Gewässer bedroht

Klimawandel: LBV fordert die Renaturierung von Bächen

Bayerns Bäche haben mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen und brauchen mehr Schatten - bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt kann laut LBV das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern. Im Bild: der renaturierte Gauchsbach in Feucht.
Bayerns Bäche haben mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen und brauchen mehr Schatten - bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt kann laut LBV das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern. Im Bild: der renaturierte Gauchsbach in Feucht. | Foto: Felix Röser2025/09/0fa38cac1fa0ce5ef22524be26964fec503f84a4_max1024x.jpg

NÜRNBERGER LAND – Wo sich einst klare, kühle Bachläufe durch die Landschaft schlängelten, bleiben heute vielerorts trockene Rinnen zurück – der Klimawandel setzt Bayerns Bächen massiv zu. Immer häufigere Trockenperioden und Starkregenereignisse treffen auf versiegelte Flächen, begradigte Bachläufe und fehlenden Schatten, warnt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz, das bringe das Gewässernetz an seine Belastungsgrenze. Der LBV fordert daher umfassende Bachrenaturierungen.

„Unsere kleinen Fließgewässer sind entscheidend für den ökologischen Zustand ganzer Flusslandschaften – und sie sind akut gefährdet“, warnt LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Nur wenn wir natürliche Bachläufe und breite, vielfältig bewachsene Uferstreifen fördern, können Bäche ihre Funktionen als Wasserspeicher, Lebensraum und Schutzschild gegen Extremwetter erfüllen“.

19 Prozent in gutem Zustand

Mit rund 90.000 Kilometern Länge bilden Bäche einen wichtigen Teil des Gewässernetzes in Bayern. Doch nur rund 19 Prozent der Fließgewässer befinden sich aktuell in einem guten ökologischen Zustand. Begradigt, in Rohre gezwängt oder fast ganz ausgetrocknet, verlieren viele Bäche ihre natürliche Dynamik. Dabei sind strukturreiche, beschattete Gewässer unverzichtbar. „Ein naturnaher Bach wirkt wie eine natürliche Klimaanlage: Durch Verdunstung kühlt er seine Umgebung – eine immer wichtigere Funktion in Zeiten zunehmender Hitzewellen“, erklärt Hoppe. Besonders in Städten könnten Menschen und Natur gleichermaßen vom kühlenden Mikroklima profitieren.

Bäche beheimaten eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Viele Fische, wie die Bachforelle, nutzen sie als Kinderstube und sind auf kühles, sauberes Wasser und einen durchgängigen Bachlauf angewiesen. Durch den Klimawandel und insbesondere bei anhaltenden Hitzeperioden haben viele Gewässer mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen. „Das Absenken der Wassertemperatur ist in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung für gesunde Gewässerökosysteme“, betont Hoppe. Bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt könnte das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern.

Durch das Volksbegehren für Artenvielfalt („Rettet die Bienen!“) wurden 2019 in Bayern Randstreifen auf fünf Metern Breite entlang Gewässern dritter Ordnung Pflicht. Sie wirken laut LBV als natürliche Filter von Düngemitteln und Pestiziden von Ackerflächen und verhindern den Eintrag von Sedimenten ins Gewässer. Eine acker- und gartenbauliche Nutzung ist darauf nicht erlaubt. Jedoch ist eine Grünland-Nutzung nicht ausgeschlossen.

„Brauchen Büsche und Bäume“

Der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer fordert deshalb: „Wir brauchen Gewässerrandstreifen mit naturnahem Uferbewuchs, Büschen und Bäumen, damit diese eine kühlende Funktion entwickeln“. Wenn blühende Hochstaudenfluren oder Gehölze darauf wachsen dürfen, böten sie zudem Lebensraum für Vögel, Spinnen, Amphibien und Insekten.

Für Gewässer dritter Ordnung sind in Bayern die Kommunen zuständig – viele fühlen sich mit dieser Aufgabe jedoch alleingelassen. Mit der Broschüre „Lebendige Bäche in Bayern“ bietet der LBV Hilfestellungen und Beispiele für erfolgreiche Renaturierungen. Schäffers Appell aber geht Richtung Freistaat: „Die bayerische Staatsregierung sollte die Bäche endlich großflächig renaturieren, um damit Grundwasser-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu fördern.“ 

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren