Dutzende Tiere wurden getötet

Quälerei auf der Schafweide

Seit zwei Jahren ist Frank Zöcklein Schäfer, ein Traumberuf für den Schwarzenbrucker. Jetzt findet er sich in einem Albtraum wieder. | Foto: Blinten2017/06/zoecklein1.jpg

SCHWARZENBRUCK/GRÜNSBERG – „Was sind das nur für Menschen?“ Frank Zöcklein ist ebenso wütend wie traurig. Unbekannte quälen seit Monaten die Schafe und Ziegen des jungen Schwarzenbrucker Schäfers. Die Täter haben mehrere seiner Tiere vergiftet, einige Schafe fand Zöcklein an den Hinterbeinen aufgehängt in der Nähe seiner Weiden, andere zu Tode gestürzt, weil sie in der Wolfsschlucht bei Grünsberg über die Felskante gehetzt wurden. Seit Weihnachten 2016 vergeht kaum noch eine Nacht, in der die Schafe des Schwarzenbruckers nicht attackiert wurden.

Immer wieder öffnen die Unbekannten die Absperrungen seiner Weiden und treiben die Tiere in der Dunkelheit hinaus. Anschließend nehmen sie die Zäune mit und stehlen die Weidezaun-Geräte. Kürzlich konnte Zöcklein ein größeres Unglück verhindern, nachdem die Unbekannten einen Zaun auf einer unmittelbar an der A3 gelegenen Weide geöffnet hatten. Der Schäfer konnte seine Tiere gerade noch einfangen, bevor diese auf die Autobahn gelangten.

Wildkameras installiert

Im vergangenen halben Jahr hat Zöcklein alles daran gesetzt, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Er hat die Altdorfer Polizei informiert und Wildkameras installiert. Zwischenzeitlich haben die Unbekannten zehn Kameras gestohlen bzw. zerstört. Seinen Schäferwagen haben sie mehrfach aufgebrochen und daraus Unterlagen mitgehen lassen und am Wagen die Reifen zerstochen.

Dutzende Tiere hat der junge Schäfer in den vergangenen Monaten verloren, Lämmer ebenso wie ältere Schafe. Jetzt weiß er nicht mehr weiter.

Die Polizei ist seit Ende Januar informiert, fährt Streife und beobachtet die Flächen, auf denen der Schäfer seine 200 Schafe und 25 Ziegen hält. Bisher gelang es den Tätern immer, sich vor den Beamten zu verbergen. Ganz knapp allerdings wurde es für die Unbekannten vor wenigen Wochen in der Nähe einer Weide bei Mimberg, als der Schäfer in seinem Wohnwagen bei den Tieren Wache hielt und die Täter dann beobachtete, wie sie sich am Weidezaun zu schaffen machten. Mit der Polizei hatte er vereinbart, abzuwarten, bis die Streife vor Ort war – um die Täter dann auf frischer Tat ertappen und festnehmen zu können. Zu seinem Entsetzen entdeckte Zöcklein dann aber, dass die Unbekannten einen Hund dabei hatten. „Da musste ich sofort eingreifen“, erzählt er. Als er die beiden Männer zur Rede stellen wollte, ergriffen sie die Flucht und konnten trotz sofort ausgelöster Fahndung von der Polizei nicht gestellt werden.

Hoher finanzieller Schaden

Der finanzielle Schaden ist inzwischen immens. Tote Schafe, zerstörte Kameras, daraus gestohlene Speicherkarten, zerstochene Reifen und Tierarztkosten, wenn er mit vergifteten oder verletzten Tieren zum Veterinär musste – Zöcklein sieht sich in seiner Schäfer-Existenz bedroht und hat jetzt 500 Euro Belohnung für Hinweise auf die Unbekannten ausgesetzt. Die Grünsberger Stromerstiftung schließt sich mit weiteren 500 Euro an.

Polizei findet keine Zeugen

Die Polizei ist seit Wochen beinahe täglich mit dem Fall beschäftigt, sagt Michael Petzold, Pressesprecher am Polizeipräsidium. Nach den Tätern hat man schon mit Hundeführern gesucht und einmal sogar den Polizeihubschrauber eingesetzt. „Insgesamt ein immenser Aufwand“, so Petzold. Vor geraumer Zeit hat das Präsidium dann einen Zeugenaufruf gestartet, auf den es aber keine Reaktion gab.


Rotraut Freifrau Stromer von Reichenbach-Baumbauer hat ihre Grundstücke seit zwei Jahren an Zöcklein verpachtet und ist extrem wütend über die Vorfälle. Stecken hier möglicherweise Konkurrenten hinter den Angriffen? „Eins jedenfalls ist klar, falls unser Schäfer aufgeben müsste, wird die Stiftung auf keinen Fall ihre Flächen an einen anderen Schäfer verpachten“, sagt sie entschlossen.

Das nur wenige Tage alte Lämmchen hatte keine Chance, als es von der in Panik davonlaufenden Herde niedergetrampelt wurde.2017/06/Zoecklein.jpg

Angriff an neuem Standort

In seiner Not ist der Schwarzenbrucker mit seiner Herde von den bei Grünsberg von der Stromerstiftung gepachteten Wiesen geflohen und lässt die Tiere jetzt im Reichswald weiden. „Hier werden die Verbrecher meine Schafe und Ziegen nicht finden“, war seine Hoffnung. Doch die trog. In der Nacht von Montag auf Dienstag tauchten die Täter auch hier auf, legten die Zäune nieder und trieben die Tiere über einen Forstweg. Ein Lämmchen wurde in der nächtlichen Panik dann offenbar niedergetrampelt. Zöcklein fand das tödlich verletzte Tier am folgenden Morgen. Seine Schafe und Ziegen standen unmittelbar vor der Autobahn. „Nicht auszudenken, wenn die auf die Fahrbahn gerannt wären“, sagt der Schäfer.

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