LAUF — Die Amtseinführung des neuen Laufer Stadtpfarrers Jan-Peter Hanstein war ein viel versprechender Anfang in der mit weit über 600 Gläubigen besetzten Johanniskirche. Nicht nur wegen der spürbaren Erleichterung in der Gemeinde nach einer Zeit der Vakanz, sondern auch, weil der 48-Jährige in seiner ersten Predigt gleich deutlich die Menschlichkeit im Sinne des Evangeliums über Management-Denken stellte. Zur aktuellen Flüchtlingsproblematik bezog er klar Stellung.
Es war auffällig, wie viel bei dem Einführungsgottesdienst und auch noch beim Empfang auf dem Kirchenplatz danach gelacht wurde. Einen Gutteil dazu trug schon Dekan Werner Thiessen bei, der eine sehr launige Einführung sprach. Spätestens als er sagte, die Menschen in Rödelsee, wo der 48-Jährige vorher gewirkt hatte, hätten den beliebten Pfarrer ganz freiwillig ziehen lassen, bemerkte jeder in der Kirche die Ironie. Angefangen bei den Rödelseern, die zum gestrigen Einführungsgottesdienst eigens mit einem Bus nach Lauf gekommen waren. Ähnlich riss der Dekan die Baustellen-Probleme der evangelischen Gemeinde in den vergangenen Jahren an: Baustellen finde der neue Stadtpfarrer ja keine mehr vor – „die sind doch längst abgearbeitet –oder?“, fragte er schelmisch grinsend und schaute sich um.
Es sieht tatsächlich so aus, als müsse sich der Stadtpfarrer und „Dehnberger Dorfpfarrer“, wie er selbst betonte, weniger mit Baustellen-Management, aber durchaus noch länger mit Schulden beschäftigen. Das wolle er ganz pragmatisch tun, sagte Hanstein in seiner Predigt, die sich auf die Bergpredigt und Jesu Aufforderung bezog: „Sorgt nicht um euer Leben“, sondern „trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“. Freilich gelte es in Lauf zu sparen und gut zu wirtschaften, aber er verstehe seinen Beruf auch noch ganz anders.
„Don‘t worry be happy“ habe er eigentlich summen wollen und dazu mit den Fingern schnippen zu Beginn, es dann aber doch gelassen, angesichts des „ernsten Profils der Gemeinde, das ihr der Kirchenvorstand verpasst“ habe. Für treffender halte er in dieser Situation das Gedicht von Matthias Claudius „Ich danke Gott und und freue mich, wie‘s Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, bin“. So wolle er es als Seelsorger halten und als solcher erinnerte er von der Kanzel daran, wie privilegiert er sich fühlen könne, als neuer Pfarrer in ein gemachtes Nest mitten in Lauf einziehen zu können. Er sagte es nicht, aber wer sich auf den Kirchenbänken angesprochen fühlen wollte, konnte es. Spätestens nach dem Hinweis, dass sich Jesu Worte auf Menschen in ganz anderen Situationen bezogen, wenn es an die Existenz geht, wenn Essen, Schlafplatz und Kleidung fehlen. Dieser Blick relativiere vieles.
So kam er fast zwangsläufig auf die aktuelle Politik. Kanzlerin Angela Merkel habe ihn – „und die Bedenkenträger“ – überrascht, sagte er. Es sei „eine große Geste der Solidarität“ gewesen, die Flüchtlinge zuerst ins Land zu lassen und sich danach erst um die Formalien zu kümmern. Er sei sicher, dass ihr Entschluss bereits in Heidenau gefallen sei, als sie ausgepfiffen wurde. Ihr sei klar geworden, so seine Deutung, dass eine Gesellschaft zerfällt, „wenn sich ein Teil nur um sich selbst kümmert“. Er lobte dabei die öffentliche Forderung des Laufer Kirchenvorstands, im Asylrecht nicht alle Menschen über einen Kamm zu scheren.
Ihm sei aber klar, sagte Hanstein: „Ich bin nicht der Laufer König, nicht der Bürgermeister, ich bin nur ein Pfarrer und habe im Kirchenvorstand nur eine Stimme“. Er habe auch keinen Masterplan, man müsse von Tag zu Tag sehen, „welche Möglichkeiten uns Gott schenkt“. Als Christ wisse man: „Es liegt nicht in unserer Hand, wie sehr wir uns auch sorgen.“
Er bezog klar Stellung?
Gut dann werfe ich den ersten Stein, denn nur wenn einbricht, was Andere als Lebenslüge aufgebauen, ist Wandel und Hilfe möglich:
Wieviele Mitglieder – ihm eingeschlossen – des Kirchenvostands haben eine private Verpflichtungserklärung unterschrieben und lassen Menschen OHNE Flucht in unser Land kommen?
Bitte endlich mal eine Antwort, ob er Flucht für besser hält, als Hilfe die VOR einer Flucht ansetzt und auch Frauen hilft!
Der Laufer Kirchenvorstand kritisiert, lebt aber nicht selber Zeugnis.
– Marco Vogt