Frühjahrsempfang der Kreistags-Grünen in Rummelsberg

Auch weiterhin ökologisch, sozial und basisdemokratisch

Engagiert, kämpferisch und optimistisch: Die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz bei ihrer wahlkampfgeprägten Rede zum Frühjahrsempfang. | Foto: Spandler2017/04/Deligoez2online.jpg

RUMMELSBERG – „Zukunft wird aus Mut gemacht“, lautet das Motto von Bündnis 90/Die Grünen mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst. Und dies war auch das Thema, das dem Frühlingsempfang der Partei im Landkreis vorangestellt wurde, bei dem Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz als Hauptrednerin die Grüne Gemeinde auf einen engagierten Wahlkampf einschwor.

Eingeladen hatte Gabriele Drechsler, die Kreissprecherin der Grünen, die in ihrer Begrüßung viele KollegInnen aus dem Kreistag, Bezirkstag, aber auch aus dem Gemeinderat sowie Landtagsabgeordnete Verena Osgyan willkommen hieß. Da der Empfang im Hotel Anders der Rummelsberger Diakonie stattfand, war auch der Rummelsberger Vorstandsvorsitzende Dr. Günter Breitenbach unter den Gästen ebenso wie Schwarzenbrucks zweite Bürgermeisterin Jenny Nyenhius und ein Vertreter der Embrace-Hotels – ein Verbund, zu dem auch das Rummelsberger Haus gehört, der sich Inklusion und Barrierefreiheit auf die Fahnen geschrieben hat.

Nachdem Jenny Nyenhius den Ortsteil Rummelsberg vorgestellt hat, wobei sie auf die geplante Waldwohnanlage einging und Schwarzenbrucks Status als Fairtrade-Gemeinde, erläuterte Claus Quasten vom Verbund der Embrace-Hotels das Konzept dieser Kette, die nicht nur Gäste mit Handicap besonders willkommen heißt, sondern auch als Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung in Erscheinung tritt.

Ein Grußwort sprach auch Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping, der auf das besondere Engagement seiner Kreistagskollegin Drechsler hinwies, die die beiden Vs, die für Verantwortung und Vorbild stehen, besonders ernst nehme. „Die Gabi macht alles, nun auch noch Bundestagskandidatin“, stellte er fest und spielte dabei auf die Kandidatur von Gabriele Drechsler für den Wahlkreis Roth an.

Vorher hatte die Grünen-Kreistagschefin in wenigen Worten die Werte umrissen, für die sich die Partei in Deutschland und Europa stark macht: Demokratie, Menschenwürde, Freiheit und Mitmenschlichkeit. „Diese Werte schienen uns bis eben selbstverständlich. Nun erleben wir, wie sie hierzulande, in Europa und vielen Teilen der Welt massiv in Frage gestellt werden. Radikaler Nationalismus kehrt zurück. Die ökologische Krise spitzt sich zu“, brachte sie es auf den Punkt, um damit zu unterstreichen, wie wichtig die Bundestagswahl am 24. September ist. Man könne doch so wirtschaften, dass Luft und Wasser sauber bleiben und eine Gesellschaft möglich wird, die alle Menschen am Wohlstand beteiligt. Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, dass weltweit Fluchtursachen bekämpft würden und nicht die Flüchtenden, hielt sie fest.

Engagierte Rede

Ekin Deligöz, seit 1998 im Bundestag und Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss, im Ausschuss Arbeit und Soziales sowie in der Bayerischen Landesgruppe ihrer Partei, kehrte in ihrer engagierten und temperamentvollen Rede vor allem die soziale Seite der Grünen hervor, streifte aber zunächst auch die aktuellen Krisenherde der näheren und weiteren Umgebung. Angesichts von Populismus, Terrorismus, Brexit, Trump und Dauerkrieg in Syrien stelle sich natürlich die Frage „Wie komen wir da wieder raus?“ Als Orientierung für zielgerichtetes Handeln in diesen Krisen nannte sie die vier Säulen, über die sich die Grünen definieren: Sie seien ökologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei. Dass diese Werte zukünftiges Handeln bestimmen müssen, zeige sich an den Erfolgen der Grünen in der Vergangenheit: Atomausstieg, Energiewende Frauenrechte, Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, Gewaltschutzgesetze – all das gäbe es ohne die Grünen nicht. In vielen Punkten seien die Ziele noch nicht erreicht, so die Bundestagsabgeordnete, aber „ohne die Grünen Frauen hätten wir noch nicht einmal die Debatten“, ist sie sich sicher.

Ihre Meinung zu den EU-gefährdenden Tendenzen legte sie ebenfalls in deutlichen Worten dar. Zum 60-jährigen Bestehen der Union dächten viele an die Freiheiten, die dieser Zusammenschluss gebracht habe. Sie aber hält es für noch wesentlich wichtiger, dass die EU für die Botschaft „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ steht. Deshalb brauche man ein Mehr an EU und Humanität und Menschenrechte. „Um diese Werte zu verteidigen, brauchen wir keine Waffen und keine Mauern!

Dass sich die Grünen aber auch noch als Öko-Partei verstehen, machte sie an den Punkten Verkehr und Flächenschutz fest. Ja, es müsse investiert werden, aber nicht in Beton, wie das die CSU praktiziere, um immer mehr neue Straßen zu bauen, sondern in den ÖPNV und die Elektromobilität. Vorsichtig ging sie mit dem SPD-Kanzler-Kandidaten Martin Schulz um. Zwar kritisierte sie den Hype um seine Person und mahnte: „Versprechen müssen auch gehalten werden!“ Gleichwohl beteuerte sie, dass er den Grünen der liebste Koalitionspartner wäre.

„Demokratie verteidigen“

Als Migrantin mit türkischen Wurzeln war natürlich auch die Entwicklung in ihrer ehemaligen Heimat ein Thema. Hier richtete sie sich ganz gezielt an die türkischen Mitbürger, im Auge zu behalten, welch hohes Gut die Demokratie ist: „Lassen Sie uns unser Zusammenleben nicht von außen manipulieren und diktieren“, appellierte sie an die Einwanderer aus der Türkei. Sie selbst habe sich bewusst dafür entschieden, in Deutschland zu leben, weil sie die Freiheit hier genieße und nicht aufgeben wolle.

Abschließend nahm sie noch Stellung zur Situation der Grünen in der Parteienlandschaft. Dass die Umfragen derzeit nicht so rosig sind, mache ihr keine Sorgen, versicherte sie. Das sei schon öfter so gewesen und dennoch „haben wir wahnsinnig viel verändert“. Die Grünen seien doch immer dann am besten, wenn ihnen der Wind am heftigsten um die Ohren weht. „Und darum müssen wir jetzt wieder richtig gut werden“, forderte sie ihre Zuhörer zu Entschlossenheit und Geschlossenheit auf.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit bluesigen Klängen des ausgezeichneten Sängers und Instrumentalisten Hannes Stegmeier.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren