EZELSDORF/ISTANBUL – Die Ex-Schwimm-Profis Alexander Gallitz und Paul Reither werden zusammen mit Ultra-Triathlet Bernhard Nuss am Bosphorus Cross-Continental Swimming Race teilnehmen und die Meerenge durchschwimmen. Gallitz will dabei auf seine Stiftung „Deutschland“ schwimmt sowie auf die Misere des Schwimmunterrichts in Pandemiezeiten aufmerksam machen.
6,5 Kilometer muss man zurücklegen, wenn man den Bosporus durchschwimmen will. Einmal im Jahr, wenn die Meerenge zwischen Asien und Europa für den Schiffverkehr gesperrt wird, versuchen das 1800 Leistungssportler aus aller Welt. Heuer, am 22. August, wird der Ezelsdorfer Schwimmprofi Alexander Gallitz mit seinem Sohn Paul und dem Extremsportler Bernhard Nuss aus Nürnberg dabei sein. Nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil er auf seine Stiftung „Deutschland schwimmt“ aufmerksam machen und für das wichtige Projekt Geld sammeln will und zudem auf die aktuelle, pandemiebedingte Misere im Schwimmunterricht hinweisen möchte.
Als Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands ist es Gallitz ein besonderes Anliegen, dass jeder sich sicher im Wasser bewegen kann, auch Kinder und auch solche mit Handicap. Speziell für diese Klientel hat er vor einigen Jahren die Stiftung ins Leben gerufen. Da für eine gedeihliche Lernsituation ein besonderes Vertrauensverhältnis nötig ist, findet der Unterricht in einer Eins-zu-Eins-Betreuung statt durch qualifizierte Schwimmlehrer, die aber auch erst wieder eine Ausbildung durchlaufen müssen. All das kostet, und daher ist Gallitz unermüdlich und äußerst kreativ unterwegs, wenn es darum geht, für sein Anliegen Gelder zu sammeln.
Spenden-Konto eingerichtet
Mal durch besondere Veranstaltungen, durch die Hilfe prominenter Unterstützer und Sportbotschafter, durch die Teilnahme an Wettbewerben oder durch Crowdfunding-Projekte. Ein solches wurde nun mit der Schwimm-Aktion im Bosporus verbunden, denn der 53-Jährige hat auf der Spenden-Plattform betterplace.org ein Konto eingerichtet, auf dem man für die Schwimmstunden und die Lehrerausbildung seiner Stiftung spenden kann (s.u.). Sensibilisieren und begeistern will er die Öffentlichkeit durch das Event in Istanbul. „Das wird ein Wahnsinns-Erlebnis, in einer 15-Millionen-Stadt von Asien nach Europa zu schwimmen“, schwärmt der Ezelsdorfer jetzt schon.
Die Idee dazu kam vom bekannten Fitness-Guru und Ultra-Triathleten Bernhard Nuss, den Gallitz auf einer Messe kennen lernte. Der hat an dem jährlichen Schwimmmarathon bereits im vergangenen Jahr teilgenommen. Organisator des Bosphorus Cross-Continental Swimming Race ist das Internationale Olympische Komitee der Türkei. Um einen Platz auf der Teilnehmerliste zu bekommen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, denn ungefährlich ist so ein sportliches Unterfangen ganz sicher nicht. Nuss hat sich im vergangenen Jahr daher von Gallitz bestätigen lassen, dass er von ihm offiziell als Trainer betreut wird und die sportlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen für die Teilnahme gegeben sind.
Der fast 60-Jährige, unter anderem der Personal Coach von Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, war im vergangenen Jahr also dabei und kam so begeistert zurück, dass er mit seiner Euphorie Alexander Gallitz und dessen 21-jährigen Sohn Paul Reither, wie der Papa ein ehemaliger Schwimm-Profi, ansteckte. Also beschloss man, heuer gemeinsame Sache zu machen und als „Frankenpower“ an den Start zu gehen. Im November haben sie sich angemeldet, im Januar kam die Genehmigung.

Bedenken, dass die drei das Vorhaben nicht stemmen, muss man nicht haben, schließlich sind sie alle Leistungssportler, Paul war erfolgreicher Teilnehmer vieler internationaler Wettbewerbe, bevor er wegen einer unfallbedingten Verletzung seine Karriere vorzeitig beenden musste, und Alexander war ebenfalls im Profi-Bereich aktiv und hat sich ganz dem Schwimmunterricht und dem Thema Sicherheit im kühlen Nass verschrieben. Dennoch muss trainiert werden.
Training bei 15 Grad Wassertemperatur
Auch wenn der Rothsee derzeit erst 15 Grad hat, wird demnächst der Trainingsauftakt zu dritt stattfinden, zweimal die Woche soll trainiert werden. Außerdem wird auch ein Familienurlaub Anfang August am Gardasee die Kondition verbessern. Tochter Sophie wird die Schwimmer auf dem Surfbrett begleiten und den Rhythmus überwachen. „Der ist wichtig“, weiß Gallitz, „deshalb sollte man möglichst am Anfang schon eine Gruppe Schwimmer finden, deren Tempo passt und denen man sich anschließen kann.“ Denn je nach Temperatur und Strömung kann die Überquerung, die nicht automatisch an der kürzesten Stelle der Meerenge stattfinden kann, eine bis eineinhalb Stunden dauern. Da ist es gut, sich nicht gleich am Anfang zu verausgaben. Sorge vor Schwierigkeiten, die ihnen die Pandemie machen könnte, haben die Wassersportler nicht. Bis zum 22. August wird das Trio vollständig geimpft sein.
Info:
www.betterplace.org/p95776