Jüdisches Museum in Schnaittach ist 20 Jahre alt

Einst eine Synagoge

Daniela Eisenstein, die Leiterin des Jüdischen Museums Franken, mit Bezirksrat Alexander Küßwetter, Landrat Armin Kroder und Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein vor einem der Kronleuchter, die vor kurzem aus Privatbesitz ans Museum gingen. | Foto: Krieger2016/05/20-Jahre-judisches-museum-schnaittach-jubilaumsprogramm-ik001.jpg

SCHNAITTACH — Das Jüdische Museum in Schnaittach wird 20 Jahre alt. Das Museum, das Teil des Jüdischen Museums Franken ist, wurde 1996 eröffnet, drei Jahre bevor das Haupthaus in Fürth an den Start ging. Den Geburtstag feiert das Museum mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Zum offiziellen Auftakt wird am 29. Mai die aus Frankfurt stammende Rabbinerin Elisa Klapheck über bürgerschaftliches Engagement im heutigen Judentum sprechen.

Der damalige Schnaittacher Bürgermeister Klaus Hähnlein (FW) gehörte zu den Initiatoren der Einrichtung, die von einem Trägerverein, dem der Bezirk Mittelfranken, die Stadt Fürth, der Landkreis Nürnberger Land und die Marktgemeinde Schnaittach angehören, getragen wird. Seit kurzem gibt es einen weiteren Partner im Bunde: 2015 wurde in Schwabach eine dritte Dependance des Jüdischen Museums Franken eröffnet. Das Museum in Fürth wird aktuell erweitert.

Mit der Errichtung des Museums in Schnaittach bekam Mitte der 1990er Jahre der Aufarbeitungsprozess der jüdischen Geschichte des Ortes, die hier wie andernorts über viele Jahre wechselvoll war, einen Schub. Bis zu 500 jüdische Bürger lebten zur Blütezeit in Schnaittach. Die Gemeinde gehörte damit zu den großen jüdischen Gemeinden in Franken, beherbergte ein Rabbinat mit eigener Talmudschule, eigener Synagoge, Ritualbad sowie eine Frauen- und eine Männerschule. Viele Juden fanden nach Vertreibungen aus den Städten im Rabbinat Schnaittach eine Heimat. Juden aus der gesamten Gegend kamen zum Beten nach Schnaittach und wurden dort auch begraben. Davon zeugen bis heute die drei jüdischen Friedhöfe im Ortskern.

Dort, wo heute das Jüdische Museum Schnaittach im denkmalgeschützten Fachwerkensemble des Heimatmuseums untergebracht ist, war das Zentrum der jüdischen Gemeinde mit der Synagoge, in dem über Jahrhunderte hinweg das gesellschaftliche und religiöse Leben stattfand. Als in der Reichspogromnacht im November 1938 die letzten 18 jüdischen Einwohner Schnaittachs vertrieben wurden, blieb ihr Hab und Gut zurück. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde komplett zerstört.

Doch schon zuvor, ab 1932, als die Nationalsozialisten auch den Schnaittacher Juden das Leben zunehmend erschwerten, hatten die jüdischen Bürger wichtige Gegenstände in Sicherheit gebracht. Die Sammlung, die sich im Besitz des Marktes Schnaittach befindet, bildet heute den Hauptbestandteil des Jüdischen Museums. Sie ist für seine Leiterin Daniela Eisenstein eine der „bedeutendsten Sammlungen zum Landjudentum“ in Deutschland überhaupt. Neben zahlreichen Ausstellungsgegenständen aus dem Alltag jüdischen Lebens gibt es im Museum auch einen Hochzeitsstein aus der Synagoge in Jochsberg (Kreis Ansbach) zu sehen.

In den vergangenen Jahren kamen nicht zuletzt dank des intensiven Dialogs mit Nachkommen jüdischer Bürger und der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte von Schnaittach – Stichwort Stolpersteine und Rückführung von Grabsteinen – weitere Ausstellungsgegenstände dazu. Erst kürzlich erhielt das Museum drei Kronleuchter aus Privatbesitz zurück. Immer wieder tauchen auch Relikte bei privaten Entrümpelungen auf und werden ans Museum übergeben.

Für Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein ein positiver Prozess, den nicht zuletzt die Errichtung des Museums in Gang gesetzt hat: „Das Bewusstsein der Bevölkerung, die Geschichte aufzuarbeiten, wurde geschärft.“ Die Einrichtung sei „klein, aber fein“ und vermittle „authentisch das Leben der Juden in Schnaittach“.

Nicht nur der Bürgermeister, auch die  anderen Mitglieder des Trägervereins beschwören zum 20-jährigen Bestehen die gute Zusammenarbeit und loben die Museumsverantwortlichen. „Das Jüdische Museum in Schnaittach ist eine wichtige Säule im Gesamtkonzept des Jüdischen Museums Franken“, betont Bezirksrat und Trägervereinsvorstand Alexander Küßwetter. Für Landrat Armin Kroder wird in Schnaittach „hervorragende Arbeit geleistet“. Trotz des finanziell sehr engen Spielraums gelinge es dem Team um Daniela Eisenstein, die 2003 auf Bernhard Purin, der das Museum aufgebaut hatte, folgte, die Arbeit und Bedeutung des Museums nach außen zu tragen.

Die Zahlen sind stabil, seit der Eröffnung des Schnaittacher Museums 1996 kommen jährlich etwa 4000 bis 5000 Besucher. Daniela Eisenstein ist damit zufrieden, würde sich aber mehr Besuche von Schulklassen wünschen. Dass das zumindest in den Wintermonaten kaum passiert, liege auch an der schlechten Heizbarkeit der Räume und an begrenzten Möglichkeiten für museumspädagogische Arbeit. Pitterlein denkt deshalb in die Zukunft: „Vielleicht werden wir ja irgendwann noch weitere Räume haben.“

Das Programm des Jubiläumsjahres gibt es unter www.juedisches-museum.org. Die Öffnungszeiten des Jüdischen Museums Schnaittach sind Samstag und Sonntag von 12 bis 17 Uhr sowie für Gruppen und Schulklassen nach Vereinbarung.

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