RÜCKERSDORF — Der Rückersdorfer Bürgersaal zwischen Kirchgasse und Pegnitzstraße ist ein Auslaufmodell. Der Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats hat sich klar gegen eine aufwändige Sanierung ausgesprochen und über einen Neubau diskutiert. Sechs denkbare Standorte werden näher geprüft. Dieses Verfahren soll zügig vonstatten gehen – zunächst soll es aber ermöglichen, die unzeitgemäße Heizungsanlage im Altbau weiterhin betreiben zu dürfen.
Ohne den Nachweis, dass die Gemeinde mit Nachdruck am Bürgersaal-Thema arbeitet, würde das Landratsamt wohl die Flamme im veralteten Heizkessel ausblasen lassen. Kein schöner Gedanke, denn dann müssten sich nicht nur alle Nutzer des Hauses warm anziehen, sondern auch der Gemeinderat. Er zerbricht sich seit Jahren – in mittlerweile veränderter Besetzung – den Kopf darüber, was man mit dem Gebäude machen soll. Eine Kostenschätzung von 2013 nannte einen Sanierungsaufwand von 965 000 Euro, durch die Preisentwicklung dürfte die Millionengrenze mittlerweile locker überschritten werden. Was also tun?
Gegen den Erhalt und Weiterbetrieb sprechen der hohe Sanierungsbedarf – inklusive einer Lösung, wie Gehbehinderte den Saal im ersten Stock erreichen können –, aber auch Nutzungsbeschränkungen, weil das Haus mitten im Wohngebiet steht (die Pegnitz-Zeitung berichtete mehrfach). Die Nachbarschaft möchte ihre Abendruhe – aber wohl nicht nur hier, sondern auch im Umfeld der angedachten Standorte eines Ersatzneubaus.
Dritter Bürgermeister Andreas Ellner (RUW) und Theodor Pleyer für die CSU stellten in der Sitzung aus ihrer jeweiligen Sicht denkbare Alternativstandorte vor. Man hatte jede halbwegs geeignet erscheinende Fläche untersucht. Einige fielen schnell durch, wegen räumlicher Enge, schwieriger Eigentumsverhältnisse oder problematischer Verkehrsanbindung. Für die weitere Prüfung und Diskussion sind sechs übrig geblieben.
Grundstück am westlichen Ortseingang zwischen B 14, Firma Bräunlein und der Beerenplantage: weder Landschaftsschutz- noch Hochwassergebiet, verkehrsgünstige Lage, gerade auch im Hinblick auf auswärtige Besucher, Bahnhof und Parkplätze wären nah. Die Ortsrandlage würde bei günstiger Verkehrsplanung Nachbarschaftskonflikte wohl vermeiden.
Bauhofgelände zwischen Feuerwehrhaus und Pegnitzgrund: Vorteil wäre hier die Nähe zu dem aufwändig geschaffenen, sehr populären Veranstaltungsort Schmidtbauernhof. Der Gemeinde-Bauhof müsste weichen, er gilt aber schon länger als unbefriedigend. Angedacht ist seine Versetzung an die alte B 14 am östlichen Ortsrand, zwischen den Dämmen von Bahn und Bundesstraße.
Schlossgasse 18: ebenfalls ideale Nähe zum Schmidtbauernhof-Veranstaltungsgelände, das gemeindeeigene Grundstück allein wäre aber „an der Untergrenze des Platzbedarfs“. Die schön anzuschauende, aber offenbar kaum nutzbare Fachwerk-Scheune müsste wohl aus der Denkmalliste gestrichen werden, wozu ein Bebauungsplanverfahren notwendig wäre.
Fläche im Osten der Gemeinde zwischen alter und neuer B 14: ausreichend groß, bei günstiger Verkehrserschließung für Fußgänger und Autofahrer geeignet (dazu würde wohl auch ein Kreisverkehr an der B 14 zählen, der dann eine reguläre Ausfahrt vom Altwasser böte). Das Areal liegt im Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet, daher sind baurechtliche Hürden zu erwarten.
„Weißer Schwan“: Die Traditionsgaststätte im Ortskern und der dahinter liegende große Parkplatz – früher Kirchweihplatz – bieten theoretisch ideale Möglichkeiten. Hürden sind die schwierige Verkehrserschließung, die wohl den Bau der Dammstraße erfordern würde, aber auch der Denkmalschutz. Das Anwesen ist zudem in Privatbesitz.
Gelände bei der Waldschule: wegen der zentralen Lage ideal, auch für eine Einbeziehung kirchlicher Veranstaltungen. Nachteile: sehr schwierige Erschließung, wenig Parkplätze, Umsetzbarkeit allenfalls im Zusammenhang mit einem Teilneubau der Schule, aber auch da wäre wenig Platz für ein Saalgebäude.
Die Ideensammlung ist ein Grundstock für weitere Beratungen, in denen das Machbare eingegrenzt werden soll. Da gab es sogar Denkanstöße wie ein Bauwerk am Serenadenplatz, jenem idyllischen alten Steinbruch, in dem alljährlich das populäre Krippenspiel aufgeführt wird. Es wurde eben jeder Winkel der Gemeinde auf Nutzbarkeit überprüft. Grundsätzlich erwartet der Gemeinderat, dass ein Neubau – je nach Grundstücks-Besitzverhältnissen – 2,8 bis drei Millionen Euro kostet. „Nicht unmöglich“ meint Bürgermeister Manfred Hofmann angesichts aktueller Zinssätze.
Das Thema wird den Gemeinderat noch intensiv beschäftigen, nicht nur wegen der Standortfrage. Es geht auch darum, was aus dem alten Bürgersaal werden soll. Und um das Konzept für einen neuen: Wie groß muss er sein, darf’s angesichts der altersbedingten Fluktuation bei den bisherigen Hauptnutzern auch eine Nummer kleiner sein, oder erfordern neue Bevölkerungsentwicklungen neue große Begegnungsorte? Wie soll der neue Bürgersaal bewirtschaftet werden? Holt sich die Gemeinde für dieses Projekt einen privaten Partner mit ins Boot?
Der Gemeinderat hat ein neues großes Thema – und die Beratung im Ausschuss gab auch den Zuhörern Hoffnung, dass er es überparteilich sachlich anpackt.
Wenn die Zinsen niedrig sind ist es fuer Bürgermeister Hofmann also überlegenswert lieber 3 Millionen aus zu geben, als fuer die Haelfte zu sanieren?
Wuerde er das als Unternehmer mit persönlicher Haftung, oder als Privatmann auch tun?
Lieber fuer das Doppelte bauen, als das eigene Haus zu sanieren? Kopfschütteln…
vielleicht will sich der Bürgermeister bereits in der ersten Amtszeit (und hoffentlich die letzte) ein Denkmal setzten? Bisher hat er noch nichts zustande gebracht, sondern nur die Vorarbeit seines Vorgängers beendet.