OBERES PEGNITZTAL – Für die Elektrifizierung der Trasse von Nürnberg zur tschechischen Landesgrenze wurde die rund 140 Kilometer lange Strecke in sechs Planungsabschnitte eingeteilt. Besonders der zweite Planungsabschnitt habe die DB Netz AG vor echte Herausforderungen gestellt, so Matthias Trykowski, Leiter Bahnausbau Nordostbayern.
Auf den rund 18 Kilometern von Vorra bis Ranna müssen neben dem Bau der Oberleitung auch vier Straßen- und 16 Eisenbahnbrücken angepasst oder neu gebaut werden. Deshalb habe man für das obere Pegnitztal mit seinen sieben Tunneln und den zahlreichen historischen Eisenbahnbrücken zwei verschiedene Varianten erarbeitet, mit denen dieser schwierige Abschnitt elektrifiziert werden könne, betont Trykowski.
Die Ergebnisse der Vorplanungen zeigten, dass an allen Eisenbahnüberführungen im Bereich der Gemeinde Vorra und der Marktgemeinde Neuhaus aus Sicherheitsgründen Erdungen sowie ein Schallschutz an den Brücken vorgesehen seien. Damit würden relativ geringe Eingriffe notwendig. Wegen des schlechten baulichen Zustands sei aber eine Erneuerung von Pegnitzbrücken vor und nach Neuhaus beziehungsweise beim Feldweg Hammerschrott als separates Projekt geplant.
Kein Platz für den Draht
Problematisch ist die Elektrifizierung durchs Pegnitztal, weshalb man zwei Varianten untersucht hat. Hier gebe es auf nur acht Kilometer Strecke neben den sieben Tunnels 14 denkmalgeschützte Brücken in enger Abfolge. Die Tunnel sind sehr niedrig, sodass keine Oberleitung zur Versorgung der Züge mit Strom eingebaut werden kann. Soll der Zugverkehr weiterhin auf der bestehenden Strecke fahren, müssten die Tunnel aufgeweitet werden, um dafür Platz zu schaffen. Dazu brauche es einen größeren Gleisabstand und Rettungswege. Wenn der Gleisabstand im Tunnel verändert wird, müsse dies auch auf den Brücken erfolgen.
Die zweite Variante: Ein neuer Streckenverlauf von Vorra nach Neuhaus mit einem fünfeinhalb Kilometer langen Neubautunnel, der etwa 100 Meter unterhalb von Hartenstein durch den Berg führt. Der Tunnel würde aus zwei separaten Röhren mit je einem Gleis in einer Entfernung von etwa 30 Metern bestehen. Die Röhren wären jeweils zirka siebeneinhalb Meter hoch und sieben Meter breit. Alle 500 Meter würden die beiden Röhren durch insgesamt zehn Querstollen miteinander verbunden.
Anfangs- und Endpunkt des Tunnels läge bei Artelshofen nahe dem Wildenreuthweg und im Norden bei Engenthal. An beiden Stellen müssten über je zwei etwa 200 Meter lange Brücken jeweils Staatsstraße und Pegnitz zur Anbindung an die Bestandsstrecke überquert werden. Mit einer mehrjährigen Bauphase wäre zu rechnen.
Zwei Halte weniger
Fakt wäre aber auch, dass mit dem Hartensteiner Tunnel die Haltestellen Rupprechtstegen und Velden nicht mehr angefahren würden. Ausbau und Unterhalt einer doppelten Infrastruktur seien aufgrund der enormen Kosten nicht verhältnismäßig.
Weitere Artikel zum Thema
Bei der Sitzung des Koordinierungsrates im Mai wies Landrat Armin Kroder ausdrücklich darauf hin, dass ein Neubautunnel Hartenstein auf wenig Begeisterung im Nürnberger Land stoße: „Der Landkreis sieht für diese Variante viele ökologische, wirtschaftliche und rechtliche Probleme.“
Chat mit Projektteam
Bei dem Online-Infotermin am Mittwoch, 1. Juli, stellt das Projektteam ab 18 Uhr die Planungsergebnisse des zweiten Planungsabschnitts vor und erläutert lokale Gegebenheiten. Bürger können über einen Chat Fragen stellen. Die Teilnahme ist an jedem Gerät mit Internetzugang möglich. Eine vorige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Zugang über www.bahnausbau-nordostbayern.de/infotermine und www.bahnausbau-nordostbayern.de/infotermine