NÜRNBERGER LAND — Schulunterricht klappt übers Internet, Büroarbeit sowieso, sogar der Besuch beim Arzt ist virtuell machbar. Aber Feste, die leben vom Miteinander vieler Menschen auf engem Raum. Doch genau das geht momentan nicht. Nach dem Verbot von Großveranstaltungen steht dem Nürnberger Land ein Sommer bevor, wie es ihn in jüngster Vergangenheit noch nicht gab. Abgesagt sind – unter anderem – das Blumenfest, das Laufer Altstadt- und das Kunigundenfest. Und auch wenn die Staatsregierung noch keine maximale Besucheranzahl nennt: Kirchweihen wird es ebenfalls treffen.
„Es tut mir in der Seele weh, mehr als ich dachte“, sagt Dagmar Haala, die Vorsitzende des Röthenbacher Vereinskartells. Gestern haben sie und Bürgermeister Klaus Hacker fix gemacht, was seit Wochen im Raum stand: Es wird in diesem Jahr weder ein Blumen- noch ein Stadtfest geben. „Wir haben die Pressekonferenz des Ministerpräsidenten abgewartet und gleich darauf telefoniert“, so Haala. Es gebe keine Alternative zu der Absage. Abgesehen vom behördlichen Verbot: „Steckt sich nur ein Besucher mit dem Coronavirus an, wirst du als Veranstalter deines Lebens nicht mehr froh“, sagt sie.
Das Blumenfest, mit Hunderttausenden Dahlien stets ein Besuchermagnet, fällt damit zum ersten Mal seit 1954 aus, also seit 66 Jahren. Bei bis zu 20.000 Besuchern würden Abstandsregeln wohl kaum funktionieren, meint Bürgermeister Hacker. Sicher sei die Absage schade, „aber wir haben nun einmal eine Notlage“. Die Motivbauer der Vereine sollten sich ihre Ideen einfach für 2021 aufheben.
Kurzzeitig hatten die Röthenbacher für ihre Veranstaltungen Ausweichtermine im Herbst ins Auge gefasst, aber Hacker geht davon aus, dass der von der Staatsregierung genannte Stichtag 31. August „auch nur ein vorläufiger Termin“ ist. Also geht die Kommune kein Risiko ein und sagt erst einmal alles ab. Am ehesten sieht der Bürgermeister noch eine Chance für das Open-Air-Festival im Pegnitzgrund. Das könne man spontan noch im Herbst stattfinden lassen, wenn die Lage bis dahin besser sei, „aber das kann keiner wirklich vorhersagen“.
„Nur so können wir uns schützen“
Die Laufer Stadtverwaltung steht nach eigener Aussage „hinter der Entscheidung der Regierung“. Sie hat das Ausbildungs- und Fachkräfteforum im Berufsschulzentrum sowie das Fest der Nationen, das Altstadt- und das Kunigundenfest gestern definitiv abgesagt. Bürgermeister Benedikt Bisping: „Auch wenn es schwerfällt – nur so können wir uns und andere vor einer Infektion schützen.“
Das Altstadtfest am letzten Juni-Wochenende findet seit Ende der 70er-Jahre statt. Veranstalter wäre in diesem Jahr der Laufer Segelflugclub gewesen. Auch für ihn kommt die Entscheidung nicht überraschend. „Ich habe seit Anfang April damit gerechnet, dass es nichts wird“, sagt Karlheinz Zobel, der mit zwei Mitstreitern seit rund sieben Monaten über den Vorbereitungen sitzt. „Da stecken 600 Stunden Arbeit drin“, sagt er, „es hätte ein schönes Fest werden können“.
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Verständnis für Verbot
Aber auch Zobel kann das Veranstaltungsverbot nachvollziehen. Alleine auf den Bierbänken am Marktplatz hätten bis zu 2500 Menschen Platz gefunden, an die 10.000 tummeln sich normalerweise in den Gassen der Altstadt – „es ist unmöglich, den Zugang zu kontrollieren“. Bereits geschlossene Verträge wird der Club auflösen, er rechnet nicht mit juristischen Problemen. „Aber für die Standbetreiber, die in diesem Jahr noch keine einzige Veranstaltung hatten, ist das Verbot ein großes Problem. Ich wünsche mir, dass nächstes Jahr wieder alle dabei sind, aber ich fürchte, es wird bei einigen eng.“
Ebenfalls in Wasser fällt die „Rockerskirchweih“, die immer am Wochenende vor dem Blumenfest in Rockenbrunn stattfindet. Markus Haas, der Wirt des dortigen Gasthauses, sieht es pragmatisch: „Im vergangenen Jahr habe ich draufgezahlt, weil das Wetter so schlecht war.“ Ihn trifft härter, dass die Gastronomie weiterhin mit Einschränkungen rechnen muss. Abgesagte Konfirmationen und Hochzeiten, der Biergarten bei schönstem Wetter geschlossen – „das ist Umsatz, den man nicht wieder reinholen kann“.