SCHNAITTACH/VILSHOFEN – Zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Nationalsozialisten im Nürnberger Land haben Berufsschüler der Maurerklasse am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, in Vilshofen fünf Stolpersteine verlegt. Einer trägt den Namen von Flora Altbaier. Sie stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Schnaittach. In ihrem Heimatort erinnert bereits seit 2006 ein Stolperstein in der Birkensteingasse an ihr Schicksal.
Flora Altbaier wurde am 2. November 1880 als Tochter des Kaufmanns Leopold Altbaier und seiner Frau Regina geboren. Sie war Modistin und verkaufte Hüte und Accessoires in ihrem kleinen Laden in der Birkensteingasse. Bilder zeigen die junge Flora fröhlich mit ihrer christlichen Nachbarin Christine Wolfrum auf der Bank vor deren Anwesen sitzend. Die vor zwei Jahren hochbetagt verstorbene Schnaittacherin Josefine Redel war mit Flora Altbaier gut bekannt. Sie erzählte manche Geschichte über sie und hatte sich 1938 ihres kleinen Hundes angenommen.

Altbaier musste Haus verkaufen
Altbaier wurde von den Nazis im Zuge der „Arisierung“ gezwungen, ihr Haus für nur 2000 Reichsmark an den Markt Schnaittach zu verkaufen und ihren Heimatort nach dem Novemberpogrom 1938 zu verlassen. Sie zog am 22. Dezember 1938 zu ihrem Bruder Gustav Altbaier nach Vilshofen in dessen Haus am Stadtplatz.
Gustav Altbaier hatte schon seit der Machtübernahme 1933 an eine Ausreise gedacht. Es gelang ihm noch, nach schrecklichen Repressalien und kurz vor Kriegsausbruch, im Juli 1939 mit seiner Familie nach London auszureisen und später in die USA zu emigrieren. Seine Geschwister konnten diesen Weg nicht mehr gehen. Sie mussten Vilshofen jedoch verlassen.
Altbaiers Schwester Hanni Haag und ihr Ehemann Aron wohnten zuletzt in Regensburg und wurden 1942 ins KZ Piaski in Polen deportiert. Für sie wurden am 27. Januar 2008 Stolpersteine am Stadtplatz in Vilshofen verlegt, die jetzt erneuert wurden.

Auch ein Stolperstein in Nürnberg
Genau 14 Jahre später kam ein Stolperstein für Flora Altbaier dazu. Sie hatte seit September 1939 in der Essenweinstraße in Nürnberg gewohnt. In sogenannten „Judenhäusern“ wie diesem wurden Jüdinnen und Juden untergebracht und überwacht.
Flora Altbaier und ihr ebenfalls aus Schnaittach stammender Cousin Heinrich Altbaier wurden am 27. November 1941 von Soldaten abgeholt und zum Sammellager auf das Reichsparteitagsgelände gebracht. Am nächsten Abend wurde es den 1008 Gefangenen gestattet, einen Schabbat-Gottesdienst unter freiem Himmel abzuhalten.
Sterbeort bis heute unklar
Am 29. November wurden sie schließlich zum Bahnhof Märzfeld getrieben und mussten in den Deportationszug steigen, der gegen 15 Uhr abfuhr und am 2. Dezember 1941 Riga erreichte. Ob Flora bereits unterwegs ums Leben kam oder noch das Konzentrationslager Riga-Jungfernhof erreichte und dort ermordet wurde, ist bisher unklar.
Das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunther Demnig setzt europaweit starke Zeichen des Erinnerns. Und überall verneigt man sich unwillkürlich vor den Opfern, wenn man sich über einen Stolperstein beugt, um den Namen zu lesen. In Schnaittach und nun auch in Vilshofen über den von Flora Altbaier.