NÜRNBERGER LAND – Mit der Zahl der Tests steigen der Bedarf an TestKits und deren Preis immens. Das Abreißen von Lieferketten, der weltweite Mangel an Frachtcontainern und die Geschäftspraxis von Discountern verschärfen die Situation.
Viele organisieren ihren Alltag gerade neu. Denn geimpft oder genesen, 2G also, reicht oft nicht mehr, die neue Vorgabe ist 2G-plus. Ins Hallenbad am Samstag oder am Sonntag? Das ist möglich. Aber nur mit negativem Corona-Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden alt sein darf.
Online kann man sich in Feucht für einen Testtermin anmelden, die Termine für Freitagnachmittag und Samstagvormittag sind aber schon am Donnerstagabend alle geblockt. Die nächsten sind erst am Montag wieder frei. Hallenbad geht also nicht am Wochenende. Dann vielleicht ins Kino oder zum Volleyballspiel der Altdorfer Bundesliga-Damen? Funktioniert an diesem Wochenende auch nicht, weil für Kinos, Theater und Sportveranstaltungen ebenfalls die 2G-plus-Regel gilt. Wer sich am heutigen Samstag in der Umgebung nach einem Testtermin umsieht, wird feststellen, dass die Online-Termine ausnahmslos vergeben sind. Er kann dann in die hiesigen Apotheken gehen, die samstags Tests anbieten oder muss nach Nürnberg in die dortigen Testzentren fahren.
Der Bedarf an Tests ist enorm
Der Bedarf an Testkits ist enorm. Das führt zwischenzeitlich zu Engpässen auf dem Markt in Deutschland, erläutert Dr. Ralf Schabik, Altdorfer Apotheker und Bezirksvorsitzender der Bayerischen Apothekenkammer. Neben dem aktuell hohen und kontinuierlich steigenden Bedarf an Tests spielen eine Reihe weiterer Faktoren bei der Verknappung des Angebots eine Rolle. „Die Ursachen dafür, dass es jetzt zu Lieferschwierigkeiten kommt, liegen schon länger zurück“, erläutert Schabik. Da gibt es etwa das Angebot der Discounter, die die Ware bundesweit hin- und herschieben und jeweils dort anbieten, wo sie damit das meiste Geld verdienen können. „Das würfelt den Markt ganz schön durcheinander“, ärgert sich Schabik.
Das Abreißen von Lieferketten führt zu weiteren Problemen. Weil ein Großteil der Testkits in China produziert wird, kommt es zu wochen-, manchmal monatelangen Verzögerungen, wenn die chinesischen Behörden einen Hafen wegen eines Corona-Ausbruchs kurzer Hand schließen und die in Europa bestellten Tests dann in Asien liegen bleiben. Die Ware wird in Containern verschifft, derzeit gibt es aber weltweit einen Mangel an diesen Behältern, was ebenfalls zum Aufschub von Lieferungen führt.
Preise vervielfachen sich
Alle Probleme zusammen schieben auch die Preise mächtig an. Noch vor wenigen Wochen hat Schabik für ein Testkit 1,50 Euro am Markt bezahlt, in dieser Woche kostet dasselbe Produkt den Apotheker doppelt so viel: drei Euro. Wie begrenzt das Angebot inzwischen ist, zeigt dabei ein Blick auf die Handelsplattform Ebay, wo die von Schabik für drei Euro erworbenen Testkits am gestrigen Freitag für sieben Euro angeboten wurden.
Selbsttests reichen meist nicht
Wohin die Entwicklung geht, ist schwer abzusehen. Die Supermärkte haben jetzt ausnahmslos wieder Schnelltests in den Regalen. Nach der letzten Welle blieben diese liegen, einige Discounter verschenkten die Tests sogar. Die Selbsttests dienen ohnehin nur der Eigenkontrolle, bei der Zutrittsgewährung in Sport- oder Schwimmhallen oder bei Veranstaltungen wird deren Ergebnis nicht akzeptiert. Überall dort wird ein von einer anerkannten Teststelle ausgestelltes Zertifikat abgefragt.
Schabik selbst und sein Kollege Matthias Kreuzeder von der Markt-Apotheke, bei der man sich wie in der Wallenstein-Apotheke am Röder ebenfalls auf Corona testen lassen kann, haben genügend Testkits eingekauft und weit im Voraus bestellt. Wichtig ist für die Altdorfer Apotheker dabei, dass es sich bei den Tests um qualitativ hochwertige Produkte von seriösen Herstellern handelt, die über seriöse Händler angeboten werden.
Seit März 2020, erzählt Schabik, bestimmt Corona seinen Apotheker-Alltag. Wer als Pharmazeut bei der Bestellung von Testkits auf der sicheren Seite sein will, stellt der Altdorfer Apotheker fest, der kommt auch um stundenlange Recherchen zu den Produkten nicht herum. Ein Verzicht auf diese Recherchen bedeute immer ein Risiko, dass man das möglicherweise unsichere Produkt einkauft. So weiß Schabik etwa von Testkit-Produzenten, die in Deutschland wegen der Unzuverlässigkeit ihrer Tests nicht mehr verkaufen dürfen, deren Produkte aber immer noch im Handel sind.