Infoabend zum Thema Asyl in Rückersdorf

Vorbereitung auf Flüchtlinge

Sprecher und Ansprechpartner beim Asyl-Infoabend in Rückersdorf (v. l. ): Günter Losse und Harald Zenker (Polizei), Ursula Maas (Nachbarschaftshilfe), Wolfgang Janz (VHS), Integrationsbeauftragte Christine Seefried, Wolfgang Röhrl (Landratsamt), Bürgermeister Manfred Hofmann, Bauunternehmer Ronald Schneider und Flüchtlinge aus Syrien. Foto: Kohl2015/03/97235_RuedorfAsylabendTK9961_New_1425654364.jpg

RÜCKERSDORF — Wie wird das wohl sein, wenn ab dem Spätsommer bis zu 66 Asylbewerber in Rückersdorf leben? Wie werden sie sich verhalten, aus welchen Ländern stammen sie? Solche Fragen beschäftigen viele Rückersdorfer, wie der starke Besuch eines Infoabends im Bürgersaal zeigte. Vertreter von Gemeinde, Landratsamt, Polizei, VHS und der Bauträger standen dort Rede und Antwort.

Der Abend sollte Ängste und Vorurteile abbauen, aber auch einen Grundstein für ein gutes Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen legen. Konkrete Zukunftsprognosen konnte niemand geben. Bürgermeister Manfred Hofmann skizzierte das Projekt, von dem derzeit eine Baugrube östlich der Supol-Tankstelle zu sehen ist. Auf dem Grundstück Kiefernsteig 4 entstehen zwei Reihenhäuser mit je drei Wohneinheiten – Platz für bis zu 66 Flüchtlinge. Ein Neubau für Asylbewerber sei ein Novum im Landkreis, meinte Wolfgang Röhrl, der als Sozialamtsleiter am Landrats­amt für das Thema Asyl zuständig ist.

Er beschrieb den rasant steigenden Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten: „Jede Woche bekommen wir zwölf Asylsuchende zugewiesen, unabhängig davon ob wir für sie eine Unterkunft haben. Wir sind froh über jede geeignete Immobilie.“ Auf die Frage, aus welchen Ländern die Menschen kommen werden, reagierte er mit Schulterzucken: „Das ändert sich von Monat zu Monat. Wir haben darauf keinen Einfluss.“

Ganz gleich ob aus Syrien, vom Balkan oder sonst woher: Die Flüchtlinge brauchen Hilfe, mit ihrer neuen Umgebung klarzukommen. Sie müssen sich in Kursen mit der deutschen Sprache und dem Sozialwesen vertraut machen und eine Deutschprüfung ablegen. Wie die VHS Unteres Pegnitztal dabei hilft, beschrieben Wolfgang Janz und Eva Eschler. Seit September gibt es ein gemeinsames Projekt mit der Berufsschule für Jugendliche. Bürgermeister Hofmann sagte die Unterstützung der Gemeinde für Kurse im alten Rathaus zu.

Wie wertvoll die freundliche Aufnahme und Unterstützung im Gastland ist, erzählte ein syrisches Ehepaar, das vor gut einem Jahr nach Deutschland gekommen und dankbar ist, in Lauf eine neue Heimat gefunden zu haben. Einen positiven Eindruck von Flüchtlingen hat auch Elfriede Pabst, die an der Berufsschule 20 junge Menschen in Hauswirtschaft unterrichtet. Sie wohnt nahe der künftigen Unterkunft und meint: „Das kann auch eine Bereicherung für Rückersdorf werden.“

Manche Bürger befürchten aber eine Zunahme von Straftaten. Laufs Polizeichef Günter Losse sieht dazu keinen Anlass. Auseinandersetzungen in den Unterkünften seien selten, eine erhöhte Diebstahlsrate „nicht verifizierbar“. Polizist Harald Zenker wohnt in Hersbruck zwischen zwei Asylbewerberheimen und meint: „Wir fühlen uns jetzt sogar sicherer, weil wir öfter Polizei im Viertel haben.“ Das habe mit Objektschutz oder dem Abklären von Formalien zu tun.

Lebensqualität ohne Luxus

Integration und Konfliktvermeidung sind auch dem Bauträger und Verwalter, Ronald Schneider aus Behringersdorf, ein Anliegen. Er lässt den Neubau errichten und vermietet ihn für fünf Jahre an die Regierung von Mittelfranken. „Vier bis sieben Stunden am Tag ist jemand vor Ort, der Hilfe bietet und auch zeigt, dass es Regeln gibt, die einzuhalten sind.“ Die Neubauten sollen Lebensqualität ohne Luxus bieten und damit Zufriedenheit schaffen. Das Verhalten der Leute hänge wesentlich davon ab, wie man sie unterbringt und wie man ihnen begegnet, ist Schneider überzeugt.

„Dürfen die Asylbewerber was tun, welche Perspektiven haben sie?“, eröffnete Frank Richartz den Fragenteil. Unmut und Aggressionen können entstehen, wenn viele Menschen auf engem Raum leben und wenig sinnvolle Beschäftigung haben. Röhrl erklärte, dass die Anerkennungsverfahren – und folglich auch die Aufenthaltsdauer – „sehr unterschiedlich lang“ dauern.

Die Regierung gehe davon aus, dass sich 20 Prozent gar nicht vor Ort aufhalten. Denn nach drei Monaten dürfen sich Asylbewerber in Deutschland frei bewegen und gewissen Erwerbstätigkeiten nachgehen, früher waren es neun Monate. Nach 15 Monaten sei die Sperre ganz aufgehoben, dann könnten sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aktiv werden.

Interessenten für Helferkreis

Die Offenheit der Rückersdorfer für die Aufnahme von Asylbewerbern ist offenbar groß. Das klang aus vielen Beiträgen heraus, auch wenn es einige kritische Stimmen gab, etwa was der Bauunternehmer an dem Projekt verdiene. „Natürlich ist damit auch Geld verdient – zu Recht“, entgegnete Röhrl. Der Abend zeigte eine große Bereitschaft, den Asylbewerbern zu helfen. Ein Dutzend Männer und Frauen sagten zu, in einem Helferkreis mitmachen zu wollen. Weitere Interessenten können sich bei Thomas Balles im Rathaus melden, Telefon 0911/570540.

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