Wolfsriss in Betzenstein

Verband fordert Prävention statt Abschuss

Sebastian Bäumler (rechts) vom „Netzwerk große Beutegreifer“ nimmt Proben von den Tieren, die in einem Gehege bei Illafeld gerissen wurden. | Foto: Udo Schuster2021/03/wolf-wolfsriss-illafeld-dammwild-gehege-ertel.jpg

NÜRNBERGER LAND – Der bayerische Naturschutzverband LBV erteilt Forderungen nach dem Abschuss von Wölfen, wie sie nach den jüngsten Vorfällen laut wurden, eine Absage. Vielmehr sei es nötig, den „Aktionsplan Wolf“ konsequenter umsetzen. Rechtzeitige Herdenschutzmaßnahmen hätten nach Meinung des LBV die Wildtiere im Gatter geschützt.

Der LBV bedauert die beiden Übergriffe durch einen Wolf auf zwei nebeneinander gelegene Wildtiergatter bei Betzenstein und den entstandenen Schaden. Man nehme die Wolf-Situation dort und im Rest von Bayern nicht auf die leichte Schulter“, so der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer.

Er betont in diesem Zusammenhang aber, dass die beiden Zwischenfälle aus seiner Sicht vermeidbar gewesen wären, hätten sich die zuständigen Landwirtschaftsbehörden und die Halter an den Aktionsplan Wolf gehalten und rechtzeitig die notwendigen Herdenschutzmaßnahmen für die Tiere ergriffen. 

Problem wäre vermeidbar gewesen

„Wir wissen seit drei Jahren, dass im angrenzenden Veldensteiner Forst ein Wolfsrudel lebt, und so hätten allerspätestens nach dem Übergriff auf das erste Gatter alle Alarmglocken zum Schutz des benachbarten Geheges und aller weiteren in der Nähe laut läuten müssen“, sagt Schäffer weiter.

Es müsse wieder Sachlichkeit in die aktuell von Landwirtschaftsseite emotional geführte Debatte einkehren. „Das Problem hätte ohne weiteres vermieden werden können, wenn die zuständigen Behörden ihre Aufgabe zur Information so ernst genommen hätten, wie sie es zum Beispiel in Fällen der Geflügelpest tun“, so Schäffer weiter.

Aus Sicht des LBV hätten die zuständigen Landwirtschaftsbehörden alle betroffenen Gatterhalter in der Region proaktiv und umfangreich darüber aufklären müssen, wie ihr Gehegewild geschützt werden muss und wie dies vom Staat finanziert und gefördert wird. 

Überfälliges Warnsignal

Die Vorfälle bei Betzenstein sollten allen zuständigen Ämtern im Freistaat als lange überfälliges Warnsignal dienen, den vereinbarten Herdenschutz in Bayern endlich ernst zu nehmen und umzusetzen, damit sich derartiges nicht wiederholt.

Wer sich in betroffenen Regionen Bayerns jetzt nicht um den Schutz von Weidetieren und von Wildtiergattern kümmert und diese wolfsabweisend nachrüstet, der sei auch mitverantwortlich dafür, dass es in Zukunft zu weiteren Konflikten kommen kann. 


„Zäune können den Wolf zurückerziehen“

„Weitere Probleme mit dem Wolf in Oberfranken können dann entstehen, wenn die Herdenschutzmaßnahmen nicht umgehend umgesetzt werden, denn wolfsabweisende Zäune können den Wolf auch wieder zurückerziehen“, so Willi Reinbold, Wolfsbeauftragter des LBV. 

Dies zeige auch der aktive Herdenschutz an einem nahegelegenen Wildtiergehege der Bayerischen Staatsforsten im Veldensteiner Forst östlich von Betzenstein. Hier sei nach dem Eindringen eines Wolfes 2019 ein Elektrozaun installiert worden, der seither das Untergraben des Gehegezaunes durch den Wolf verhindert.

Ein von Politikern und Bauernverband geforderter Abschuss, der nur dann rechtlich überhaupt möglich wäre, wenn das Tier sachgerecht geschützte Nutztiere verletzt oder tötet und Wiederholungsgefahr besteht, dürfe überhaupt nicht zur Diskussion stehen. „Wo kein wolfsabweisender Zaun steht, darf auch kein Abschuss gefordert werden, denn der stellt das letzte Mittel dar, wenn Prävention ohne Erfolg geblieben ist“, sagt der LBV-Wolfsbeauftragte.

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