RÜCKERSDORF — Wie wird das wohl sein, wenn ab dem Spätsommer bis zu 66 Asylbewerber in Rückersdorf leben? Wie werden sie sich verhalten, aus welchen Ländern stammen sie? Solche Fragen beschäftigen viele Rückersdorfer, wie der starke Besuch eines Infoabends im Bürgersaal zeigte. Vertreter von Gemeinde, Landratsamt, Polizei, VHS und der Bauträger standen dort Rede und Antwort.
Der Abend sollte Ängste und Vorurteile abbauen, aber auch einen Grundstein für ein gutes Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen legen. Konkrete Zukunftsprognosen konnte niemand geben. Bürgermeister Manfred Hofmann skizzierte das Projekt, von dem derzeit eine Baugrube östlich der Supol-Tankstelle zu sehen ist. Auf dem Grundstück Kiefernsteig 4 entstehen zwei Reihenhäuser mit je drei Wohneinheiten – Platz für bis zu 66 Flüchtlinge. Ein Neubau für Asylbewerber sei ein Novum im Landkreis, meinte Wolfgang Röhrl, der als Sozialamtsleiter am Landratsamt für das Thema Asyl zuständig ist.
Er beschrieb den rasant steigenden Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten: „Jede Woche bekommen wir zwölf Asylsuchende zugewiesen, unabhängig davon ob wir für sie eine Unterkunft haben. Wir sind froh über jede geeignete Immobilie.“ Auf die Frage, aus welchen Ländern die Menschen kommen werden, reagierte er mit Schulterzucken: „Das ändert sich von Monat zu Monat. Wir haben darauf keinen Einfluss.“
Ganz gleich ob aus Syrien, vom Balkan oder sonst woher: Die Flüchtlinge brauchen Hilfe, mit ihrer neuen Umgebung klarzukommen. Sie müssen sich in Kursen mit der deutschen Sprache und dem Sozialwesen vertraut machen und eine Deutschprüfung ablegen. Wie die VHS Unteres Pegnitztal dabei hilft, beschrieben Wolfgang Janz und Eva Eschler. Seit September gibt es ein gemeinsames Projekt mit der Berufsschule für Jugendliche. Bürgermeister Hofmann sagte die Unterstützung der Gemeinde für Kurse im alten Rathaus zu.
Wie wertvoll die freundliche Aufnahme und Unterstützung im Gastland ist, erzählte ein syrisches Ehepaar, das vor gut einem Jahr nach Deutschland gekommen und dankbar ist, in Lauf eine neue Heimat gefunden zu haben. Einen positiven Eindruck von Flüchtlingen hat auch Elfriede Pabst, die an der Berufsschule 20 junge Menschen in Hauswirtschaft unterrichtet. Sie wohnt nahe der künftigen Unterkunft und meint: „Das kann auch eine Bereicherung für Rückersdorf werden.“
Manche Bürger befürchten aber eine Zunahme von Straftaten. Laufs Polizeichef Günter Losse sieht dazu keinen Anlass. Auseinandersetzungen in den Unterkünften seien selten, eine erhöhte Diebstahlsrate „nicht verifizierbar“. Polizist Harald Zenker wohnt in Hersbruck zwischen zwei Asylbewerberheimen und meint: „Wir fühlen uns jetzt sogar sicherer, weil wir öfter Polizei im Viertel haben.“ Das habe mit Objektschutz oder dem Abklären von Formalien zu tun.
Lebensqualität ohne Luxus
Integration und Konfliktvermeidung sind auch dem Bauträger und Verwalter, Ronald Schneider aus Behringersdorf, ein Anliegen. Er lässt den Neubau errichten und vermietet ihn für fünf Jahre an die Regierung von Mittelfranken. „Vier bis sieben Stunden am Tag ist jemand vor Ort, der Hilfe bietet und auch zeigt, dass es Regeln gibt, die einzuhalten sind.“ Die Neubauten sollen Lebensqualität ohne Luxus bieten und damit Zufriedenheit schaffen. Das Verhalten der Leute hänge wesentlich davon ab, wie man sie unterbringt und wie man ihnen begegnet, ist Schneider überzeugt.
„Dürfen die Asylbewerber was tun, welche Perspektiven haben sie?“, eröffnete Frank Richartz den Fragenteil. Unmut und Aggressionen können entstehen, wenn viele Menschen auf engem Raum leben und wenig sinnvolle Beschäftigung haben. Röhrl erklärte, dass die Anerkennungsverfahren – und folglich auch die Aufenthaltsdauer – „sehr unterschiedlich lang“ dauern.
Die Regierung gehe davon aus, dass sich 20 Prozent gar nicht vor Ort aufhalten. Denn nach drei Monaten dürfen sich Asylbewerber in Deutschland frei bewegen und gewissen Erwerbstätigkeiten nachgehen, früher waren es neun Monate. Nach 15 Monaten sei die Sperre ganz aufgehoben, dann könnten sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aktiv werden.
Interessenten für Helferkreis
Die Offenheit der Rückersdorfer für die Aufnahme von Asylbewerbern ist offenbar groß. Das klang aus vielen Beiträgen heraus, auch wenn es einige kritische Stimmen gab, etwa was der Bauunternehmer an dem Projekt verdiene. „Natürlich ist damit auch Geld verdient – zu Recht“, entgegnete Röhrl. Der Abend zeigte eine große Bereitschaft, den Asylbewerbern zu helfen. Ein Dutzend Männer und Frauen sagten zu, in einem Helferkreis mitmachen zu wollen. Weitere Interessenten können sich bei Thomas Balles im Rathaus melden, Telefon 0911/570540.
Meine Güte – wo steuern wir hin ? Ein Neubau für Asylbewerber in einer Zeit, in der Kindergärten und Altenheime wegen Baumängeln geschlossen werden müssen ? In einer Zeit, in der sogar unsere Infrastruktur so marode ist, dass wichtige Verkehrsadern monatelang lahmgelegt sind ? Bei allem Verständnis für die Nöte mancher Asylsuchender (speziell bei den syrischen Mitbürgern wird man nicht diskutieren müssen, dass Hilfe gerechtfertigt ist): Hat in diesem Lande irgendjemand einen Plan, wie die anstehenden Probleme ganzheitlich gelöst werden können ? Wenn ich die Informationen, die dieser Artikel vermittelt, mit der Ist-Situation allerorten vergleiche, bekomme ich die Krise.
Bis heute wurden die bereits im Ort lebenden Ausländer nicht begrüßt, oder nur auf Nachfrage durch Übersendung von Unterlagen auf Deutsch.
Na ja, kann ja nur besser werden, wobei ich bei diesem Gemeinderat meine Zweifel habe. Hoffen wir, dass Hofmann in Bezug auf Asylbewerber nicht so untätig ist, wie in Bezug auf Züzüge anderer Ausländer in die Kommune.
nd noch eine Frage für die bei uns lebende Russin: Warum bietet die VHS Unteres Pegnitztal keine Deutschkurse auf höheren Niveau als A und B an?
Kurse, die zum Studium befähigen in unserem Lande? Warum werden Ausländer beim Spracherwerb nicht bis zum Niveau C gefördert, sondern müssen nach Nürnberg oder Erlangen fahren, um dort diese Sprachkurse zu besuchen?
Wäre es nicht an der Zeit die Talente der bei uns lebenden Ausländer vor Ort zu fördern, als Bildungsregion und nicht als Wurmfortsatz Nürnbergs?