Jahresbilanz zum Fremdenverkehr in Hersbruck

„Keine Tourismusregion“

So viele Radler, wie hier beim Besuch der Nürnberger Altstadtfreunde im Juni auf den Spuren Karls IV., sind selten gleichzeitig in Hersbruck, trotz schöner Möglichkeiten. Foto: M. Scholz2016/07/7258358.jpeg

HERSBRUCK – Ein Mittelzentrum inmitten einer schönen Natur- und Kulturlandschaft wie Hersbruck kann nicht zufrieden sein mit 10 619 Gästen, die 15 169 Mal in der Stadt übernachten. Das sind die Fremdenverkehrszahlen für 2015 abzüglich AOK-Bildungszentrum und Psorisol-Klinik. Über die Situation und Auswege gab es eine Aussprache im Kulturausschuss. Der Bürgermeister bleibt dabei: Die klamme Kommune muss kleine Brötchen backen.

Seit 2011 gibt es keine eigenständige Tourismuswerbung mehr für Hersbruck und die umliegende „Schweiz“. Die damalige Zentralisierung in Lauf und Markenbildung innerhalb des Tourismuskonzeptes Nürnberger Land habe sich bewährt, bilanziert Christoph Rothkegel in seinem Jahresbericht. Der kommt vom Bürgerbürochef, weil dort seit fünf Jahren die ehemals selbstständige Hersbrucker Tourist-Info integriert ist.

Nach Bekunden der Verwaltung läuft dies gut, aber es könnte noch besser sein. Denn in der Bilanz steht auch: „Eine weitergehende Aufgabenbündelung und -Fokussierung innerhalb der Stadtverwaltung könnte durch die Schaffung der Stelle einer Fachkraft für Veranstaltungen und Tourismus erreicht werden. Dies wurde jedoch im Zuge der Haushaltskonsolidierung bislang noch zurückgestellt.“ Sprich: Hersbruck könnte als Fremdenverkehrsziel durchaus verbessert und bekannter werden, dafür fehlt aber das Geld.

Ein Ansatz wäre, das weitgehend ungenutzte Cittáslow-Siegel systematisch einzusetzen, wie es die Tourismusmanagerin Louisa Immel in ihrer Bachelorarbeit vorschlägt. In der Sitzung kamen weitere Probleme zur Sprache. Zum Beispiel die jetzt aus Gerechtigkeitsgründen gestrichene Übernachtungsabgabe. Franz Benaburger ging darauf ein. Jahrelang sei sie auf freiwilliger Basis erhoben worden als finanzieller Beitrag der Zimmerwirte zur Hersbrucker Tourismuswerbung. „Manches Verhalten war enttäuschend“, sagte der CSU-Stadtrat. Seine Kritik: Es sei manchmal schwierig, den Argumenten der Gastronomen zu folgen. Im Kern sei es aber so, dass der eine „sowieso jeden Abend volles Haus hat“ und dem anderen „jede Abgabe Schwierigkeiten bereitet“.

Zwei Hotels weniger
Die Übernachtungszahlen seien auch niedriger, merkte Claudia Häffner an, weil zuletzt zwei Häuser wegfielen: der Buchenhof und das Petit Hotel Panorama, beides jetzt Asylbewerberunterkünfte. Nun sei zu hoffen, dass es mit dem Hotelbau auf dem Posthof-Areal klappt. Sie meinte, dass nicht nur die Übernachtungen zählen, sondern auch Tagesgäste. „Die könnten wir aus der Metropolregion schon gewinnen.“ Dafür bräuchte es aber ein Konzept, was die SPD in Hersbruck beharrlich fordert.

Bürgermeister Robert Ilg antwortete, man könne über vieles nachdenken, dann käme aber rasch „die Rolle rückwärts“. Er wisse schon, dass es „im Bereich Stadtmarketing einen großen Nachholbedarf gibt“. Angesichts der hohen Schulden Hersbrucks „müssen wir dann aber auch sagen wie“. Es fehle einfach „das nötige Kleingeld“. Ein größerer Wohnmobilplatz hätte seiner Ansicht nach auch Potenzial. Der Platz vor der Therme werde zum Beispiel gerne angefahren. Auch der Fahrradtourismus boome.
Armin Steinbauer berichtete, dass viele Gäste mit dem Bayernticket per Bahn ankämen und dann fragten, was sie hier denn unternehmen könnten. Dabei ging es auch um eine fixe erste Anlaufstation. Denn seit die Tourist-Info zum Bürgerbüro gehört, hat sie auch nur werktags und da auch nicht immer geöffnet. Dorothea Müller Philipps Sohn merkte an, sie gehe bei Ausflügen andernorts immer zuerst zur Tourist-Info.

Ilg nannte dies „Luxus“. Dafür fehle in Hersbruck die Gäste-Frequenz. Es dürfe nicht vergessen werden,dass Hersbruck weit davon entfernt sei, sich als Tourismusregion sehen zu können. Wenngleich es den diesbezüglich attraktivsten Teil des Landkreises biete, „reicht ein Leuchtturmprojekt wie die Therme sicherlich nicht aus“. Er ist gegen eine wieder selbstständige Tourist-Info. Für eine App oder eine eigene Homepage dagegen wäre er zu haben – „die digitale Welt hat Zukunft, einen Tresen und Flyer braucht heute doch kein Mensch mehr“.

Weitere Zahlen von 2015: Übernachtungen mit AOK-Bildungszentrum (39 692) und Psorisol (35 865): 90 726, was 3,5 Prozentpunkte weniger sind als im Jahr davor. Gästeankünfte mit AOK und Psorisol: 20 874 (+ 0,4 Prozent). An den gewöhnlichen Stadtführungen nahmen 300 Menschen teil, an 46 Gruppen-Rundgängen 1050.

Sechs Rundfahrten
Außerdem buchten 200 Personen im vorigen Jahr sechs Zweitäler-Rundfahrten und 50 Personen entschieden sich für zehn Pauschalangebote: fünf Mal „Wohlfühltage“, ein Mal „Biertage“, zwei Mal „Wandern ohne Gepäck“ und zwei Mal „Kulinarisches für Feinschmecker“.

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