OTTENSOOS — „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns hier finanziell engagieren. Denn diese Brachfläche ist höchst unattraktiv.“ Innenminister Joachim Herrmann hat der Gemeinde Ottensoos bei einem Ortstermin auf dem Kronenbräu-Gelände die Unterstützung des Freistaats signalisiert. Bürgermeister Klaus Falk dürfte dies mit Freude vernommen haben, denn aus eigener Kraft können die Gemeinde beziehungsweise die beteiligte Projektentwicklungsgesellschaft die Pläne für das leer stehende Areal nicht verwirklichen.
Vor rund 14 Jahren lief in der Brauerei in der Ottensooser Ortsmitte die letzte Bierflasche aus der Abfüllanlage, seitdem dümpelt das rund 6000 Quadratmeter große Areal vor sich hin. Es gehört einer Erbengemeinschaft, bestehend aus der Brauerei-Familie Kitzmann und einer kirchlichen Stiftung. Erst letztes Jahr, so Bürgermeister Falk, hätten die Besitzer definitiv ihre Bereitschaft zum Verkauf geäußert.
Deshalb hat man sich jetzt den Projektentwickler ImmoSolution GmbH (ISG) ins Boot geholt, eine Tochterfirma der Nürnberger WBG. Erste Grobplanungen sehen auf dem Gelände generationsübergreifendes und vor allem altersgerechtes Wohnen vor. Denn gerade für Letzteres gibt es in Ottensoos laut Bürgermeister Falk großen Bedarf. Drei der Gebäude – zwei Wohnhäuser und der ehemalige Brauereigasthof – stehen unter Denkmalschutz, sie müssten auf jeden Fall erhalten werden. Im Wirtshaus, in dem bereits in den 70er-Jahren die Lichter ausgingen, könnte das „kulturelle Zentrum“ der Anlage entstehen. Dagegen käme man um einen Abriss der ehemaligen Produktionshallen wohl nicht herum, sagt ISG-Geschäftsführer Kristian Lutz-Heinze.
Allerdings gibt es bei dem Projekt einige Unwägbarkeiten, so vor allem die Altlasten, die vermutlich im Boden schlummern. Hier befinden sich noch Tanks mit einem Fassungsvermögen von bis zu 40 000 Litern. Im Fall eines Neubaus müsste wohl außerdem eine Tiefgarage errichtet werden – ein zusätzlicher Kostenfaktor. „Ohne finanzielle Unterstützung ist das Projekt nicht machbar“, betonte Kristian Lutz-Heinze daher bei dem Ortstermin, zu dem neben Innenminister Herrmann, Bürgermeister Falk, mehreren Gemeinderäten und Regierungsvertretern auch Landrat Kroder gekommen war, der sich vom Innenminister ganz offen einen „monetären Impuls“ erhoffte.
Ein weiteres Problem ist, dass der Freistaat zwar diverse Förderprogramme aufgelegt hat, dass aber wohl keines davon in Ottensoos voll greifen würde. Bereits 2010 hatte sich die Gemeinde für das Programm „Ort schafft Mitte“ beworben, war jedoch nicht zum Zug gekommen. Diesbezüglich sagte der Innenminister jedoch Kooperationsbereitschaft zu: „Wir sind sehr kreativ, was die Kombination verschiedener Förderprogramme angeht.“ Herrmann betonte, wie wichtig vitale Ortskerne für die Identität einer Gemeinde seien.
Bis Ende April sollen nun drei Architekturbüros, die von der isg beauftragt wurden, detaillierte Vorschläge für das Kronenbräu-Areal erarbeiten. Bis dahin dürften auch erste Ergebnisse der Altlasten-Untersuchungen vorliegen. „Es muss doch endlich möglich sein, die Schwelle zur Projektentwicklung zu überschreiten“, hofft Bürgermeister Falk.