Nürnberger Land – Für Kinder sind Corona-Schnelltests kostenlos – doch das gilt offensichtlich nur für Testzentren und Apotheken. Denn wer beim Kinder- oder Hausarzt einen Antigen-Schnelltest für den Sprössling machen lassen möchte, der wird oft zur Kasse gebeten. Tatsächlich müssen Arztpraxen diese Variante nicht kostenfrei anbieten, wie eine PZ-Recherche ergeben hat.
Zwei Tage lang war der neunjährige Sohn einer Leinburgerin mit leichten Erkältungssymptomen von der Schule zu Hause geblieben, dann ging sie mit ihm zur Kinderärztin, um ihn – wie für den Schulbesuch vorgeschrieben – auf Corona testen zu lassen. Weil er am nächsten Tag wieder zur Schule gehen wollte, bat die Mutter um einen Schnelltest … und fiel aus allen Wolken. Denn der sollte in der Praxis 30 Euro kosten. Ein PCR-Test wäre dagegen kostenlos, sagte man der Mutter. Allerdings müsste sie auf das Ergebnis voraussichtlich 24 Stunden warten. Ihr Sohn hätte am nächsten Tag also noch nicht wieder in die Schule gekonnt.
Sie verließ die Praxis ziemlich frustriert und ging mit ihrem Kind zu ihrer Hausärztin, wo der Schnelltest auch nicht kostenlos angeboten wurde, aber mit 15 Euro immerhin für die Hälfte. Andere Eltern berichten von ähnlichen Erfahrungen, aber auch von Ärzten, die für den Schnelltest bei Kindern nichts verlangen.
Keine einfache Recherche
Verwirrung also bei vielen Eltern und auch die PZ-Recherche zum Thema gestaltet sich nicht ganz einfach. Auf Anfrage antwortet das Bayerische Gesundheitsministerium, dass „asymptomatische Kinder“ unter zwölf Jahren zwar generell einen Anspruch auf einen kostenlosen Antigen-Schnelltest haben. Diesen müssen allerdings nicht zwangsläufig alle Praxen anbieten, argumentiert die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) Bayern. Deshalb sollte man sich vorab beim Arzt erkundigen. Für „leicht symptomatische Kinder“, so das Gesundheitsministerium weiter, die einen negativen Testnachweis für die Schule vorlegen müssen, gebe es dagegen die Möglichkeit der kostenlosen Testung in lokalen Testzentren.
Diese haben allerdings im Nürnberger Land zuletzt ihr Angebot deutlich eingeschränkt. So wurde die vom Roten Kreuz betriebene Teststelle in der Neuen Mitte in Röthenbach ganz geschlossen, die Testzentren des Landkreises in Lauf und Hersbruck sind täglich nur noch eine Stunde geöffnet.
Dagegen wird ein PCR-Test bei „symptomatischen Kindern“ in den Praxen von den Krankenkassen bezahlt. Denn dieser gilt laut Bayerischem Gesundheitsministerium als „Krankenbehandlung“. Über die medizinische Notwendigkeit entscheide jedoch allein der Arzt. Für die Abrechnung eines PoC-Antigentests, also eines Schnelltests, bei symptomatischen, gesetzlich versicherten Personen bestehe jedoch aktuell „keine Rechtsgrundlage“.
In manchen Praxen geht es doch
Manche Praxen haben aber dennoch die Möglichkeit, einen Schnelltest für Kinder über die KVB abzurechnen, schreibt die Pressestelle des Ministeriums auf Nachfrage weiter. Wenn sie nämlich an die Corona-Warn-App angeschlossen sind, erhalten sie 11,50 Euro pro Test vergütet.
Doch das ist anscheinend gar nicht so einfach, wie eine Kinderärztin berichtet. Sie habe schon vor gut mehreren Wochen versucht, ihre Praxis bei dem Portal zu registrieren und saß dazu nach eigener Aussage „Stunden am Telefon“. Seitdem sei keine Freischaltung erfolgt.
Der Betrag von 30 Euro, den sie für einen Schnelltest verlangt, sei in der Tat sehr hoch, räumt die Medizinerin ein und eher als „Abschreckung“ gedacht. „Wir haben über die Höhe schon oft diskutiert. Doch wenn sich alle Kinder, die zurück in den Kindergarten oder in die Schule wollen, bei uns testen lassen würden, dann schaffen wir das von der Kapazität her gar nicht.“ Schließlich müssten die meisten, auch bei leichten Symptomen, zumindest kurz angeschaut werden und danach noch 15 Minuten in der Praxis auf das Ergebnis warten.
Beim Anruf in einer anderen Kinderarztpraxis erklärt ein Arzt, man mache prinzipiell so gut wie keine Schnelltests, weil deren Aussagekraft sehr gering sei. Das Ergebnis des PCR-Tests liege ja in der Regel inzwischen innerhalb eines Tages und damit im Vergleich zum Beginn der Pandemie schnell vor.