Wahlvorschau Rückersdorf

Rückersdorf hat viele Baustellen

Das Schloss-Areal hat große historische Bedeutung für Rückersdorf und soll sich mit seinem Umfeld zu einem attraktiven Ortsmittelpunkt mausern. Sanierung und Umgestaltung kosten aber sehr viel Geld. Eine anstrengende Zukunftsaufgabe. Foto: Kohl2014/03/ru__ckersdorf_wahl_schloss.jpg

RÜCKERSDORF — Bei der Kommunalwahl wird in Rückersdorf dieses Mal nicht nur über die Zusammensetzung des künftigen Gemeinderats entschieden, sondern auch über das Amt des Bürgermeisters. Das ist neu. Die krankheitsbedingten Ausfälle früherer Rathaus-Chefs hatten in Rückersdorf nämlich dazu geführt, dass jahrzehntelang über den Bürgermeister außerhalb der Reihe abgestimmt wurde.

Auch der amtierenden Bürgermeister Peter Wiesner tritt ja auch Krankheitsgründen (er erlitt im vergangen Jahr einen Schlaganfall) nicht mehr an. Er hat den Rathaussessel 2005 als Kandidat der CSU übernommen und wurde 2011 – mit deutlichem Vorsprung gegenüber seinem Herausforderer Andreas Ellner von den RUW – für weitere sechs Jahre gewählt.

Ihm gehen natürlich die Umstände durch den Kopf, unter denen er 2005 Bürgermeister geworden ist: Eine Neuwahl wurde nötig, nachdem Amtsvorgänger Werner Pleyer sich von einem schweren Schlaganfall nicht mehr erholt hat. Dessen Vorgänger Anton Hess wiederum erlitt das gleiche Schicksal. Wiesners Rückzug aus dem Chefzimmer bewirkt, dass nun Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl wieder zum selben Termin stattfinden können. Nun bewerben sich drei Männer für das Bürgermeisteramt.

Rückersdorf steht gut da, hieß es lange Zeit. Zu den „armen Hunden“ gehört die kompakte Gemeinde im Unteren Pegnitztal, in der auf 3,52 Quadratkilometern rund 4500 Menschen wohnen, nach wie vor nicht. Sie hat aber auch große Auf- und Ausgaben zu bewältigen. Die notwendige Erneuerung der beiden Trinkwasser-Hochbehälter auf der Ludwigshöhe zwang sie zur Kreditaufnahme. Und es stehen noch einige andere Großbaustellen an. Die Rücklagen schmelzen dahin.

2014 wird nochmal ein anstrengendes Jahr – das wurde schon bei der letztjährigen Haushaltsverabschiedung prognostiziert. Trost war und ist, dass viele Ausgaben aus Notwendigkeiten entstehen, Werte schaffen und Betriebsaufwand senken. Aber trifft das auch auf Bürgersaal und Schlossareal zu? Rund eine Million Euro für eine umfassende Sanierung des Bürgersaal-Gebäudes an der Kirchgasse bei deutlichen Nutzungsbeschränkungen? Darf’s etwas weniger sein? Abbruch und Neubau scheiden aus heutiger Sicht aus: An dieser Stelle würde wohl kein Veranstaltungsgebäude mehr genehmigt, Alternativen mit ähnlichem Platzangebot fehlen.

Eine Perle ohne Glanz ist das alte Tucherschloss. Das historisch bedeutsame, denkmalgeschützte Bauwerk verfällt trotz Erhaltungsreparaturen zusehends. Etliche Millionen wären nötig, um die Anlage so herzurichten, dass sie jener Treff- und Dorfmittelpunkt entstehen kann, der dem Ort bisher fehlt. Dazu bräuchte man auch einen direkten Zugang von der Hauptstraße. Das verlangt langen Atem, Ideen, Verhandlungsgeschick – und eine Menge Geld.

Die Hangentwässerung an der Ludwigshöhe soll bald fortgesetzt werden, zusammen mit einem schwierigen Straßenbau. Die Waldschule ist in die Jahre gekommen – ob sie generalsaniert oder durch einen Neubau ersetzt wird, ist noch offen. Angesichts kostenträchtiger Pflichtaufgaben, die einen großen Teil der Gemeinde-Einnahmen aufzehren, ist auch hier Augenmaß verlangt.

Das ist den derzeitigen Gemeinderäten (CSU acht plus 1. Bürgermeister, SPD vier, RUW Rückersdorfer Unabhängige Wähler ebenfalls vier) bewusst. Für den nächsten Gemeinderat wird es eine große Herausforderung sein, Notwendiges und Wünschenswertes klar zu unterscheiden. Die Vielfalt im Gremium kann durch diese Wahl zunehmen. Neben CSU, SPD und RUW bewerben sich auch FDP und die Grünen um Ratssitze. Die Nachfolge von Bürgermeister Wiesner streben drei Kandidaten an.


Nochmal zum Geld: Die Gemeinde-Verschuldung hat 2013 doch nicht so drastisch zugenommen wie erwartet. Bei der Haushaltsverabschiedung im April wurde ein Anstieg von 2,61 auf 5,04 Millionen Euro prognostiziert, es wurden aber „nur“ 3,5 Millionen. Statt der befürchteten 1136 Euro pro Kopf sind es jetzt 792, etwas mehr als der Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass geplante Maßnahmen noch nicht ausgeführt werden konnten (z.B. Hangentwässerung und Straßenbau an der Ludwigshöhe). Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Rückersdorf leidet unter Überalterung. Rund 42 Prozent der Einwohner sind über 50 Jahre, die Hälfte hiervon älter als 65. Eine Zukunftsaufgabe für die Gemeinde ist es, als Wohn- und Lebensraum für jüngere Menschen – auch mit eher niedrigem Einkommen – attraktiv zu sein.Thomas Kohl

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