Ehrung

Pflegemedaille für Anna Pesel

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde verlieh Landrat Armin Kroder der Neuhauserin Anna Pesel für die aufopfernde Pflege ihres Sohnes Gerhard die Bayerische Pflegemedaille. Auf dem Bild von links: Landrat Armin Kroder, Tochter Renate, Anna Pesel, Sohn Hans und Bürgermeister Josef Springer. | Foto: K. Möller2020/09/Ehrung-Pesel.jpg

BÄRNHOF – Sie kam spät, aber nicht zu spät: die Dank- und Ehrenurkunde sowie die Pflegemedaille für besondere Verdienste um pflegebedürftige behinderte Menschen. Landrat Armin Kroder überreichte Anna Pesel aus Neuhaus-Bärnhof Urkunde und Medaille. Über 60 Jahre hat Anna Pesel selbstlos ihren Sohn Gerhard umsorgt, der von Geburt an schwerbehindert ist.

„Sie haben es verdient“, sagte Bürgermeister Josef Springer zur Begrüßung. Und es sei ihm eine Ehre, bei dieser Ehrung dabei zu sein. Selbstlos habe sie sich in allen Situationen, die das Leben bereithielt, um ihren Gerhard gekümmert. Zu dieser Auszeichnung beglückwünsche er sie.

Mit festem Glauben

Mit der Pflege ihres Sohnes habe sie zusammen mit der Familie etwas Bewundernswertes geleistet, kommentierte Pfarrerin Martina Berthold die hervorragende Auszeichnung. Ohne festen Glauben sei das nicht möglich gewesen. Gott sei Anna Pesel stets zur Seite gestanden. Gottes Geleit sei in der Art, wie sie sich stets für ihren Sohn einsetzte, sichtbar geworden.

Er sei schon lange in der Politik, sagte Landrat Armin Kroder; aber diese Ehrung vornehmen zu dürfen, sei für ihn etwas Einmaliges und Herausragendes. Er sei stolz, denn dahinter stünde nicht nur das Nürnberger Land, sondern der Freistaat Bayern mit Staatsministerin Carolina Trautner und auch der mittelfränkische Regierungspräsident. Er dankte dem Hersbrucker Walter Hübner, der diese Auszeichnung vorgeschlagen habe.

Nach ihrer Heirat zog die Rothenbruckerin zu ihrem Mann Christof nach Bärnhof, dem sie drei Kinder schenkte. Doch beim Gerhard, der 1957 das Licht der Welt erblickte, zeigte sich von Geburt an, das sein Leben keine normale Entwicklung nehmen würde. Ohne Auto und mit der Landwirtschaft im Rücken kam auf seine Mutter eine große Belastung zu, wusste Kroder zu berichten. Bei der Einschulung zeigte sich, dass der Entwicklungsverzögerung eine ernsthafte Behinderung zu Grunde liegt. Immer wieder wurde seine Einschulung nach hinten geschoben, bis Gerhard zehn Jahre alt war. Auch der Versuch der Eingliederung in die Sonderschule scheiterte.

Am Wochenende daheim

Schließlich erfuhr seine Mutter zufällig, dass ihr Sohn mit zehn Jahren nicht mehr eingeschult werden konnte. In ihrer Not wandte sie sich an den Veldener Pfarrer Wehr, der sich mit der Diakonie Nürnberg in Verbindung setzte und in kürzester Zeit einen Heim- und Schulplatz in den Bruckberger Heimen vermittelte, wo Gerhard acht Jahre die Schule besuchte und eine dreijährige handwerkliche Lehre absolvierte. In all den Jahren habe die Mutter ihren von Heimweh geplagten Sohn an allen Wochenenden nach Haus geholt und dafür extra den Führerschein gemacht.

1979 sei Gerhard zur Lebenshilfe Günthersbühl gekommen, um dort handwerklichen Tätigkeiten nachzugehen. Da die Mutter gewusst habe, der Sohn könne wegen seines Heimwehs dort nicht dauernd bleiben, habe er daheim gewohnt und sei mit dem Bus zur Betreuung durch die Lebenshilfe gebracht worden, so Kroder weiter. Nach dem Tod ihres Mannes vor zweieinhalb Jahren, der auch – blind und auf den Rollstuhl angewiesen – über vier Jahre ihrer Pflege bedurfte, wohnt und lebt Pesels Sohn im Haus Weiher der Rummelsberger Diakonie, zumal sich dessen gesundheitlicher Zustand verschlechterte.

Was Anna Pesel in all den Jahren mit ihrer häuslichen Pflege – meist ohne staatliche Hilfe – geleistet habe, sei bewundernswert, resümierte Kroder. Selbstlos habe sie eigene Wünsche stets hintenan gestellt. Sie verdiene Respekt und Hochachtung für die aufopfernde Betreuung. Ihre Leistung werde mit der Urkunde und der Pflegemedaille gewürdigt. Anna Pesel sei ein großes Vorbild, denn viele würden an so einer Aufgabe schon viel früher scheitern. „Auf diese Menschen sind wir stolz.“ Von Herzen wünschte der Landrat Anna Pesel alles Gute er ziehe vor ihr seinen Hut.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren