REICHENSCHWAND – „Hat ja keiner gedacht, dass eine Saison zwei Jahre dauert“, sagt Bernd Forster schmunzelnd. Denn so verlässt der Trainer seine Reichenschwander Damenmannschaft nach nur einer Spielzeit. Und es bleibt fraglich, ob er sie noch zu Ende spielen kann.
Aktuell sind die FCR-Mädels in ihrer Premierensaison in der Bezirksliga Achte. „Nach dem Aufstieg haben sie etwas gebraucht, um sich zurechtzufinden“, analysiert der scheidende Coach. Jedoch hätten die Partien gegen Schnaittach und Lonnerstadt das Potenzial des Teams aufblitzen lassen: Motivation, Moral, Kampfgeist und Taktik hätten hier gepasst, findet Forster.
Das sieht auch Kapitänin Isabel Schneider so: „Wir waren beim Start zu aufgeregt und zurückhaltend, haben uns aber dank unseres starken Teamgeists gut in die Liga reingefunden.“ Diese „große, familiäre Gemeinschaft“ lobt auch Forster. Wegen ihr habe er sich in Reichenschwand „pudelwohl gefühlt“. Und dieser Mannschaftsspirit trage die Damen auch durch die Corona-Zeit, hat Schneider den Eindruck: „Sonst waren wir drei Mal in der Woche beim Training, jetzt treffen wir uns einmal zum Workout.“ In der Hoffnung, dass es weitergehe mit dem Kicken und man an die Erfolge anknüpfen könne.
Froh über jede Partie
Dabei sei den Mädels bewusst, dass es immer länger dauere, wieder fit zu werden, je länger die Pause geht: „Wir sind seit einem Dreivierteljahr raus, jede hat nur für sich trainiert“, erzählt Johanna Linnert. Anfangs hätten sich alle gefragt, ob eine Saison wirklich sinnvoll sei – Stichworte: 30 Leute am Platz und kein Duschen. „Jetzt sind wir froh, dass wir gespielt haben.“
Ob das Restprogramm noch bis 30. Juni absolviert werden kann, daran zweifelt Forster. Je länger man abwartet, desto mehr englische Wochen würden drohen. Die Folge: „Geringe Vorbereitung, viele Partien und ein hohes Verletzungsrisiko.“ Doch nicht nur darüber macht sich Forster Gedanken, auch ob es gerecht wäre, abzubrechen und dann Auf- und Abstieg mit Quotienten zu regeln. Für Reichenschwand spiele beides keine Rolle. „Wir müssen mit den Vorgaben leben und das Beste daraus machen.“
Unerwartete Nachricht
Und das will Forster in den letzten Wochen seiner Trainerschaft beim FCR. „Mir ist der Schritt nicht leicht gefallen.“ Aber die Damen des Landesligisten SpVgg Bayreuth zu coachen, das sei sein Traum gewesen. Außerdem könne er hier auch seinen Trainerschein machen. Für seine Spielerinnen sei die Nachricht überraschend und niederschmetternd gewesen, verrät Hanna Vogel. Vor allem, weil die „Einheit“, wie sie es nennt, durch den Weggang der Torfrau und die Amtsaufgabe von Spielleiterin Johanna Zimmermann zusätzlich geschwächt wird. „Unsere Spielleiterin war eine gute Verbindung zwischen Vereinsführung und Team.“
Auch wenn es in den vergangenen Jahren laut der Kickerinnen nie an der Harmonie gehapert habe, musste der FCR öfters auf Trainersuche gehen. „Wir sind aber an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert, mit jemandem aus der Region – egal, ob Mann oder Frau“, betont Schneider. Schließlich wolle man sich in der Bezirksliga festbeißen und weiterentwickeln, ergänzt Linnert.
Einfach ausprobieren
Diese „Lust am Fußball“ habe Forster vor allem bei der „sensationellen Trainingsbeteiligung“ von im Schnitt 16 bis 24 Mädels gesehen. Dennoch muss er feststellen: „Ich bin seit 12 Jahren Trainer und leider hat der Damenfußball immer noch nicht den Stellenwert, den er verdient.“ Auch Linnert weiß, dass sich viele Herrencoaches nicht vorstellen können, Frauen anzuleiten. „Einfach mal den Schritt wagen und erleben, wie viel Spaß das macht“, rät Bernd Forster.