Harsche Kritik an der Partei

Dobbert tritt bei den Grünen aus

Joachim Dobbert trat heute bei den Grünen aus. Er tritt für die „Bunte Liste Bürgerdemokratie“ an.
Joachim Dobbert trat heute bei den Grünen aus. Er tritt für die „Bunte Liste Bürgerdemokratie“ an.2014/02/5_2_1_2_20140226_DOBBERT.jpg

SCHNAITTACH — Es war wohl eine Frage der Zeit: Joachim und Karin Dobbert, Ur-Gesteine der Grünen im Landkreis, werfen das Handtuch. Vorgestern traten beide nach 30 Jahren aus der Partei aus und Joachim damit auch aus der Kreistagsfraktion. Gestern löste Karin Dobbert den Schnaittacher Ortsverband auf und informierte die Mitglieder. Die Gründe: zum einen das Bekenntnis der Landtags-Grünen zur Stromtrasse, daneben würden die Grünen ihre Ideale „verkaufen“ und außerdem die Verweigerung von Geld für den Wahlkampf des Ortsverbands Schnaittach.

Durch den Beschluss im Landtag machten sich die Grünen „zu Handlangern der Stromriesen. Denn es ist für mich ohne jeden Zweifel, dass die großen Stromkonzerne die geplante Stromtrasse nur benötigen, um durch Braunkohle erzeugten Strom aus Sachsen-Anhalt durch unseren Landkreis nach Südbayern und von dort zum weiteren Export zu transportieren“, sagt Joachim Dobbert. Für ihn sei klar, „dass die Grünen sich radikal entgegen ihren ursprünglichen Zielen und zu ihrem Nachteil verändert haben. Ursprünglich aus der Friedens-, Umwelt- und Frauenbewegung hervorgegangen, verkaufen die neuen Grünen ihre Ideale, wo immer es möglich ist“.

Ein weiterer Grund, warum die Dobberts austreten: „Zum anderen hat der Kreisverband der Grünen dem Ortsverband Schnaittach eine finanzielle Wahlkampfbeteiligung verweigert. Der OV Schnaittach sei kein formal ordentlich gegründeter Ortsverein heißt die fadenscheinige, kleinliche und revanchistische Begründung.“

Dazu Ulrike Eyrich, Sprecherin des Kreisverbands: „Ein Vorstand muss aus drei Personen bestehen, das hat der Ortsverband Schnaittach nicht nachgewiesen. Obwohl man so etwas auch durch Nach-Wahl nachholen hätte können. Das Geld der Partei steht keinen Personen, sondern einem Ortsverband zu, der dann demokratisch darüber entscheidet.“

Das stößt vor allem Karin Dobbert sauer auf. „Kleinlich und engstirnig“ sei diese Begründung. Der Schnaittacher Ortsverein habe nur noch aus einigen wenigen Aktiven bestanden. „Da brauche ich kein Amt für einen Schriftführer vergeben.“ Solche Kriterien habe es in der Vergangenheit nicht gegeben, weiß Dobbert, die selbst jahrelang ehrenamtlich die Kassiererin des Kreisverbands war. „Hätte ich nach solchen Formalitäten entschieden, hätte kaum ein Ortsverband Gelder bekommen. Für uns stand aber immer im Mittelpunkt, dass die Grünen als Partei im Wahlkampf klar erkennbar sein müssen.“ Das sei beim Schnaittacher Ortsverein der Fall – auch wenn man dieses Mal zusammen mit den Freien Wählern, den Piraten und unabhängigen Bürgern als „Bunte Liste“ in Schnaittach antrete.

„Unser Austritt war nur eine logische Konsequenz“, sagt Karin Dobbert. „Vielleicht wollte man uns auf diese Weise aus dem Kreisverband drängen, zumindest hat man dies aber billigend in Kauf genommen.“

Die Dobberts waren fast 30 Jahre lang in der Partei, seit 1996 war Joachim Dobbert Mitglied des Kreistags, er war zwölf Jahre lang Kreistagsfraktionssprecher, dreimal Landratskandidat und einmal Landtagskandidat. Karin Dobbert war jahrelang für die Landkreis-Grünen engagiert und sitzt seit 1996 im Schnaittacher Marktrat.

Dass die Bindung zu den Grünen nicht mehr so eng sein kann wie früher, bekräftigte bereits ein Schritt Joachim Dobberts im November 2013. Da rechnete er mit dem Partei-Kollegen Benedikt Bisping, Laufs Bürgermeister, ab, bezichtigte ihn der Ämteranhäufung, warf ihm Selbstdarstellung, Bevorzugung „seiner“ Stadt und wenig grüne Politik vor (wir berichteten). Dobberts Konsequenz damals: Er gründete die „Bunte Liste Bürgerdemokratie“, für die er auf Listenplatz eins bei der Kreistagswahl am 16. März steht.

Genau hier sieht Karin Dobbert den eigentlichen Grund für die Weigerung des Kreisverbands, den Wahlkampf in Schnaittach zu unterstützen: „dass mein Mann die Grüne-Kreistagsfraktion verlassen hat und auch bei der Kreistagswahl als Spitzenkandidat einer Bunten Liste antritt.“ Hierfür sei selbstverständlich nie Geld von den Grünen gefordert worden, denn diese treten im Landkreis ja selbst als Partei an.

Ulrike Eyrich sagt dazu abschließend: „Ich bedauere die ganze Sache, auch die Abspaltung von den Grünen mit der Bunten Liste. Dazu wurde Herr Dobbert ja nicht gedrängt. Die Grünen haben ihm die Zusammenarbeit nie verweigert – er wollte das von sich aus nicht.“

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren