Herpersdorfer Bauern klagen über den Zustand ihrer Anbauflächen

Trockenheit und Hitze machen dem Hopfen zu schaffen

Bauer Norbert Friedrich (rechts) führt Kollegen und Politiker durch seine Hopfenanbauflächen, die vom extremen Sommer gezeichnet sind. Foto: Kirchmayer2015/08/Hopfen_Begehung.jpg

HERPERSDORF — Für Freibad-Freunde und Sonnenanbeter ist es ein toller Sommer, für Bauern ein Horrorjahr. Hitze und Trockenheit haben ihre Spuren auf den Feldern hinterlassen. Das gilt besonders für den Hopfenanbau. Während in den vergangenen Saisons auf der so genannten Hopfenbegehung, zu der das Landwirtschaftsamt jährlich einlädt, kräftige, volle Dolden präsentiert werden konnten, sind die Pflanzen heuer verkümmert.

Hopfenbauer Norbert Friedrich wollte die Veranstaltung auf seinem Hof in Herpersdorf eine Woche vorher schon absagen, verrät Werner Wolf, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth, das auch für das Nürnberger Land und Eckental zuständig ist. An Friedrichs mangelnder Gastfreundlichkeit lag das nicht, auch nicht daran, dass für Speis und Trank der rund 50 Gäste nicht gesorgt gewesen wäre.

Friedrich war besorgt um das Bild, das seine Hopfenfelder abgeben. Er kann wenig dafür. Der 53-Jährige hat seine 22 Hektar Hopfenanbaufläche gegossen, so gut es ging, gedüngt wie sonst, rund 15 Kilogramm reinen Stickstoff. Mehr nicht, sonst werden die Pflanzen krank. Das Problem waren bei Friedrich genau wie bei den anderen elf Hopfenbauern im näheren Umkreis, dem sogenannten Siegelbezirk Hersbruck, zu dem auch das PZ-gebiet gehört, schlicht und ergreifend die Hitze und die Trockenheit.

„Wir haben ein extremes Jahr hinter uns“, sagt Markus Eckert, Vorsitzender des Siegelbezirks, dessen Anbaugebiete teilweise neben denen von Friedrich liegen. „Es war unerträglich, mit anschauen zu müssen, dass es einfach nicht regnen will. In landwirtschaftlichen Familien dreht sich am Schluss alles nur um das Wetter.“
Das weiß auch Werner Wolf: „Schon an 16 Tagen in diesem Sommer lag die Temperatur bei über 30 Grad“, dabei gab es heuer nur 40 Prozent der normalen Niederschlagsmenge. „Die dramatischen Auswirkungen hinterlassen Spuren an den Pflanzen und der Natur, aber auch an der Gemütsverfassung der Menschen.“ Zwischen 30 und 70 Prozent weniger Ernte gebe es bei allen Kulturen, so Wolf.

Zahlreiche Gäste sind bei der Hopfenbegehung dabei, unter anderem Vize-Hopfenkönigin Helena Kreitmair aus dem Anbaugebiet Hallertau, Vertreter von Brauereien und der Lokalpolitik, darunter Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle.
Vor Ort in den Hopfenfeldern ist auch die Bürgermeisterin ganz erschrocken. Die Hopfenpflanzen von Norbert Friedrich und Markus Eckert  sind verkümmert. „Auch der Nicht-Fachmann sieht, dass da fast gar nix dran hängt“, fasst es Landrat Armin Kroder später zusammen.

Statt wie in guten Jahren  kräftige,  üppige Dolden präsentieren zu können, muss Friedrich erklären, woran es heuer hapert: Das gelbe Lupulin macht den Brauwert aus, erklärt der Bauer, in dieser Saison ist aber kaum etwas drin in den Dolden. Diese hätten „einen vollkommen unterdurchschnittlichen Gehalt an Alphasäuren“, einem der wichtigsten Bestandteile des Hopfens. „Ohne Inhaltsstoffe fehlt dem Hopfen das Gewicht, damit fehlt mir das Geld.“

Hoffen auf „Herkules“

Friedrich baut insgesamt sechs Sorten an und hofft vor allem noch auf „Herkules“. Die Hochalpha-Sorte, die viele Bitterstoffe enthält und mit der Pils gebraut wird, wird nämlich erst Ende September geerntet. „Es müsste jetzt noch mehr regnen“, sagt Friedrich. Das hofft auch Eckert, der ankündigt, alle seine Hopfensorten später als sonst zu ernten.


Friedrich besitzt neben 52 Hektar Fläche für Landwirtschaft auch noch einen Kfz-Reparaturbetrieb. „Daraus erwischafte ich meinen Lebensunterhalt“, sagt er. Die schlechte Ernte trifft ihn also weit weniger als andere Landwirte.

Die Hopfenbauern im Siegelbezirk sind im Vergleich zum Vorjahr einer weniger geworden. Hans Luber aus Altensittenbach hat altersbedingt aufgehört, der Betrieb wird nicht weitergeführt. „Vor 30 Jahren war der Schnaittacher Badsaal bei Versammlungen voll“, erinnert sich Werner Wolf, damals gab es noch über 200 Hopfenbauern im Siegelbezirk Hersbruck.Vor zehn Jahren waren es noch rund 20. Mittlerweile hat sich die Zahl auf sehr geringem Niveau eingependelt. Von Neueinsteigern geht keiner aus.

Friedrich baut auf seinen Sohn Michael als Nachfolger, wenn er selbst zu alt wird. Der 17-Jährige macht gerade eine Lehre als Karosseriebauer, eine Ausbildung zum Landwirt soll folgen. Der Betrieb Friedrich, schon seit 1930 im Familienbesitz, wird also weitergeführt. Daran sollen auch in Zukunft extrem trockene und heiße Jahre nichts ändern.

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