Ersatz-Veranstaltung in Röthenbach

Trotz allem ein Hauch von Kirchweih

Denny Morawski und sein Schaustellerkollege Christian Dobler (oben auf der Leiter) haben gestern auf dem Röthenbacher Hubert-Munkert-Platz schon einmal aufgebaut. Sie freuen sich in Pandemiezeiten über jede Gelegenheit, ihrem Beruf nachgehen zu können: „Wir sind dankbar, dass uns die Städte dazu Gelegenheit geben.“ | Foto: Sichelstiel2020/08/kirchweih-rothenbach-morawski-dobler-schausteller.jpg

RÖTHENBACH — Erst die Röthenbacher Kirchweih am letzten Augustwochenende, dann Schnepfenreuth, Vach, Seukendorf und schließlich die Michaeliskirchweih in Fürth: Denny Morawksis Kalender ist im Herbst normalerweise gut gefüllt. Doch die Corona-Pandemie hat alle Pläne des Schaustellers durcheinandergewirbelt. Seine Bierzelte bleiben in diesem Jahr im Lager. Umso dankbarer ist der Fürther, dass immer mehr Kommunen Plätze für seine Imbisswagen und die Angebote seiner Schausteller-Kollegen freimachen.

In Lauf scheiterte die „Sommermeile“ zwar an Auflagen des Landratsamts, doch im PZ-Gebiet haben es Rückersdorf und Schwaig mit „Mini-
Kirchweihen“ vorgemacht. Ab Freitag stehen nun auch auf dem Hubert-Munkert-Platz in der Röthenbacher Mitte ein Kinderkarussell, ein Süßwarenstand und eben Morawskis Imbiss. „Kinder-Kirchweih“ nennt die Kommune die Veranstaltung, die bis einschließlich Sonntag dauert. Geöffnet ist jeweils von 11 bis 20 Uhr.

Das Blumenfest fällt aus

„Wir haben die Schausteller angefragt, die sonst auch bei der Röthenbacher Kirchweih vertreten sind“, sagt Bürgermeister Klaus Hacker. Denn Röthenbach ist keine Ausnahme: Weder die Kirchweih auf dem Festplatz am Freibad noch das zeitgleich stattfindende traditionsreiche Blumenfest gibt es in diesem Jahr. Großveranstaltungen sind verboten. Die Absage beschlossen Kommune und Vereinskartell bereits Mitte April (die Pegnitz-Zeitung berichtete).

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Die „Kinder-Kirchweih“ soll diesen Umstand und die ebenfalls pandemiebedingte Schließung des Freibads zumindest für die jüngsten Röthenbacher „ein wenig kompensieren“, so Hacker. Aber auch den Schaustellern wolle man unter die Arme greifen.

Bitter nötig ist das: „Wir hatten in diesem Jahr einen Tag offen, das war auf dem Fürther Frühlingsmarkt. Dann kam die Nachricht, dass wir einpacken müssen“, sagt Morawski. 92 Prozent weniger Umsatz hat er nach eigenen Angaben, „das hat mein Steuerberater für die Soforthilfe ausgerechnet“.

Veranstaltungen wie die „Kinder-Kirchweih“ seien da nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, so der Fürther, dessen Familienbetrieb 25 feste Mitarbeiter und 25 Aushilfen beschäftigt. Morawski geht es aber vor allem darum, „zu zeigen, dass wir noch da sind, dass es die 1200 Jahre alte Schaustellerkultur noch gibt“. Rund 60 Prozent der Betriebe, schätzt er, werden es nicht durch die Krise schaffen.


Häufiges Desinfizieren

Wer einen Imbiss hat, der in jeder Fußgängerzone Platz findet, kann sich dabei noch glücklich schätzen. Morawskis Kollege Christian Dobler betreibt unter anderem Kinderkarussells. Er war 2020 erst einmal damit auf Tour: Vier Wochen durfte er in Herzogenaurach gastieren. „Anfangs galt so ein Karussell ja als Corona-Hotspot“, erinnert sich Dobler. Dabei wird in den Fahrgeschäften mehr desinfiziert als auf jedem Kinderspielplatz.

Sie hätten ja selbst das größte Interesse daran, dass es nicht zu Infektionen komme, argumentieren die Schausteller – denn das wäre schlecht fürs momentan ohnehin schwierige Geschäft. „Ich bin dankbar für jeden Kunden, der zu mir kommt“, sagt Morawski.

Damit in Röthenbach nichts passiert, sieht das vom Gesundheitsamt abgesegnete Hygienekonzept unter anderem Desinfektionsmittelspender und Abstandsmarkierungen vor. Und bei allem Optimismus: So voll wie in Morawskis Bierzelt, in das 1600 Menschen gepasst hätten, wird es ohnehin nicht.

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