiter sein, wenn die Pandemie nicht seit Monaten bremsen würde. Geschäftsführerin Angela Werbik ist dennoch zuversichtlich, in absehbarer Zeit einen Prototypen präsentieren zu können.

Noch vor einem Jahr allerdings war Werbik sehr viel optimistischer, weil die EU ein Förderprogramm für Wasserstoff aufgelegt hatte. Die ZSI-Geschäftsführerin hatte damit gerechnet, mit ihrem mittelständischen Unternehmen und dem schon relativ weit fortgeschrittenen Entwicklungsprojekt für einen Wasserstoffantrieb zum Zuge zu kommen. ZSI steht in Kontakt mit einem Fahrzeugbauer und einem Bootsbauer, die beide hochinteressiert sind an der Entwicklung aus Altdorf.

Eine Kooperation für eine Produktion ist aber noch nicht unter Dach und Fach. Das liegt zum einen an Lieferengpässen, die auch durch Corona bedingt sind, das liegt aber auch daran, dass die erhoffte Förderung aus Brüssel ausblieb. Die EU gab ihre Millionenförderung für Wasserstoffprojekte an BMW und Toyota. Das ist aus Werbiks Sicht zwar bedauerlich, weil jetzt alles länger dauert als vorhergesehen, es ändert aber nichts an ihrem Wasserstoffprojekt.

Wasserstoff statt Strom

Warum eigentlich Wasserstoff? Gehört die Zukunft nicht der E-Mobilität? Hier ist die Geschäftsführerin skeptisch. Elektrische Antriebe eignen sich für Pkw. Für Lkw, Schiffe oder Flugzeuge sind sie aber eher weniger geeignet. Für diese Bereiche gibt es einen riesigen Markt, für das Altdorfer Unternehmen ZSI war das vor etwa zwei Jahren der Anlass, in die Entwicklung eines Wasserstoffantriebs einzusteigen. Hinzu kommt, dass der Trend zur E-Mobilität für Werbik widersprüchlich ist. Die Herstellung der Batterien ist mit ökologischen Problemen verbunden, die heute immer nur im Kleinklein kommuniziert werden.

Wer sich mit den Details befasst und auf Umweltprobleme hinweist, gilt schnell als Bremser. Genauso wie der Skeptiker, der nachfragt, woher denn all der Strom für die Millionen von E-Autos kommen könnte, die irgendwann einmal auf deutschen Straßen rollen sollen. In Großbritannien zeichnet sich schon jetzt eine Entwicklung ab, die möglicherweise auch Deutschland droht: E-Autos dürfen nur noch zu bestimmten Zeiten geladen werden, die Ladezeiten werden rationiert, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Für die ZSI-Geschäftsführerin stand jedenfalls schon früh fest, dass es dringend eine Alternative zur E-Mobilität braucht.

Das Altdorfer Unternehmen ZSI Technology wurde 1972 gegründet, im kommenden Jahr feiert die Firma 50-jähriges Jubiläum. Kunden des auf Entwicklungsdienstleistungen spezialisierten Betriebs sind große Automobilbauer wie VW, Audi, Daimler, Porsche und der Automobil-Zulieferer Continental. Die Hersteller geben in Altdorf einzelne Bauteile zur Entwicklung in Auftrag – Teile für aktuelle Modelle, aber auch für Autos, die schon seit Jahren nicht mehr gebaut werden, für die aber Ersatzteile lieferbar sein müssen. Beispiel Porsche: Wenn der Lichtschalter im Cockpit eines klassischen 911er ausgetauscht werden muss, kommt das Ersatzteil aus Altdorf.

Entwickler Dominik Kümpflein im Gespräch mit seiner Chefin: Auf den Bildschirmen sind die Skizze einer Brennstoffzelle und ein Simulationsmodell zu sehen. Foto: Alex Blinten2021/11/Altdorf-ZSI-scaled.jpg

Geht nicht, gibt’s nicht

Solche Spezial-Aufträge für einige tausend Stück sind zu klein für die großen Zulieferer wie etwa Conti. Manche Bauteile müssen ganz neu entwickelt werden, eine Leistung, die ZSI anbietet, ebenso wie den Bau von Prototypen. Fällt einem Automobilproduzenten ein Zulieferer aus, klingelt oft das Telefon bei ZSI, wie die Feuerwehr springt das Altdorfer Unternehmen dann ein. Wer sich mit Angela Werbik unterhält, gewinnt schnell den Eindruck, dass es für ihre Ingenieure fast nichts gibt, das sich nicht entwickeln und bauen lässt.

150 Mitarbeiter hat das Unternehmen, davon 50 in Altdorf im Gewerbegebiet an der A6, weitere 100 in zwei zugekauften Unternehmen (LA Fahrzeugbau und MTA) in Freising und Nordhalben. Das Leistungsangebot von ZSI ist dabei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen.

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